2398 - Aufbruch nach Hangay
etwas anderes nachdenken.
Die Traitanks waren wehr- und hilflos.
Wir nicht.
Ich dachte keine zwei Sekunden lang nach und traf eine Entscheidung.
Meine Erfahrungen als arkonidischer Admiral hatten mich gelehrt, notfalls mit gebotener Härte vorzugehen. Und wenn es einen Feind gab, gegen den jede Härte geboten war, dann die Terminale Kolonne, die ganze Planeten der Milchstraße ohne Rücksicht auf die dort lebende Bevölkerung buchstäblich in Scheiben geschnitten hatte, um sie in Kabinette für einen in Planung oder Bau befindlichen Chaotender umzuwandeln.
Der Feind ist hilflos, sagte der Logiksektor.
Mein Lachen klang sogar für mich selbst rau und heiser.
Aber ich stimme deiner Einschätzung vorbehaltlos zu, fuhr er fort.
Eins .war mir klar: Perry hätte das niemals getan.
Aber ich war nicht Perry. Zum Glück. Es musste auch jemanden geben, der dem Feind nicht immer wieder die Hand reichte und in Ausnahmefällen auch rücksichtslos vorgehen konnte.
Und er würde mich deshalb zur Rede stellen.
Aber damit konnte ich leben. „An alle Einheiten", sagte ich. „Angriff!
Zerstört so viele Traitanks wie möglich!"
*
Mit einem Auge verfolgte ich, wie die Einheiten der LFT - und auch die meisten der Haluter - Fahrt aufnahmen und Angriffskurs einschlugen. Mit dem anderen starrte ich gebannt auf die Datenholos.
Wie lange würde es dauern, bis die Traitanks wieder aktionsfähig waren? Wie viele von ihnen würden wir endgültig als Gefahr für sämtliche Welten und Lebewesen der Milchstraße ausschalten können? „Ein Funkspruch für dich", drang Hylmors Stimme an mein Ohr. „Nur Bild, nur Ton.
Es ist der Resident."
„Worauf wartest du noch? Durchstellen!"
Perry grüßte mich nicht einmal, kam sofort zur Sache. „ZEUT-Achtzig ... die lemurische Plattform ... muss unverzüglich nach Nagigal abgestrahlt und dann per Sonnentransmitterstrecke bis Jiapho durchgebracht werden! Das ist von äußerster Bedeutung, alter Freund. Die Wissenschaftler an Bord werden dir alles erklären."
Abrupt unterbrach er die Verbindung. Er hatte gesagt, was gesagt werden musste, und offenbar zu viel zu tun, um einen Plausch mit mir zu halten.
Alter Freund. Offenbar war ihm klar, dass ich momentan nicht gut auf ihn zu sprechen war Auch wenn mein Zorn auf ihn zum größten Teil schon wieder verraucht war. Nicht, weil er soeben mein Leben und das aller oder zumindest der meisten Besatzungsmitglieder meiner Flotte gerettet hatte.
Nein, das war selbstverständlich. Aber eine Freundschaft wie die unsere musste auch eine Meinungsverschiedenheit überstehen können, so gewaltig diese sein mochte. Ich musste mich damit abfinden, dass Perry gute Gründe für sein Schweigen hatte.
Mit dem einen Auge verfolgte ich, wie die uralte lemurische Plattform Fahrt in Richtung auf die Haupt-Transmitterzone von Kharag aufnahm, mit dem anderen, wie mein Plan, der Terminalen Kolonne zumindest einen schmerzhaften Nadelstich zu versetzen, grandios scheiterte.
Welche Systeme auch immer an Bord der Traitanks ausgefallen sein mochten, ausgerechnet die Fraktalen Aufriss-Glocken, jenes kaum überwindliche Defensivsystem, waren nicht davon betroffen. Sie hielten dem konzentrierten Feuer der LFT-Schiffe und Haluterraumer problemlos stand. Die Zahl der schwarzen Disken, die durch den Beschuss von VRITRA-Kanonen vernichtet wurden, war viel zu gering, um ernsthaft von einem Sieg über die Kolonne sprechen zu können.
Ich musste umdenken, und zwar schnell.
Wie so oft in den letzten ... Ich sah auf die Uhr. Ja, es waren tatsächlich erst etwa fünf Stunden vergangen, seit die vier Chaos-Geschwader durch das Transmitterfeld eingetroffen waren.
Jetzt musste ich davon ausgehen, dass die Traitanks früher oder später wieder einsatzfähig waren.
Eher früher als später Die Hoffnung, Kharag vielleicht noch einen Tag halten zu können, war hinfällig geworden. Perrys Eingreifen hatte uns eine kurze Atempause verschafft, mehr nicht.
Ich reagierte ohne jede weitere Verzögerung. „Weisung an sämtliche Einheiten der LFT und der Haluter, die noch am Dodekaeder verblieben sind, Sofortiges Absetzen vom Feind, ebenfalls durch die Transmitterzone, solange diese noch aktiv ist. Der Rest später in den Linearraum, zur Grenze des Kharag-Systems. Von dort hat jede Einheit auf sich gestellt den Flug durch die Hyperschwallfronten zu bewältigen. - Hoffentlich in Sicherheit", fügte ich in einem Nachsatz hinzu. „Viel Glück an alle."
Ich räusperte mich.
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