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Bitterer Jasmin

Bitterer Jasmin

Titel: Bitterer Jasmin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyny Anthony
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    Wenn James Kelly den Leuten erzählte, daß er in Teheran arbeite, interessierten sich sofort alle dafür; der Gedanke faszinierte jedermann, vor allem die Frauen. Hätte er hinzugefügt, daß er für die Imperial Oil tätig sei, wäre der Enthusiasmus wohl nur halb so stark gewesen. Mit demselben Zynismus, den er Ironie nannte, hatte er das persische Zimmer im Teheraner Hilton für einen Empfang zu Ehren des iranischen Wirtschaftsministers und seines eigenen Chefs, des Präsidenten der Imperial Oil, Logan Field, gewählt. Er nahm nicht an, daß die unpassende Umgebung den anderen so lächerlich vorkommen würde wie ihm selbst. Es war sein Privatspaß. Viele Leute hassten Logan Field; James selbst teilte diese Aversionen nicht. Er betrachtete ihn mehr als ein Phänomen, wie ein plötzliches Gewitter, das alles auf seinem Wege niedermäht. Field war keineswegs nur ein gnadenloser Wirtschaftstiger, die Karikatur des machtgierigen Geschäftsmannes, von linksgerichteten Progressiven so oft verrissen, sondern eine absolute Persönlichkeit von ungewöhnlicher Intelligenz und einer Triebkraft, die alles Normale überstieg. Und er war weiter zufällig Leiter einer der expandierendsten Gesellschaften der Welt. Kelly hatte ihn vormittags vom Flugplatz abgeholt, in der brütenden Sonnenhitze wie ein Botschafter, von Hofleuten flankiert, auf seinen König gewartet – der zweite Regionaldirektor, der Außendienstmanager und dessen zwei Assistenten, dazu ein junger Beamter des iranischen Ministeriums, der die Grüße seines Ministers überbrachte.
    Kelly hatte nicht mit Logan Fields Frau gerechnet; niemand hatte ihm etwas davon gesagt, daß sie mitkam. Er schüttelte Logan die Hand und trat dann auf Eileen zu. Sie lächelte ihn an, und wieder durchfuhr ihn dieser törichte Schock. Ihre schönen blauen irischen Augen und dieses sanfte Lächeln. Was mochte sie je an Logan Field geliebt haben?
    Er war schon früh ins Hilton gekommen, um die letzten Vorbereitungen für die Party zu treffen. Drei Jahre Aufenthalt in Teheran hatten ihn gelehrt, sich nicht auf persische Tüchtigkeit oder Pünktlichkeit zu verlassen.
    Der riesige Raum mit der kuppelartigen Decke und dem verdeckten Licht aus imitierten antiken Lampen war übervoll von Blumen – Jasmin und Lilien, deren schwerer Duft einem fast den Atem nahm, aber man hatte in diesen Ländern eben einen anderen Geschmack. Nur in der Politik, im Geschäft und in der Erotik waren die Perser feinfühlig, ansonsten neigten sie eher zum Vulgären und Pathetischen. Er prüfte rasch noch, ob der Sekt kühl war und ob der Whisky reichte.
    Kelly war groß gewachsen, die dunklen Haare hingen ihm bis auf den Kragen. Er besaß Autorität und Takt, und beides hatte er in den letzten Jahren übergenug beweisen können. Resultat seiner Anstrengungen war dieser Empfang heute für den unzulänglichsten und am meisten antiwestlich orientierten Minister des Schahs. Sicher war Eileen deshalb in letzter Minute mitgekommen. Der Minister mochte Frauen und sprach tadelloses Englisch.
    Fünf Minuten vor sechs begannen die jüngeren Direktoren der Firma mit ihren Frauen einzutreffen. James blickte auf seine Uhr. Dann traten Logan und Eileen Field ein, und er eilte ihnen entgegen. Auf dem Weg zum Hilton hatte Logan sich im Wagen an seine Frau gewandt. »Khorvan wird erst Stunden später kommen. Sie lassen einen gerne warten; meinen wohl, das erhöhe ihre Bedeutung.« Er zündete eine Zigarette an und starrte wieder zum Fenster hinaus.
    Sie fuhren im blauen Rolls-Royce, der eigens für ihn in der persischen Metropole zur Verfügung stand; Kelly hatte einen Mercedes. Es war erst früh am Abend, Teheran schimmerte in der trockenen Hitze, die Straßen schienen zu tanzen. Im Wagen surrte die Klimaanlage. Eileen Field fror in ihrem Seidenkleid.
    »Ist ja egal«, tröstete Eileen. »Unsere Leute sind schon da, wir können uns mit ihnen unterhalten.«
    »Darum geht es ja nicht. Ich finde es eine Beleidigung für dich, und außerdem bringt es mich in Nachteil. Wir hätten auch erst später kommen sollen.«
    »Und wenn Khorvan zufällig früher eintrifft, wäre es eine Beleidigung für ihn. Besser andersrum.«
    Logan hätte ihrer Logik zustimmen sollen, aber er konnte es nicht. Er hatte auch nicht gewollt, daß sie mitkam, auch nicht wegen des Ministers. Er wünschte nicht, daß sie über ›unsere‹ Leute sprach und sich mit jemand von der Imperial identifizierte. Er wollte sie nicht bei der Party als die perfekte

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