24 Stunden
manchmal musste sie sogar ewig im Wagen warten. »Du spielst doch kein Golf, Mama. Du kannst mit mir an den Strand gehen.«
»Ja, Mama«, stimmte Will zu.
Karen funkelte ihn böse an. Ihre unterdrückte Wut spiegelte sich in ihren grünen Augen, die wie Leuchtfeuer blinkten. »Ich habe vor zwei Jahren eingewilligt, diese Blumenausstellung zu organisieren. Es ist das sechzigste Jubiläum der Junior League. Ich weiß nicht, wessen glorreiche Idee es war, aus dem Anlass eine Blumenausstellung zu veranstalten, aber das ist jetzt offiziell mein Problem. Ich habe alles bis zur letzten Minute aufgeschoben, und es kommen über vierhundert Aussteller.« Karen engagierte sich ehrenamtlich in diesem Wohltätigkeitsverband.
»Du hast doch schon längst alles organisiert«, sagte Will. Es bestand eigentlich kein Grund, darüber zu streiten, aber er hatte das Gefühl, sie überreden zu müssen. Seit einem halben Jahr hing der Haussegen schief, und dies sollte seit langer Zeit die erste Reise ohne Karen sein. Das Ganze hatte geradezu symbolischen Charakter. »Du wirst dich nur quälen, bis dieser ganze Zirkus am Montag losgeht. Vier schlaflose Nächte. Warum schaltest du bis dahin nicht einfach mal ab?«
»Es geht nicht«, sagte sie in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. »Vergiss es.«
Will seufzte und schaute auf die 727, die über den Bäumen zu seiner Linken in die Höhe stieg.
Karen beugte sich vor und schaltete den CD-Player ein, aus dem ein Teenyhit von Britney Spears drang. Abby sang sofort mit. »Hit me baby one more time...«
»Wenn du Abby mitnehmen möchtest, kannst du das gerne machen«, sagte Karen.
»Was hast du gesagt, Mama?«
»Du weißt, dass das nicht geht«, erwiderte Will gereizt.
»Du meinst, du kannst sie nicht mitnehmen und gleichzeitig mit deinen Kollegen Golf spielen, richtig?«
Will hatte plötzlich wieder das Gefühl, als lege sich eine Faust um seine Brust. »Es ist doch nur einmal im Jahr, Karen. Ich halte den Hauptvortrag, und die ganze Sache hat eine politische Dimension. Das weißt du doch. Wegen des neuen Medikamentes, das auf den Markt kommt, werde ich Stunden mit den Leuten von Searle verbringen...«
»Das brauchst du mir nicht zu erklären, mein Lieber. Du sollst mich nur nicht überreden, meine Verpflichtungen zu vernachlässigen, eine Sache, die dir doch gar nicht in den Sinn käme.«
Will lenkte den Expedition auf das Flughafengelände. Ein-und zweimotorige Flugzeuge standen auf dem Betonfeld. Sie waren an im Zement verankerten Ringen gesichert, und ihre Räder waren festgekeilt, damit sich der Wind nicht in ihnen verfangen und sie bewegen konnte. Schon allein beim Anblick der Flugzeuge wurde Will ganz warm ums Herz.
»Du hast doch immer gesagt, ich solle sozialer sein. Jetzt engagiere ich mich im Wohltätigkeitsverband, und das scheint dir auch nicht zu gefallen«, sagte Karen ein wenig bissig.
»Ich gehe nicht zur Junior League, wenn ich groß bin«, sagte Abby. »Ich werde Pilotin.«
»Ich denke, du wolltest Ärztin werden«, sagte Will.
»Fliegende Ärztin, Dummkopf.«
»Fliegende Ärztin zu werden ist bestimmt besser als Hausfrau zu sein«, sagte Karen sotto voce.
Will nahm die Hand seiner Frau in die seine, als er neben seiner Beechcraft Baron 58 anhielt. »Sie ist doch erst fünf, Schatz. Eines Tages wird sie verstehen, was du aufgegeben hast.«
»Sie ist fast sechs. Und manchmal verstehe ich es selbst nicht.«
Er drückte Karens Hand und schaute sie verständnisvoll an.
Dann stieg er aus, löste Abbys Gurt und zog sie aus dem Kindersitz.
Die Baron war zehn Jahre alt, doch die technische Ausstattung entsprach dem neuesten Stand, und Will war der stolze Besitzer. Er hatte weder Zeit noch Unkosten gescheut, um die mit Continental-Zwillingstriebwerken ausgerüstete Maschine mit der neuesten Flugelektronik zu versehen und sie so sicher und flugtauglich wie die Gulfstream IV zu machen, die sich nur ein Milliardär leisten konnte. Sie war weiß mit blauen Streifen, und auf ihrem Heck stand N-2WJ. Das »WJ« entsprang einer Spur Stolz, doch Abby gefiel es, wenn sie die Controller übers Funkgerät November-Two-Whiskey-Juliet rufen hörte. Wenn sie zusammen flogen, ließ sie sich von Will manchmal Alpha Juliet nennen.
Während Abby zur Baron lief, nahm Will einen Kleidersack und einen großen Lederkoffer mit Medikamenten aus dem Kofferraum des Expeditions und stellte beides auf den Boden. Er war heute schon in der Mittagspause hierher gefahren und hatte das
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