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240 - Zeitsplitter

240 - Zeitsplitter

Titel: 240 - Zeitsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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Entscheidung ab. »Wo?«, wandte er sich an das zitternde Mädchen.l »Wo ist deine Mum?«
    Schwerfällig hob sie einen Arm, zeigte zur zweiten Tür des Raumes.
    Das genügte ihm. Behutsam reichte er das Kind zu Crow hinüber. »Bringen Sie sie raus! Ich versuche die Mutter zu finden!«
    Crow hatte verstanden. Ohne ein weiteres Wort verließ er mit dem Mädchen den Raum. Vom Flur schlugen erste Flammen herein. Es sah aus, als würde der General mit dem Kind ins sichere Verderben laufen. Aber Matt hoffte, dass sie es schafften.
    Er selbst spurtete auch los. Nächste Tür, gleiche Schulter…
    Diesmal war das Hindernis hartnäckiger. Erst als er schon meinte, sich das Schlüsselbein zu brechen, kippte sie endlich nach hinten weg.
    Als er in den Raum trat, in dem nichts weiter als ein Erwachsenenbett und ein Schrank standen – wobei das Bett gerade zu brennen begann, weil irgendetwas Glühendes von der Decke herab brach und es entzündete –, genügte ein Blick, um die Frau zu entdecken. Sie lag halb begraben unter dem umgestürzten Holzschrank. Nur die Beine ab Kniehöhe lugten hervor. Auf Matts Zuruf erfolgte keine Reaktion. Und länger wartete er auch nicht.
    Was immer in dem Schrank war, es war höllisch schwer. Mühsamst gelang es Matt, das Möbel anzuheben und auf einer Kante seitwärts zu drehen, so weit, bis er es wieder ablassen konnte. Dicht neben der Mutter des Mädchens.
    Eine schlanke, zierliche Frau in farbloser Kleidung, die ebenso wie diese Umgebung alles andere als Reichtum versprach.
    Matt schnappte sie sich. Sie wog weniger als Aruula, aber etwas anderes hatte er von dem mageren Persönchen auch nicht erwartet. Sie reagierte nicht, als er sie sich auf die Arme lud, hinauslief in das Zimmer des Mädchens und von dort weiter durch den Flur.
    Sie war ohnmächtig oder tot. Er wollte es nicht überprüfen. Nicht hier. Selbst wenn sie nicht mehr zu retten war, wollte er sie nicht den wütenden Flammen überlassen.
    Der Korridor, durch den er vorhin mit Crow gekommen war, wirkte in all dem Rauch wie einer der bizarren, halborganischen Tunnel der antarktischen Hydritenanlage. Nur weit voraus prangte ein Fleck, dessen Helligkeit »gesünder«, normaler wirkte als die überall züngelnden Flammen. Matt hielt darauf zu. Die Last auf seinen Armen wurde mit jedem Schritt schwerer. Es galt Hindernissen auszuweichen, die beim Eindringen noch nicht da gewesen waren,
    Los! Du schaffst es! Du hast in deinem Leben schon weit Schlimmeres hinter dich gebracht!
    Und dann war er draußen, im Licht. In frischer Luft, die nicht länger in seinem Hals und in seiner Lunge brannte, als würde er mit Asche gurgeln.
    Crow kam ihm entgegen. Ein paar Schritte weiter saß das Mädchen im Gras. Jetzt hatte es seine Mutter entdeckt und sprang auf. »Ist sie…?«
    Zusammen mit Crow bettete Matthew die Reglose auf den Boden. Während Matt zögerte, den Blick nicht von dem Kind wendend, nahm der General es in die Hand.
    Nach kurzer Zeit richtete er sich von der Frau auf. »Sie lebt. Schwacher Puls, aber sie lebt… Hat wahrscheinlich viel Rauch inhaliert. Ich wage keine Prognose. Aber hier draußen hat sie wenigstens eine Chance…«
    Das Mädchen warf sich über seine Mum. Weinte, stammelte Unverständliches. Crow wollte sich bücken und das Kind wegziehen. Matt stoppte ihn. »Sie braucht das jetzt. Und ihrer Mum wird’s nicht schaden.«
    Crow zuckte die Achseln.
    »Danke«, sagte Matt.
    »Wofür?«
    Er nickte hin zu dem Mädchen.
    Der General machte eine wegwerfende Geste. Dann wandte er sich ab und ging zu der Stelle, von der aus man eine gute Sicht auf San Francisco hatte.
    Matt folgte ihm nicht, sondern setzte sich neben Mutter und Tochter. Nach einer Weile legte er eine Hand auf den Rücken des Mädchens und sagte: »Alles wird gut. Sie wird es schaffen. Sie hat ja dich und will dich bestimmt nicht allein lassen. Wo…« Er räusperte sich, fürchtete die Antwort auf die Frage. »Wo ist dein Dad? War er auch…«
    Das Mädchen hielt inne, hob den Kopf. Das Gesicht war tränenüberströmt, die Augen gerötet. Nach einigen Sekunden schüttelte es den Kopf und begrub das Gesicht wieder am Busen seiner Mutter.
    Matt deutete die Reaktion als: Nein, mein Dad ist nicht im Haus verbrannt. Seufzend fragte er: »Wie heißt du, Kleines?«
    Er rechnete schon nicht mehr mit einer Antwort, als es gedämpft aus der Lücke zwischen Mund und Mutter kam: »Rose…«
    »Rose… Schön, Rose. Deine Mum wird etwas Zeit brauchen, bis sie wieder zu

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