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240 - Zeitsplitter

240 - Zeitsplitter

Titel: 240 - Zeitsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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Francisco…
    » Das ist San Francisco?« Crows Stimme wurde ein kleines bisschen schrill. »Aber…« Er verstummte.
    Matt nickte wieder. »Ich weiß.«
    Die Stadt, die sich zu ihren Füßen ausbreitete, sah aus wie die Kulisse eines Weltuntergangsfilms. Eingestürzte Gebäude. Staubwolken. Rauch. Feuer… Von Osten her, hinter Matt und Crow, fiel das erste Licht eines noch jungen Tages auf die Szenerie, wie um ihr etwas Harmloses, Unschuldiges zu verleihen.
    Dieser junge Tag war der 18. April.
    Der 18. April des Jahres 1906.
    Matt staunte, dass ihm sogar die Uhrzeit im Gedächtnis geblieben war: viertel nach fünf Ortszeit.
    »Das Große Beben«, sagte er. »Wir sind mitten im Großen Beben von Frisco gelandet…«
    8.
    »Ist ja wieder mal typisch«, grunzte Crow.
    »Bitte?« Matt sah ihn unter hochgezogenen Brauen an.
    »Sie ziehen die Katastrophen ja geradezu magisch an, Drax! Wie damals am Kratersee.« Der General wies in die Runde, wollte irgendetwas sagen, ihm Vorwürfe machen, fluchen, wer weiß was… aber er brachte nur einen komischen kleinen Laut hervor und schließlich ein: »Warum?«
    »Warum was?«
    »Warum sind wir hier?«, präzisierte Crow. »Warum ausgerechnet hier! Und wie –«
    »Woher soll ich das wissen, Mann?«
    Matt verspürte die Versuchung, Crow kurzerhand eine reinzuhauen, wie jemandem, der hysterisch zu werden drohte – aber auch, weil er einfach Lust dazu hatte. Natürlich widerstand er dem Impuls und tat es nicht – auch weil seine Gedanken sich schon wieder ineinander schlängelten und miteinander verknüpften, auch ausgelöst durch Crows eigentlich unnütze Frage.
    Warum waren sie ausgerechnet hier? Und warum gerade jetzt, exakt im Augenblick jenes Erdbebens, das San Francisco verheert und Hunderte von Opfern gefordert hatte?
    Irgendwie fiel es Matt schwer, an einen Zufall zu glauben. Weil die Überzeugung, dass mehr dahinter steckte, zu stark war – wenn auch völlig unerklärlich…
    … im Moment jedenfalls noch, führte er die Überlegung zu einem vorläufigen Ende. Eine andere Frage drängte nach, und Matt stellte sie eher unbewusst laut: »Wie kommen wir hier wieder weg?«
    Natürlich hatte er die durchscheinende Sphäre in der Station nicht vergessen. Er und Crow waren quasi hineingefallen und hier herausgekommen. Und natürlich gelang es ihm, sich einen Reim darauf zu machen, halbwegs zumindest und ansatzweise. Schließlich hatte er in seiner Jugend genügend Science-Fiction-Romane gelesen.
    »Eine… Zeitblase«, sagte er nur. »Ein Tor in die Vergangenheit.«
    »Sie meinen, wir haben eine Zeitreise gemacht?«, hakte der General nach.
    »Haben Sie eine bessere Erklärung?«
    Crow hatte offenbar gar keine Erklärung, denn er schwieg.
    Matt überlegte weiter. »Wenn wir durch ein… nennen wir es einmal Tor… hergekommen sind, müssten wir durch dasselbe Tor auch wieder zurückgelangen.«
    Die Frage, ob er wirklich zurück wollte, erstickte er im Keim. Der Gedanke an Aruula half ihm dabei.
    »Wir sind aus sechs, sieben Metern Höhe abgestürzt«, spann Crow am selben Faden mit, »offenbar dicht unter dem Dach dieser Scheune. Jetzt, wo das Gebälk weg ist, kommen wir da nur schwer wieder hin…«
    Matt nickte.
    Sie drehten sich um, und erst jetzt bemerkten sie, dass die Scheune nicht das einzige Gebäude auf dieser Anhöhe war – oder besser gesagt, gewesen war. Denn auch das andere war größtenteils eingestürzt.
    Im Unterschied zur Scheune allerdings züngelten aus dem Trümmerhaufen, der bis vor zwei oder drei Minuten noch ein Wohnhaus gewesen war, erste Flammen; sie leckten rasch höher und an immer mehr Stellen hervor.
    Was in dem eingestürzten Haus in Brand geraten sein mochte, darüber dachte Matt nur eine Sekunde lang nach. Dann war etwas anderes auf einmal sehr viel wichtiger.
    Denn in das Knacken und Prasseln, das von der Ruine zu ihnen herüber drang, mischten sich andere Laute: gedämpftes Weinen und Schreien.
    »Ein Kind! Da drin ist ein Kind !«, rief Matt – und rannte auch schon los.
    ***
    Rose wünschte sich Flügel, wie nicht einmal ihr Dad sie bauen konnte – dazu hätte er ja der liebe Gott sein müssen.
    Die Angst deckte jeden anderen Gedanken zu. Angst um sich selbst, aber auch Angst um ihre Mum, die keinen Laut mehr von sich gab, drüben in der anderen Stube, in die Rose versucht hatte zu gelangen.
    Aber mit ohrenbetäubendem Krachen hatte sich alles verschoben, die Wände, die Decke, die noch dazu halb herabgestürzt war, und erst recht der

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