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241 - Splitterzeit

241 - Splitterzeit

Titel: 241 - Splitterzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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Sekundenschnelle auch die Linke. »Meine Kleider! Wo sind Sie?«
    Sie drehte sich schamvoll weg, als er aus dem Bett glitt. »Im Schrank.« Sie wies in die Richtung, wo das Möbel unübersehbar stand.
    Matt war in Nullkommanichts dort… und schneller als jemals zuvor in seinem Leben angezogen. Fein säuberlich zusammengelegt hatte die Frau des Hauses die Montur aus marsianischer Spinnenseide. Noch schnell die Stiefel…
    Als Matt herumwirbelte, stand Anne wieder am Fenster und lugte hinaus. Sie schauderte, als er neben sie trat und ebenfalls einen Blick riskierte.
    »Keiner zu sehen – wo stecken sie?«
    »Sie… sind gerade Richtung Haus…«
    Da hörte er auch schon Schritte im Flur. Und ein hämisches Lachen, vermutlich von derselben Person, die kurz zuvor gerufen hatte.
    »Wer schläft normalerweise hier?«, zischte Matt. »Der Junge?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Unser Gästezimmer.«
    »Gibt es Waffen?«
    Wieder Kopf schütteln. »Nur…«
    »Nur?«
    »In unserem Schlafzimmer. Unter der Bettseite, wo Ben schläft…«
    »Und das Zimmer ist wo? Erdgeschoss?«
    »Unter dem Dach. Die Treppe im Flur rauf…«
    Matt fluchte. Vom Gang näherten sich Schritte. Eine Stimme rief: »Ma’am? Niemand da? Der Kleine weint. Braucht die Brust seiner Mutter… ich übrigens auch. Damned! Was ist denn das hier für ein Empfang? Noch nie was von Gastfreundschaft gehört?«
    Matt wusste, was er von Anne verlangte, als er raunte: »Gehen Sie! Gehen Sie ihnen entgegen und versuchen Sie sie ein bisschen hinzuhalten. Nur drei, vier Minuten. Ich beeile mich. Ich verspreche Ihnen, ich beeile mich.«
    Er schob das Fenster nach oben, während Anne ihn aus entsetzten Augen anstarrte. Vom Flur drang das Greinen eines Kindes.
    Das gab den Ausschlag. Wie ferngesteuert setzte sich die Frau in Bewegung und glitt durch die offene Tür hinaus.
    »Ah – da ist ja die Lady…«
    »Lassen Sie meinen Jungen los. Sofort!«
    Hämisches Gelächter.
    Matt wartete nicht länger. Er flankte über die Brüstung und hinaus. Kaum stand er draußen zwischen niedrigem Gebüsch, zog er das Fenster in seiner Führung wieder lautlos nach unten. Wenn er Glück hatte und weder der Junge noch seine Mutter sich verplapperten, konnte er sein Vorhaben in die Tat umsetzen.
    Er blickte an der Bretterwand hoch, an der sich Spaliere für Kletterpflanzen befanden. Oben im Hausgiebel schimmerte ein einzelnes Fenster wie das Auge eines Zyklopen im Sonnenlicht. In Gedanken steckte Matt den optimalen Weg dorthin ab… und begann mit dem Aufstieg. Die Außenwand sah nur auf den ersten Blick glatt aus. In Wahrheit gab es immer wieder Spalierstege oder Astlöcher, wo Hände oder Füße Halt fanden. Behände wie ein Eichhörnchen arbeitete er sich nach oben. Als er das Fenster erreichte, fand er es verriegelt. Aber davon ließ er sich jetzt nicht mehr bremsen. Mit dem linken Ellbogen schlug er die Scheibe ein, während er sich mit der Rechten festhielt.
    Es klirrte und schepperte überlaut. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Geräusch überhört wurde, war gering. Also blieb nur, weiter Tempo zu machen.
    Mit Schwung hangelte sich Matt durch die von schartigen Glasresten gesäumte Öffnung. Katzenhaft landete er auf dem Dielenboden. Scherben knirschten.
    Eine Sekunde Orientierung… dann hetzte er auch schon zum Bett. Welche Seite der Herr des Hauses belegte, ließ sich nur raten…
    … und prompt lag Matt falsch.
    Draußen ertönte das typische Knarren einer verzogenen Treppe. Sie kamen!
    Andere Seite… ein Gewehr! Matt tauchte hinunter und pflückte es vom Boden. Die Tür sprang auf, als von draußen jemand brutal dagegen trat.
    Der Typ auf der Schwelle kicherte irre und fuchtelte mit einem Messer herum, das so lang wie sein Unterarm war. »Wen haben wir denn da? Ist das der kleine Mann der kleinen Lady, die sich Chuck gerade unten vorknöpft?«
    Matt hatte selten ein so abstoßendes Organ gehört. Es passte wie die Faust aufs Auge zu dem abgerissenen Kerl mit der von Bartstoppeln überwucherten Visage, die jedem Frettchen zur Ehre gereicht hätte. Mager und ausgezehrt wirkten die Züge mit dem spitz zulaufenden Kinn und der überlangen Nase. Faulige Zähne komplettierten das Bild eines Herumtreibers, der sich keine Gedanken über das eigene Erscheinungsbild und noch weniger um die eigene Gesundheit machte. Schwindsüchtig und verhärmt, wie er aussah, würde er den Löffel ohnehin demnächst abgeben.
    Matt richtete den Lauf des Gewehrs auf die Brust des kichernden Unholds.

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