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241 - Splitterzeit

241 - Splitterzeit

Titel: 241 - Splitterzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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Glück gehabt. Die Leute, die ich in Frisco sah, hatten alles verloren. Alles. Wenn nichts Schreckliches mehr passiert – und ich erinnere mich nicht, dass so spät noch Nachbeben kamen –, wird es dabei auch bleiben. Das freut mich für Sie und Ihre kleine Familie.«
    Erst jetzt merkte er, wie angestrengt sie ihn ansah. Ihre Stirn lag in Falten. »Sie… erinnern sich nicht? Das klingt seltsam. Sie reden seltsam. Und da wäre auch noch…«
    »Ja?«
    »Ihre Kleidung. Ich habe noch nie einen Stoff in der Hand gehabt, der sich so anfühlte.«
    Matt war dankbar für das Stichwort, auch wenn es schwierig sein würde, den neu auflodernden Argwohn wieder zu entkräften.
    »Ich komme von weit her. Ich bin ein Globetrotter… verstehen Sie, was ich damit meine? Ich reise viel, war schon überall auf der Welt. Der Stoff stammt aus Asien. Aus China. Eine bestimmte Raupenart erzeugt die Fäden, aus denen er gewoben wurde. Sehr leicht und trotzdem überaus robust…«
    Er wusste nicht, ob sie ihm Glauben schenkte. Ihrer Miene war nichts zu entnehmen. Sie wandte sich der Tür zu. »Ich sehe später wieder nach Ihnen. Jetzt muss ich erst einmal –«
    Weiter kam sie nicht.
    Ein schriller, markerschütternder Schrei aus Kindermund wurde laut. Er kam nicht aus einem der anderen Bereiche des Hauses, sondern von draußen, und hallte wie eine Sirene zu ihnen herein.
    Anne war wie versteinert. »Ed… Edward…«
    Der Junge musste das Haus verlassen haben, draußen im Hof sein.
    »Sehen Sie nach – schnell. Aber bleiben Sie im Haus«, sagte Matt eindringlich. »Gehen Sie zum Fenster. Gehen Sie schon, Anne! Was sehen Sie?«
    Sie gehorchte zitternd. Der innere Widerstreit war deutlich zu sehen. Ein Teil von ihr wollte wider alle Vernunft augenblicklich nach draußen stürmen, und nur Matts scharfe Aufforderung hielt sie noch davon zurück.
    Vielleicht war es falsch, aber vielleicht –
    »O mein Gott!« Sie presste die Faust gegen den Mund, während die andere Hand an der Gardine einen Spalt zwischen Wand und Fensterglas erzeugte.
    »Was ist? Was ist da draußen los?«
    »M-männer! Zwei, drei… nein, mindestens fünf! Zwei von ihnen halten Edward fest. Er strampelt, weint, schlägt um sich…«
    »Was sind das für Männer?« Längst hatte sich Matt wieder aufgerichtet – so weit es seine Fesseln zuließen.
    »Sie sehen böse aus. Hinterhältig, verschlagen… und sie haben Waffen!«
    Matt zerrte impulsiv an seinen Fesseln. »Plünderer. Marodeure… Ich hatte es befürchtet, aber ich wollte Sie nicht ängstigen… Sie müssen mich losmachen, Anne, sofort. Ich schwöre Ihnen, ich füge Ihnen kein Leid zu. Aber machen Sie mich los, sonst…«
    Sie drehte ihm das Gesicht zu, das jede Farbe verloren hatte. Nichts anderes als Angst lag auf ihren Zügen. »Mein Junge…« Sie taumelte, als sie auf ihn zukam. »Ich… ich würde Sie ja befreien, aber…«
    »Was aber?«
    »Aber Ben hat den Schlüssel mitgenommen. Zu meiner eigenen Sicherheit, sagte er.«
    Matt fluchte innerlich. Sein Blick hatte die Handschellen längst gecheckt. Ein Schlüssel im eigentlichen Sinn wurde nicht benötigt, um sie zu öffnen oder zu schließen. Ein viereckiger Stutzen ragte aus einer Öse heraus. Das Ende einer Schraube, die die Schelle zusammenhielt…
    »Eine Zange. Haben Sie eine Zange greifbar?«
    Draußen wurde eine ölige Stimme laut. »Heda!«, rief sie offenbar in Richtung des Hauses. »Will sich nicht endlich jemand um den kleinen Quälgeist hier kümmern? Wär schade, wenn wir ihm das Maul stopfen müssten…«
    »In der Küche… Ich bin gleich wieder da…« Anne rannte aus dem Raum. Matt sah ihr nach und fürchtete, dass sie die Nerven verlieren und aus dem Haus stürmen würde. Ihr Kind war dort draußen. Wer hätte es ihr verdenken können?
    Aber sie blieb beherrscht. Bei aller Panik, die an ihr zehrte, bewahrte sie doch einen Rest von gesundem Menschenverstand. Innerlich hatte sie längst abgewogen, von wem die größere Gefahr ausging: von Matt, dem Einzelnen, oder von der Gruppe Halunken draußen.
    Mit einer kleinen Zange kehrte sie zurück. »Was muss ich tun? Ich bete zu Gott dem Allmächtigen, dass ich keinen Fehler mache. Dass ich nicht hinterher bereuen muss, was ich jetzt tue…«
    Matt schüttelte den Kopf. »Bestimmt nicht, Anne, bestimmt nicht. Da – setzen Sie die Zange da an… und jetzt drehen. Ja, so. Gleich… haben wir es…«
    Die Schelle am rechten Handgelenk fiel ab. Sofort übernahm Matt die Zange und befreite in

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