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2415 - Armee der Mikro-Bestien

Titel: 2415 - Armee der Mikro-Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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waren.
    Das hier war dennoch anders. Ich verließ die Schaltzentrale nicht und registrierte trotzdem die Veränderungen. Die Zerstörungen innerhalb des Genetischen Magazins hatten Notsysteme aktiviert, die nun jeden Aufweckvorgang steuerten.
    Ich gab den Ablaufimpuls für die erste Sammelnische. Knapp dreihundert Tanks mit Mikro-Bestien auf engem Raum. Allerdings wartete ich nicht, bis ich erkennen konnte, was geschah, sondern setzte meine Schaltungen fort.
    Fünfhundertachtunddreißig Konservierungstanks schon ... Und das war nur wenig mehr als ein Achtel des schlummernden Kontingents.
    Eine Minute später unterlagen schon beinahe zweitausend Mikro-Bestien dem Erweckungsvorgang. Ich schauderte, denn bereits diese Zahl war enorm.
    Stand ich im Begriff, mein eigenes Grab zu schaufeln? Mikro-Bestien – mit dem Massaker in der Solaren Residenz waren sie für mich zum Inbegriff brutaler Stärke geworden. Winzig ... schnell ... kraftvoll und vor allem skrupellos.
    Es gab kein Zurück. Die Reaktionen waren angelaufen und ließen sich nicht mehr beeinflussen.
    Mit angehaltenem Atem registrierte ich, dass das Konservierungsfluid in etlichen Tanks schon abgesaugt war. Die ersten Mikro-Bestien, bis eben noch starre Silhouetten, bewegten sich.
    Mit einiger Anstrengung zog ich mich aus den Schaltkreisen zurück und vergrub mein Gesicht in den Handflächen.
    Aber gleich darauf zwang mich die innere Unruhe, wieder aufzusehen.
    Mit allem Nachdruck redete ich mir ein, dass die Mikro-Bestien im Genetischen Magazin der DERUFUS nicht mit den Assassinen des Chaos vergleichbar waren, die auf ahnungslose Völker losgelassen wurden. Jene Assassinen musste ich als perfekt konditionierte Einsatzkräfte einstufen. Demgegenüber ließen sich die Mikro-Bestien noch formen.
    Hoffentlich ... Falls ich mich in der Hinsicht irrte, hatte ich paar tausend Probleme mehr am Hals.
    Schweiß perlte auf meiner Stirn. Am liebsten hätte ich mich herumgeworfen und wäre einfach davongestürmt, egal, was dann geschah.
    Da waren die Selbstzweifel wieder, die mich einst in die Maske des exzentrischen Stutzers Roi Danton gezwungen hatten.
    Gefangenschaft ... Flucht ... und eine immer wiederkehrende Suche. Das war mein Leben, wenn ich es richtig betrachtete. Erst mein Eintritt in die USO hatte mir geholfen, das alles zu überwinden, vor allem die zweihundert Jahre meiner Existenz als Torric, der grausame Herr der Zeiten und Sklave Shabazzas. Mittlerweile war das wieder präsent.
    Ich stand da, die Zähne zusammengebissen, und starrte ins Leere. Eine einzige Frage klang in mir auf; ich schaffte es nicht, sie zu verdrängen: Ist das der Preis, den ich für die potenzielle Unsterblichkeit zahlen muss?
    Ich warf mich herum und stürmte aus der Schaltzentrale.
     
    *
     
    Das Geschöpf erinnerte mich an eine Raupe. Es war gut zwei Meter groß, sein Körper in dicke Ringe unterteilt, und es richtete sich fauchend vor mir auf, kaum dass ich die Zentrale verlassen hatte.
    Borstenartige Haarbüschel erzeugten das durchdringende Geräusch. Sie wuchsen in unregelmäßigen Abständen auf den Körperwülsten. Ansonsten sah ich weder zuordenbare Sinnesorgane noch Körperöffnungen, die es mir ermöglicht hätten, zwischen Vorder- und Hinterteil dieses Wesens zu unterscheiden.
    Mein Gegenüber musste aus einem der Tanks hervorgekrochen sein. Der Körper pendelte mir entgegen.
    „Du hast von mir nichts zu befürchten", sagte ich.
    Eine Antwort blieb aus. Dieses Geschöpf hatte sich mitten im Korridor festgesaugt und pendelte zuckend von einer Seite zur anderen.
    „Ich habe die Konservierungstanks abgeschaltet", sagte ich. Der Körper bog sich mir entgegen, und als er gleich darauf zurückwich, als nehme er Schwung, lief ich los. Tatsächlich schnellte dieses Geschöpf sofort wieder nach vorne, als wolle es sich auf mich stürzen, aber da war ich schon einige Meter weiter. Als ich mich umwandte, sah ich, dass nun beide Körperenden den Boden berührten und der Leib dazwischen sich in die Höhe krümmte.
    Ich tauchte ein in die Düsternis des Magazins. In dem Moment bedauerte ich nichts mehr, als dass mit Ganymed keine Verständigung über Funk möglich war.
    Ich musste befürchten, dass ihn die erweckten Mor’Daer schon überwältigt hatten.
    Immer deutlicher wurde mir bewusst, dass ich unüberlegt reagiert hatte. Wochenlang war für mich Zeit gewesen, mein Vorgehen in allen Konsequenzen durchzudenken – und wieder zu verwerfen. Letztlich war das Szenario von so vielen

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