Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2415 - Armee der Mikro-Bestien

Titel: 2415 - Armee der Mikro-Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
linken Handlungsarm eingeklemmt. Mit beiden rechten Händen packte er zu und drehte den Schädel ruckartig zur Seite, so weit, dass ich geradezu glaubte, Röhrenknochen splittern zu hören. Das schlaff in sich zusammensinkende Geschöpf warf Ganymed zur Seite. Ich achtete in dem Moment weniger auf ihn als darauf, dass ich keinesfalls in die Reichweite der noch zuckenden Fänge geriet.
    „Wir brauchen Verbündete!", sagte ich mit Nachdruck. „Jeden zu töten ist der falsche Weg."
    Sollte ich Ganymed mit Vorwürfen überschütten? Ich fragte mich, ob die Makro-Bestie überhaupt verstehen konnte, was ich meinte.
    „Wir sind Verbündete." Aus der Höhe herab fixierten mich die beiden riesigen Augen.
    „Aber wir sind nur zwei, und die Gegner, mit denen wir es zu tun haben ..."
    „Du willst eine Armee, Rwa Dauton?
    Du denkst nicht nur an Flucht, sondern du willst kämpfen?"
    Ich nickte zögernd. Ganymeds Toben hatte meinen Absichten vorgegriffen.
    Andererseits hatte ich von vornherein gewusst, worauf ich mich einließ. Die Bestie war für den Kampf gezüchtet, aber nicht dafür, Schleichwege aufzuspüren. Und ehrlich gesagt: Es war mir egal gewesen, was geschah. Das war es eigentlich immer noch, solange sich überhaupt etwas tat, was die Routine der Skapalm-Bark über den Haufen warf.
    Ich hatte längst die Absicht, die DERUFUS zu übernehmen.
    Vor einem der zerschmetterten Konservierungstanks blieb ich stehen. Der Boden im Umkreis war schmierig, giftgrün schillernder Schaum wuchs auf dem ausgelaufenen Fluid. Wahrscheinlich waren einige der zerfetzten Versorgungsleitungen daran schuld, weil sie weiterhin Medikamente injizierten oder reaktionsfreudige Spurenelemente ausstießen.
    Ein Mor’Daer hatte in diesem Tank seiner Erweckung entgegengedämmert.
    Ich zweifelte nicht daran, dass der Kolonnen-Soldat mein Schicksal teilte und seine Kopie Teil eines Duals geworden war. Er vermutlich freiwillig, ich gezwungen. Die Lebensverachtung der Kolonne indes spürten wir beide. Oder irrte ich mich? Ich durfte das Dual-Thema nicht emotionsbehaftet angehen und schon gar nicht menschliche Ethik zugrunde legen. Um verstehen zu können, was sich dahinter verbarg, musste ich über meinen Schatten springen – doch ich war im Begriff, gerade diese Möglichkeit gründlich zu verderben.
    Cyborg-Käfer wuselten über den Toten, in stupider Hartnäckigkeit bemüht, ihn aufzuwecken. Einige von ihnen fraßen sich unter die Schuppenhaut vor. Ich vermutete, dass sie die Nervenbahnen reaktivieren wollten.
    Erst als ich genauer hinschaute, erkannte ich ihn.
    Ich hatte Yrendir gefunden, den Kalbaron, dem ich sehr schnell nach meiner Gefangennahme begegnet war.
    „Dieser Schwächling." Ich glaubte, Yrendirs Zischen immer noch zu hören.
    „Warum wird er bevorzugt?" Jedes Wort, jede verächtliche Geste unserer ersten Begegnung hatte sich in meine Erinnerung eingebrannt.
    Der Mor’Daer hatte sich eine Belohnung versprochen für seine erfolgreiche Unterdrückung mehrerer Blues-Völker.
    Er hatte diese Belohnung erhalten, die Existenz als Dual. Mit mir als zweiter Hälfte allerdings. Wir hatten uns von Anfang an nicht ausstehen können.
    Er war jetzt tot. Und ich ...? Ich fragte mich allen Ernstes, wen von uns beiden das Schicksal bevorzugt hatte.
     
    *
     
    Mit einem Kopfschütteln wischte ich alle lästigen Überlegungen beiseite. Erst wenige Minuten waren verstrichen, seit Ganymed mich aus dem Tank geholt hatte. Noch mehr Zeit durfte ich nicht vergeuden.
    Beißender Rauch hing überall in den Nischen des Genetischen Magazins und breitete sich weiter aus. Er reizte die Atemwege. Ich registrierte, dass die Lufterneuerung mittlerweile abgeschaltet worden war.
    Der Hoch-Medokogh reagierte also bereits. Anzunehmen, dass er Schwierigkeiten mit den im Genetischen Magazin gelagerten Kreaturen stets als ausgeschlossen angesehen hatte. Diese Lebewesen waren jederzeit verfügbares Forschungsmaterial, Rohstoffe für die Anatomen, nicht mehr. Darüber zerbrach man sich nicht den Kopf – vor allem, wenn es lange Zeit keine Zwischenfälle gegeben hatte.
    Ich bedachte Ganymed mit einem knappen Seitenblick. Dass Betäubungsmittel in das Magazin eingeleitet wurden, schloss ich aus. Damit brachte man keine Bestie zu Fall, das wusste der Kommandant der Skapalm-Bark ebenso gut wie ich. Er würde seine Truppen vorschicken.
    „Sie werden uns bald angreifen", sagte Ganymed in die entstandene Stille hinein.
    Mein großer „Freund" hatte seine beiden Gehirne

Weitere Kostenlose Bücher