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242 - Im Fadenkreuz

242 - Im Fadenkreuz

Titel: 242 - Im Fadenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell und Mia Zorn
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Rage öffnete, Rev’rend Torture stand draußen, der Inquisitor. »Ich glaube, der HERR hat zu mir gesprochen in der letzten Stunde der Nacht«, sagte er heiser, und etwas wie Heiliger Schrecken lag auf seiner breiten Miene.
    Mit einer Kopfbewegung winkte Rev’rend Rage ihn herein und schloss die Tür. »Rede, Bruder«, forderte er den anderen auf.
    »Im Gebet zeigte der HERR mir eine Zukunft, in der uns die ganze Welt gehört, eine vollkommen neue Welt. Eine Zukunft und eine Welt, in der sie das Gesetz des HERRN achten. Auch Waashton wird ganz und gar zu einer Stadt des HERRN werden…!«
    Atemlos lauschte Rev’rend Rage der tiefen Stimme des Inquisitors. Rev’rend Torture trug wie immer Handschuhe aus schwarzem, speckigen Wildleder und einen dunkelbraunen, abgeschabten Ledermantel. »… Orguudoos General hat seinen Dämonen geboten, uns zu verfluchen. Von ihrer Wohnstätte in den Bergen aus bannen sie die heiligen Kräfte, die in dieser Stadt wirken wollen.« Unmengen schwarz gefärbter Löckchen quollen unter seinem schwarzen Schlapphut hervor, selbst seine wuchernden Koteletten waren zu Zöpfchen geflochten. »Wir müssen hingehen und die übrig gebliebene Schar der Gläubigen zum Kampf gegen Crow und seine Dämonen führen, das hat der HERR zu mir gesagt in der letzten Stunde der Nacht.« Seine Miene war hart und angespannt, seine Kaumuskeln pulsierten. In seinem eckigen Mund glänzten Zähne aus Silber.
    Rev’rend Rage lauschte der tiefen Stimme des anderen, seine Augen wanderten über dessen kräftige Gestalt, und plötzlich ergriff ihn heiliger Schrecken: Sah Rev’rend Torture nicht aus wie der Engel in seinem Traum? Sprach er nicht mit derselben tiefen, dröhnenden Stimme? Allerdings hatte der Engel keinen Silberblick gehabt; oder sollte er sich auch daran nicht mehr erinnern?
    »Das hat der HERR wirklich gesagt?«
    Rev’rend Torture nickte energisch. »In der letzten Stunde der Nacht!«
    Nachdenklich sah Rev’rend Rage dem Inquisitor in die schielenden Augen. Er dachte an den Tag zurück, als er Brokowic kennen gelernt hatte. Theodor Brokowic – so hieß Rev’rend Torture mit bürgerlichem Namen. ›Rev’rend Torture‹ war sein Kampfname, den er nach seinem Eintritt in den Orden der Rev’rends angenommen hatte. Jenseits der Appalachen, in Godswill hatte er ihn einst getroffen [3] , dort hatten sie Brokowic aus dem Gefängnis eines Rev’rends befreit. Der Erzbischof selbst war damals ein Wegelagerer gewesen, den ein WCA-Offizier in seine Truppe aufgenommen hatte. Marty Luder hatte Rev’rend Rage damals noch geheißen. So lange war das her, und so viel war geschehen seit damals.
    »Bist du auch ganz sicher, Rev’rend Torture?«, fragte Rage. »Immerhin haben Mr. Black und General Garretts Truppen schon vier Mal vergeblich versucht, die Bergfeste des Bösen einzunehmen. Nicht einmal der Riesendämon Takeo hat es vermocht, Crows Unterschlupf einzunehmen.«
    »Natürlich nicht, Bruder!« Rev’rend Torture hob beschwörend die Pranken. »Sie sind ja auch alle ungläubig! Wie sollte der HERR ihnen da den Sieg über das Böse schenken können?«
    Je länger Rev’rend Rage dem anderen zuhörte, desto sicherer war er, die Stimme des Engels aus seinem Traum zu vernehmen.
    »Wenn wir aber die Schar der Gläubigen dieser Stadt gegen Crows Teufelsfabrik führen, dann tun wir das im Namen des HERRN! Und wenn wir sie mit Gottes Hilfe erobern, wenn GOTT selbst seine Macht erweisen wird, dann werden die Ungläubigen niederfallen und GOTT preisen und sich zu ihm bekehren! Sogar Blacks verstocktes Herz wird sich dann dem Licht des Glaubens öffnen. Dann wird eine völlig neue Zeit beginnen – eine Zeit des Glaubens und der Herrschaft des HERRN!«
    »Wahrhaftig!« Rev’rend Rage trat zu dem Größeren und Älteren und legte ihm die Hände auf die Schultern. »Wahrhaftig – der HERR hat zu dir gesprochen, mein Bruder! Und er hat dich zu mir geschickt, damit du mir meinen Traum erzählst, den ich vergessen hatte!« Rev’rend Torture runzelte die Stirn und machte ein begriffsstutziges Gesicht. »Gehe hin, mein Bruder!«, fuhr Rev’rend Rage fort. »Gehe hin und rufe die Gläubigen vor dem Palast des Waashican zusammen! Noch heute werden wir in den Heiligen Krieg gegen Orguudoos General und seine Dämonen ziehen!«
    »Amen!« Rev’rend Torture stand stramm. »So soll es geschehen, mein Erzbischof.« Er stürmte aus dem Raum. Rev’rend Rage aber ging zum Fenster und blickte über die Dächer Waashtons. Die

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