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243 - Das namenlose Grauen

243 - Das namenlose Grauen

Titel: 243 - Das namenlose Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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keine Lust, sich mit seiner Gefährtin zu streiten. Er wollte bloß in Ruhe zocken.
    »Nenn se halt nich mehr Mädel«, meinte er lapidar und nahm das Spiel wieder auf.
    Loola drehte sich beleidigt von den beiden weg und ging in die Küche des Domizils. Küche nannten sie den Raum nur, weil hier Flaschen und Lebensmittel gelagert wurden. Es gab weder eine Herdstelle noch einen Ofen.
    In dem großen Hauptraum ging das Spiel weiter. Unheimliche Klänge ergossen sich aus den neu angebrachten Lautsprechern. Bald waren Trashcan und Little Rock so sehr ins Spiel versunken, dass sie nichts mehr um sich herum wahrnahmen.
    Marisar setzte sich auf den Schoß von Dirty Buck und versuchte ihn ein wenig aufzuheitern. Ihre rot lackierten Nägel fuhren vorsichtig über die Brandnarben in seinem Gesicht. »Schöne Scheiße«, murmelte sie dabei.
    »Fucking U-Men«, meinte Buck düster. Er legte die Waffe aus der Hand und kümmerte sich lieber um Marisar. Seine Hände schlangen sich um ihre Hüften.
    Davie Gun hockte noch immer in sich versunken an der Wand. Seine langen schwarzen Haare bedeckten sein linkes Auge. Die Schnapsflasche hatte er sich zurück erbeutet. Sie lehnte neben ihm wie ein guter alter Freund.
    Plötzlich schrie Loola in der Küche auf. »Verdammte Scheiße!«
    »Was denn?« Trashcan löste seine Aufmerksamkeit nur widerwillig vom Bildschirm.
    »Wir ham doch heute ’n Termin mit dem Hohen Richter und der Präsidenten-Lady!«
    Trashcan stöhnte auf. »Für einen Moment hatte ich die Probleme in Waashton echt vergessen…« Missmutig beendete er das Spiel.
    Little Rock lächelte ihn schüchtern an. Seine hellblauen Augen suchten den Boden nach etwas Undefinierbarem ab. Die leicht quietschende Stimme war unterwürfig: »Wir… Wir können doch später weiterspielen, oder?«
    Trashcan grinste gutmütig. »Okee. Aber glaub nich, dass ich dich besser davon kommen lass als Buck, bloß weil du jünger bist.«
    Buck murmelte etwas Abfälliges, das zwischen den Lippen Marisars nicht zu verstehen war. Die beiden trennten sich langsam voneinander.
    Die Kids standen auf und sammelten ihre Waffen ein, die kreuz und quer im Raum verstreut lagen. Trashcan und Buck nahmen ihre Helme mit.
    »Na dann«, meinte Trashcan Kid, während er zwei Dolche in verborgenen Scheiden an der Innenseite seiner kniehohen Lederstiefel verstaute und seinen gesteppten Lederharnisch glatt zog. »Hör’n mer mal, ob der Richter und die Lady was über den verschollenen Stoßtrupp rausgefunden ham…«
    ***
    Es war wie bei den vorherigen Krisensitzungen: Sie trafen sich mit allen relevanten Parteien der Stadt Waashton auf der Grenze zwischen Waashican – dem Stadtteil der Rev’rends – und dem Hoheitsgebiet des Weltrats. Trashcan Kid stellte überrascht fest, dass er und seine Gang die Ersten vor Ort waren.
    Mr. Black und seine Leute kamen gerade erst aus der Capitolruine. Sie stiegen die Stufen der Vortreppe hinab, als hätten sie alle Zeit der Welt. Black wurde von seinen Leuten und der WCA-Präsidentin Alexandra Cross begleitet.
    Trashcan hatte auf der Straße Gerüchte gehört, die beiden hätten was am Laufen, doch er selbst konnte diese Gerüchte nicht bestätigen. Nach dem gemeinsamen Kampf gegen Crow und den Ereignissen der letzten Zeit wirkten die beiden zwar wie gute Freunde, doch das war auch alles. Darüber hinaus konnte der Eindruck täuschen. Alexandra Cross war viel zu intelligent, um es sich mit dem Hohen Richter zu verscherzen. Natürlich achtete sie darauf, sich in der Öffentlichkeit mit ihm gut zu stellen. Wie es wirklich zwischen ihnen aussah, mochte Wudan wissen.
    Trashcans Blick verharrte auf dem langärmeligen Blazer der Präsidentin. Die hoch gewachsene Frau trug eine Armprothese aus Leichtmetall. Trashcan bewunderte sie für ihre Stärke. Trotz ihrer schweren Verletzung und der heftigen Schmerzen hatte Cross ihr Amt nicht niedergelegt.
    Von der anderen Seite kamen zwei Rev’rends.
    Zumindest würden sie es gerne sein, dachte der Anführer der Gang abfällig. Diese beiden halben Hemden haben kaum mehr Muskeln als Little Rock. Wie wollen die Dämonen bekämpfen und die ganze hirnverbrannte Rev’rend-Scheiße durchziehen?
    Die beiden Novizen mussten vom verstorbenen Rev’rend Sweat angeworben worden sein, denn wie ihr Vorbild trugen sie Lederponchos mit weißen Kreuzen darauf, sowie zwei lange, lächerlich wirkende Zylinder. Sie hatten drei Stadtbewohner als Gefolge bei sich.
    Trashcan und seine Kids warteten breitbeinig.

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