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243 - Das namenlose Grauen

243 - Das namenlose Grauen

Titel: 243 - Das namenlose Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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angeeignet und zwei Armeen erschaffen. Die erste für die Schlacht am Kratersee, die zweite, um Waashton einzunehmen, als man ihn von dort verbannte.
    Takeo blickte zu Shiro hinüber, der einige Schritt neben ihm stand. Wieder musste er sich klarmachen, dass dieser Androide nicht mehr sein Sohn war, seitdem er die Gedächtniskopie bereinigt und auf Aikos eigenen Wunsch alles gelöscht hatte, was die Persönlichkeit Aiko Tsuyoshi ausgemacht hatte. [2]
    Zwei Überlebende aus Amarillo hatte die Kopie gefunden und in einen selbst zusammengebauten Androiden eingesetzt, ohne zu bedenken, in welche Konflikte sie Aiko stürzen mussten – gerade ihn, der sich immer seine Menschlichkeit hatte bewahren wollen. Dass seine frühere Freundin Honeybutt ein Kind von einem anderen erwartete, hatte schließlich den Ausschlag für seine Bitte gegeben, die Miki Takeo ihm nicht verwehren konnte. So war aus Aiko Shiro geworden. Eine Maschine, noch weniger menschlich als er selbst, die erst zu einer eigenen Persönlichkeit finden musste. Von den Menschen in Waashton ahnte niemand etwas von Shiros Vergangenheit.
    »Bestätigen deine Sensorwerte, was ich sehe?«, fragte Takeo zu ihm hinüber.
    »Sofern du wuchernden Dschungel siehst, wo eigentlich die Gebirgsausläufer der Appalachen liegen sollten – ja«, entgegnete Shiro.
    Takeo nickte. Also kein Fehler seiner Sensoren. Dort vorne, wo eigentlich Crows Anlage stehen sollte, erhoben sich blaue Baumriesen in den Himmel. Unbekannte Pflanzen wucherten zwischen ihnen empor. Der Dschungel, dessen Grenze wie mit einem gigantischen Zirkel gezogen schien, sah wild und fremd aus.
    »Als ob er nicht von dieser Welt wäre«, meinte Takeo und versuchte es erneut mit einer Analyse. Das Ergebnis war widersprüchlich. Eigentlich durfte das, was er dort sah, nicht existieren! Es gab keinen Dschungel am Rand der Appalachen! Und doch befand sich der blaugrüne, kreisrunde Landstrich genau vor ihnen. Um ihn her lag Nebel, der in den wolkenlosen Gebirgshimmel aufstieg und wie ein Dunstschleier um die sonderbaren Bäume waberte.
    »Dringen wir weiter vor?«, fragte Shiro.
    Takeo schüttelte in einer imitierten menschlichen Geste den Kopf. »Nein. Die Situation hat sich grundlegend geändert und erfordert eine neue Analyse. Ich informiere Mr. Black.« Er holte das Funkgerät aus einer Klappe in seinem Oberschenkel.
    Was war an diesem Ort geschehen? Wie konnte hier plötzlich ein Urwald wuchern? Und was war mit den Personen und U-Men, die sich innerhalb des Kreises befunden hatten?
    Es knackte kurz, als die Verbindung zu Mr. Black zustande kam.
    »Takeo hier.« Mikis Stimme war ruhig wie immer. »Wir befinden uns jetzt noch vier Kilometer vom Zielpunkt entfernt und haben eine Entdeckung gemacht, die Sie sich mit eigenen Augen ansehen sollten. Peilen Sie mein Funkgerät an, wir warten hier auf Sie. Takeo Ende.«
    ***
    Trashcan Kid grinste die beiden Möchtegern-Rev’rends mit ihren festgezurrten Zylindern herausfordernd an. Marisar und Little Rock hatten ihnen alkoholbetriebene Motorräder besorgt, die mit Sicherheit irgendwann einmal dem Orden gehört hatten. Marisar hockte auf der größten Maschine, Dirty Buck saß in ihrem Beiwagen. Er konnte mit seinem Bein noch immer nicht schmerzfrei laufen – vermutlich würde er die Wunde, die die U-Men ihm zugefügt hatten, für den Rest seines Lebens spüren.
    Trashcan griff Loola an den Hintern und seine Gefährtin gab Gas. Er saß hinter der Frau in dem abgewetzten Lederanzug. Mit seiner Prothese wäre es unmöglich gewesen, allein auf einem Motorrad zu fahren.
    Loola und er sausten aufreizend knapp an Bruder Faith und Bruder Mercy vorbei.
    »Ihr habt Eigentum des Waashicans gestohlen!«, brüllte Mercy ihnen nach. Er machte auf dem Motorrad keine gute Figur. Zwei Mal schön wäre er fast gestürzt. Es schien ihm nicht zu liegen, sich auf nur zwei Rädern fortzubewegen. Marisar dreht sich halb um und zeigte ihm den Stinkefinger.
    Davie Gun sauste auf dem vierten Motorrad heran. Er sah darauf wesentlich besser aus als die beiden selbsternannten Gotteskämpfer. Auch er fuhr dicht an Bruder Faith vorbei und hüllte ihn in eine Staubwolke. Der junge Mann hustete und fluchte.
    Vor ihnen fuhren die Panzerfahrzeuge, die den Hummer von Mr. Black in die Mitte genommen hatten.
    Trashcan und Buck trugen zu ihren Schwertern noch jeweils ein Tak 02 Maschinengewehr. Im Kampf gegen die U-Men hatten sie einige davon erbeuten können.
    Aber eigentlich ist mir der Kampf mit

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