2431 - Attacke der Cypron
Wellenlängen des Lichts verschoben sich, sodass er seine Umgebung nur noch in Falschfarben wahrnahm. Das Vibra-Psi, der Pulsschlag des Chaos in jeder Faser seines Körpers, wurde so stark, dass jede Wahrnehmung eine Qual bedeutete.
Beides ging nach wenigen Minuten wieder vorbei, die Jet-Ströme und die Beben, aber es waren Minuten, von denen er nicht einmal seinem schlimmsten Feind wünschte, sie durchstehen zu müssen.
Seine Brust drohte zu platzen. Die Füße gehorchten ihm kaum mehr. Er sah von rechts und links die Dornenranken der Büsche. Sie wirkten wie angespannte Federn, die von unsichtbarer Hand davor zurückgehalten wurden, nach ihm zu schlagen. Er sah die teils zerrissenen Netze, die schier jeden Kubikmeter des Dschungels bis hinauf in die Kronen ausfüllten, gesponnen von den Millionenheeren kleiner Gliederfüßer, die im Wald unablässig an der Arbeit waren.
In vielen dieser Netze klebten die Kadaver der Insekten, die unvorsichtig genug gewesen waren, in die Falle zu gehen. Auf den ersten Blick schienen sie dieses Biotop-Depot zu beherrschen.
Die Luft flirrte von ihnen. Millionen von ihnen stoben hoch und stürzten sich auf ihn.
Rhodan gab es rasch auf, nach ihnen zu schlagen. Krampfhaft hielt er den Mund geschlossen und atmete vorsichtig durch die Nase, während er Schritt vor Schritt setzte. Überall krabbelten die Insekten: in seine Ohren und in seine Nase, über seine Augenlider und über jeden Quadratzentimeter freier Haut, den sie erreichen konnten. Es summte und brummte, und es kitzelte ohne Unterlass.
Weiter! Er musste zu Hobogey, irgendwo waren seine Verfolger. Vor allem der Dual war gefährlich: Ekatus Atimoss hasste ihn!
Der Terraner sah aufgrund der zahllosen Insekten kaum etwas vom Weg.
Jede seiner Bewegungen erfolgte wie automatisch, von purem Instinkt gesteuert; außer dem unaufhörlichen Summen und Brummen nahm er kein Geräusch mehr wahr.
Und dann war er durch, als habe er einen Vorhang zur Seite geschoben; die Insekten blieben hinter ihm zurück. Er kroch auf allen vieren eine Anhöhe hinauf, spürte dabei, wie seine Füße immer wieder abrutschten. Als er das obere Ende des kleinen Hügels erreicht hatte, blickte er sich um.
Vor ihm erstreckte sich eine Mauer aus Grün, dazwischen ein Knäuel aus Grau und Braun: die Insekten, die als dichter Schwarm aus Myriaden von Einzelwesen zwischen den Blättern und Ästen flogen. Einen Augenblick lang hatte Rhodan den Eindruck, sie bildeten ein gesamtes Wesen, formten einen Körper aus, der ein riesiges Maul und zwei lange Arme hatte.
Dann aber schüttelte er den Kopf, murmelte: „Da ist nichts!" und eilte weiter.
Es konnte ihm nicht viel passieren.
Irgendwo in seiner Nähe waren die Gresken; sie wachten über seinen Weg.
Zwar gab es vor der Finsternis kein Entkommen, aber die Emanationen versuchten ihm zu helfen. Sie waren rüde, ungeschliffen und ewig hungrig, aber sie zügelten ihre Gier.
Vor allem stand er unter Sharbands persönlichem Schutz: Der Anführer hatte seine Ritteraura gespürt und anerkannt. Der Herr der Gresken hatte ihm versprochen, dass keine Gefahr drohte.
Rhodan taumelte über eine Art Schutthalde aus toten Tieren und zerbrochenen Ästen. „Sharband!", schrie er in den Wald, aber niemand antwortete.
Vielleicht waren die Gresken längst weiter ins Dickicht verschwunden, als er dachte. Die bereiten sich auf die nächsten Temporalen Effekte vor, überlegte Rhodan.
Und sie warteten auf das Element der Finsternis. Wenn dieses kam, gab es kein Sehen mehr ... nur Geräusche in der tiefsten Schwärze, die das Universum zu bieten hatte, und das Gefühl einer Todesangst, wie sie kein lebendes Geschöpf haben durfte. Selbst die Gedanken froren ein.
Sharband hatte gesagt, dass das Element der Finsternis wieder nach Ata Thageno zurückkommen würde. Er hatte nicht gesagt, wann genau das sein würde, aber es musste sicher sehr nahe sein ...
Der Terraner glaubte beinahe daran, dass er Hobogey unangefochten erreichen würde. Er zählte bereits die letzten Schritte ...
*
Eigentlich war gar nichts mehr.
Doch, er konnte noch denken. Er fühlte die Kälte, die in ihn einfloss wie klamme Nebelschwaden in die Lungen.
Er sah in ein Dunkel, das keine Schwärze mehr besaß. Er spürte die Allgegenwart des absoluten Nichts. Es gab keinen Halt mehr, aber er fiel auch nicht.
Es gab kein Oben und Unten mehr, kein Hinten und Vorne, Links oder Rechts.
Er schwamm in einer Wolke aus Nichts, in der sein Körper und sein
Weitere Kostenlose Bücher