2437 - Die immaterielle Stadt
lassen."
„Nett von dir, Salvatore. Aber meine Frau ... Der Mediker war da. Er tut, was er kann, aber ..."
„Das ... tut mir leid, Ed. Macht er dir gar keine Hoffnung mehr?"
„Nur noch wenig. Aber wir wussten ja, dass es so kommen würde. Ich ... Ach, egal. Es ist, wie es ist. Und sonst?"
„Ich werd wohl auf den Mars auswandern müssen. Da können sie wesentlich günstiger produzieren."
„Das ist nicht dein Ernst. Dieser verdammte Adams! Er zieht das gnadenlos durch."
„Was soll er denn machen? Wir könnten morgen im Feuer der Kolonne umkommen. Er muss dafür sorgen, dass es hier irgendwie weitergeht. Er hält den Betrieb am Laufen."
„Du meinst, er ist mittlerweile der meistgehasste Mensch im Solsystem."
„Ed, jetzt bist du ungerecht. Wenn man die Umstände bedenkt, macht er die Sache richtig gut."
„Ach ja? Das wüsste ich aber. Für den sind Leute wie du und ich doch bloß Ziffern hinter dem Komma."
„Also ehrlich. Was erwartest du? Wir haben Krieg! Und trotzdem muss keiner von uns hungern oder frieren, und unsere Kinder können sich mit den neuesten Trivid-Games das Gehirn in der Birne matschig spielen. Sogar das Sozialsystem funktioniert noch. Stell dir vor, es gäbe keinen Mediker mehr, der mal eben kommt. Was wäre dann mit deiner Frau?"
„So habe ich das nicht gemeint, Salvatore, und das weißt du selbst. Aber es sind die Prioritäten, die nicht stimmen. Hast du das mit Evan gehört?"
„Nein. Was denn? Wo ist der überhaupt?
Ist er schon vorausgefahren, oder ..."
„Hab grad noch mit ihm gesprochen.
Nach seinem dritten Herzinfarkt haben sie ihn zur Organbank geschickt, und da haben sie ihn zwanzig Minuten lang warten lassen. Zwanzig Minuten! Als aktiver Globist. So viel zu deinem funktionierenden Medizinsystem. Der Alarm ..."
„Er ist also unterwegs? Da kommt der nächste Bus ..."
„Lassen wir den auch noch sausen. Die paar Minuten spielen doch keine Rolle."
„Und wenn es wieder Vollalarm gibt?
Die zählen auf uns!"
„Wie viel Redundanz haben wir? Zwanzig Prozent? Die können auch mal zehn Minuten ohne uns auskommen."
„Ach, du hast ja recht. Hauptsache, wir sind hier."
„Eben! Meinst du nicht, ich wäre lieber zu Hause bei meiner Frau? Aber wir wissen noch, was Pflicht ist. Nicht wie diese ganzen Versager."
„Die Situation macht uns doch alle fertig. Hunderttausende von uns sind so fertig, dass sie ausgeflogen werden müssen.
Es sind nicht alle gleich belastbar."
„Ja, genau. Auf irgendeine beschissene Kolonialwelt, die keinen TERRANOVA-Schirm hat. Wo sie dann mucksmäuschenstill leben können und hoffen müssen, dass die Terminale Kolonne nicht ausgerechnet ihre unwichtige Welt in ein Kabinett zerlegen will."
„TRAITOR hat schon lange ..."
„Hör doch auf. Du hast die freie Wahl.
Dauerfeuer unter dem Kristallschirm oder die Befürchtung, morgen kabinettisiert zu werden. Wobei ich diesen Ausdruck fürchterlich finde."
„Die Terminale Kolonne hat schon lange nicht mehr versucht, in der Milchstraße einen Planeten zu zerlegen ..."
„Dann stimmen wir doch die Ode an die Freude an! Jubilieren wir, dass ... Da kommt Evan."
„Hallo, Ed, Salvatore! Tut mir leid, aber der Mediker ..."
„Kein Problem. Ed war auch zu spät."
„Er hat ja auch einen guten Grund. Wie geht es Dragica?"
„Sieht nicht gut aus. Aber nett, dass du fragst, Evan."
„Das ist doch wohl das Mindeste, Ed.
Ich finde es toll, dass du da bist."
„Ach, hör auf. Ich tue nur meine Pflicht."
„Und, kriegst du nun ein neues Herz, Evan?"
„Ja, aber das kann mir gestohlen bleiben, Salvatore. Wenn ich diese widerliche Scheiße in den Nachrichtensendern sehe ..."
„Meinst du diesen Lotho Keraete? Den Boten von ES? Sie haben uns eben doch nicht im Stich gelassen."
„Nicht annehmbar, Salvatore."
„Wieso?"
„Die Erde verlassen? Die eigenen Leute im Stich lassen? Wer auf dieses Angebot eingeht, wird seine Freunde, seine Familie nie wiedersehen."
„Das ist das Problem. Wie Salvatore eben sagte, es sind nicht alle gleich belastbar. Stimmt wohl. Für mich kommt das aus offensichtlichen Gründen nicht infrage, aber in Frieden und Ruhe bis zum Ende seiner Tage leben klingt doch nicht übel."
„Sollen wir etwa den Dienst in den TANKSTELLEN aufgeben?"
„Reg dich nicht so auf, Evan. Sonst kriegst du gleich wieder einen Infarkt.
Davon ist doch gar keine Rede. Andererseits: Willst du im Feuer der Kolonne umkommen? Willst du dich vielleicht versklaven lassen? Willst du das Leben deiner
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