Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
244 - Der dunkle Traum

244 - Der dunkle Traum

Titel: 244 - Der dunkle Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
Vom Netzwerk:
Zarr es angekündigt hatte.
    Äste krachten hinter Rulfan. Er fuhr herum, die Hand auf dem Säbelknauf. Zarr kam auf allen Vieren heran. Er bremste neben Rulfan und wirbelte Staub auf. »Fremder!«, grunzte er.
    »Ja, Zarr!«
    »Komisches Tier dabei. Sieht aus wie Huhn, größer wie Mann.« Zarr richtete sich auf.
    Das mit dem Huhn war ein ziemlich weit hergeholter Vergleich, fand Rulfan. Dafür waren Schädel und Maul zu groß. Das Tier sah eher aus wie ein Emu, aber mit kurzem Hals und großem Kopf, der fast echsenartig wirkte. Mehr als die Hälfte des Körpers bestand aus zwei langen Beinen. Alles in allem wirkte die Kreatur… bizarr, sogar in dieser Welt der Mutationen.
    Rulfan wandte sich an Zarr. »Was hältst du davon, dich erst mal zu verbergen? Wir wollen doch nicht, dass der Fremde zu Tode erschrickt, oder?«
    Zarr schien genau zu wissen, worauf Rulfan hinauswollte. »Zarr groß und mächtig«, brummte er. »Fremder Angst vor Zarr?«
    » Ich würde mich erschrecken, wenn du so unvermittelt vor mir stündest«, schmeichelte ihm Rulfan. Er sah regelrecht, wie es hinter der Stirn des Gorillas arbeitete.
    »Rulfan recht«, sagte Zarr dann. »Zarr geht. Aber nicht lange!«
    »Danke, Zarr«, sagte Rulfan und lächelte.
    Binnen weniger Minuten war der Fremde heran. Der Schwarze hatte ein Gesicht wie faltiges Leder und war schmal und sehnig. Der überwiegende Teil seines Körpers war tätowiert. Er hatte kurze graue Haare und trug ein Stirnband. Er war nicht größer als einssechzig, wirkte jedoch trotz seines augenscheinlich fortgeschrittenen Alters agil und gesund. Über seiner Schulter hing ein Wanderbeutel. Der Emu-Mutant – oder was auch immer das Tier darstellte – blickte auf den Mann hinab und gab schnüffelnde Geräusche von sich. Es schien domestiziert zu sein, denn als der Fremde stehen blieb, verhielt es ebenso.
    Der Fremde nahm seine dunkle Sonnenbrille ab. Rulfan, schon immer ein guter Beobachter, las ein verkratztes Ray Ban am Bügel.
    »Mein Name ist Aldous…«, sagte der Mann und blickte Rulfan mit dunkelgrauen Augen an; Augen, in denen sich Wissen und Weisheit spiegelten – und noch vieles mehr.
    Rulfan lächelte freundlich und schwieg. Für einen Moment verlor er sich in diesen unergründlichen Augen. »Schön, dass du da bist, Aldous…«, antwortete er dann, als begrüße er einen lange erwarteten Freund.
    ***
    Aldous schien sich über nichts zu wundern. Er folgte Rulfan und betrat Taraganda, als hätte er schon einmal hier gelebt. Sein Selbstbewusstsein war erstaunlich, aber auch erfrischend. Er war körperlich klein, hatte aber die Ausstrahlung eines Riesen.
    Zarr ließ sich aus einem Baum fallen. Aldous’ Begleittier sprang behände zurück, blieb aber ansonsten ganz ruhig. Aldous verbeugte sich höflich. »Danke für den freundlichen Empfang. Ich dachte schon, du wolltest dich vor mir verstecken, mein schwarzer Primatenfreund.«
    Der Schwarzpelz kratzte sich mit einer selten dämlich wirkenden Geste die flache Kopfplatte, knurrte und antwortete: »Willkommen bei Zilverbaks. Woher kommt Mann mit Narben?«
    Aldous lachte. »Das, was du Narben nennst, bezeichnet man als Tätowierungen. Bilder, die mit Farbe in die Haut gestochen wurden!«
    Tatsächlich gab es kaum einen Flecken auf der Haut des Alten, der nicht tätowiert war. Bögen, Flammenmotive, fremdartige Gesichter und immer wieder verschlungene Formen, die es schwer machten, sich auf ein einzelnes Motiv zu konzentrieren.
    Zarr verzog sein faltiges Gesicht und grunzte.
    Der Alte nickte. »Man nennt mich Aldous. Ich bin ein Schamane, manche nennen mich einen Gelehrten. Ich komme aus Mwekane, einem Dorf in der Nähe des Großen Sees. Meine Begleiterin ist eine Valvona. Sie heißt Winda, was Sturm bedeutet. Ich habe sie als Jungtier vor dem sicheren Tod gerettet und mit der Flasche aufgezogen. Sie ist eine treue, verlässliche Freundin.«
    Das konnte Rulfan gut nachvollziehen. Er fragte sich, wo Chira gerade war und wie sie auf die Valvona reagieren würde. Die Lupa liebte es, stundenlang in den Wäldern zu jagen.
    Lay kam hinzu, schlank und kraftvoll.
    Aldous deutete eine Verbeugung an. »Eine schöne Frau. Wem gehört sie?« Er blickte Rulfan an und zog die Augenbrauen hoch.
    »Sie gehört niemandem, Aldous!«, antwortete Rulfan. »Sie ist meine Gefährtin und mein Herz gehört ihr…«
    Aldous lachte sanft. »So muss es sein, mein Freund. Was du liebst, lass frei – wenn es zu dir zurückkehrt, gehört es dir für immer!«
    Nun

Weitere Kostenlose Bücher