2442 - StÃŒtzpunkt im Chaos
Abschottung im Rahmen eines künstlichen Eingriffs vollzog sich in mehreren Stufen. Von den Friedensfahrern wussten wir, dass sie etwa seit Mitte Oktober 1314 NGZ die Quartale Kraft nicht mehr nutzen konnten, um mit ihren OREON-Kapseln nach Hangay einzufliegen.
Innerhalb von Jahrzehnten hatte sich diese Barriere zum Grenzwall Hangay verdichtet, der zunächst noch löchrig war und Durchflüge gestattete. Inzwischen war er nur noch mithilfe der Raum-Zeit-Router zu passieren. Nicht einmal ein kosmischer Messenger kam noch durch.
Als Folge der Abriegelung Hangays vom natürlichen Psionischen Netz und des Fehlens korrigierender Messenger gab es in dieser Galaxis keinen Regulator für die Wechselbeziehung zwischen Raum, Zeit und Naturgesetzen mehr. Statt der natürlichen Stabilität der Hyper- und Raum-Zeit-Struktur fanden wir eine Art generelle Instabilität, in der sich kleine Ursachen zu gewaltigen Wirkungen aufschaukeln konnten. Normale und auf dem Psionischen Netz basierende Technologien funktionierten hier nicht mehr oder nicht mehr zuverlässig.
Als unmittelbare Folge wuchs in dem abgeschotteten Gebiet die Entropie, also der Grad der physikalischen Unordnung.
Die zweite physikalische Bedingung zur Entstehung einer Negasphäre war die Existenz von Proto-Chaotischen Zellen. Diese entstanden ebenfalls auf natürliche Weise, konnten allerdings auch künstlich und gezielt geschaffen werden. In dem abgeschotteten Gebiet wuchsen diese Zellen. Solche, die vor der Abschottung natürlich entstanden waren, wurden durch die zunehmende Entropie in ihrem Wachstum ebenfalls beschleunigt.
Die eigentlichen Proto-Chaotischen Zellen existierten im Hyperraum. Ihre Abdrücke im Normalraum waren zunächst sehr klein und ohne die nötige Technik nicht anzumessen. Von der Größenordnung her waren sie vermutlich im Quantenbeziehungsweise Nuklearbereich angesiedelt. In der Nähe selbst dieser winzigen Proto-Chaotischen Zellen kam es bereits zu ersten Verzerrungen oder Störungen des Raum-Zeit-Gefüges.
Die Details der Entstehung einer Negasphäre hingen von der vorhandenen Umgebung ab. Es machte einen Unterschied, ob sie sich in einer Galaxis oder im intergalaktischen Leerraum entwickelte. Das Verschwinden des Kosmonukleotids TRIICLE-9 führte ebenso zur Entstehung einer Negasphäre wie die Bedingungen in Hangay.
Die Proto-Chaotischen Zellen von Hangay waren wohl zum größten Teil schon im sterbenden Universum Tarkan geschaffen worden. Dort hatten die Mächte des Chaos das Potenzial zur Entstehung einer Negasphäre implantiert. Den entscheidenden Impuls allerdings, sozusagen die Grundlage für die Entstehung einer neuen Negasphäre, hatte die Superintelligenz THOREGON durch den künstlichen Messenger geliefert, der diese Entwicklung nicht nur initiiert, sondern auch wesentlich beschleunigt hatte.
Wir wussten das alles, aber es brachte uns nicht weiter.
Indica sah mir wohl an, dass ich kein weiteres Wort zu unserem Flugziel und dem geplanten Stützpunkt verlieren wollte. So schnell, wie sie gekommen war, verschwand sie wieder.
*
Ein paar Tropfen Schweiß fielen auf die Tischplatte. Sie glänzten wie Kerzenwachs. Stunn hörte sie aufprallen und folgte mit seinem Blick ihrer Flugbahn nach oben.
„Soll ich dich ablösen?", fragte er Kander.
Cero klebte an einer der Verstrebungen über dem kugelförmigen Detektor. Der Hyperphysiker schüttelte leicht den Kopf. „Dauert zu lange."
Kander brachte Messgeräte über dem Detektor an, in Reihen geordnet und alle im selben Abstand zur Kugeloberfläche. Wichtige Bestandteile der Detektoren waren Bauelemente mit Anteilen von Hypermineralien: am häufigsten Eclisse und CV-Embinium, dazu geringe Mengen des in der Experimentalfabrik HWG-01 hergestellten hyperladungsstabilisierten HS-Howalgoniums. Den Ausschlag für das Funktionieren gaben das exakt berechnete Verhältnis der Elemente zueinander sowie ihre strukturelle Anordnung im Nanometerbereich.
Mit dieser Anordnung deckten die Kernstücke der Kantor-Sextanten einen Bereich des Hyperspektrums ab, der bis zu einem Wert im SHF-Band von ungefähr acht Komma vierfünf mal zehn hoch fünfzehn Kalup reichte. Dabei erfasste das Ultra-Messwerk auch die sechsdimensionalen Komponenten in diesem Band, was es von den in der Milchstraße verbreiteten Geräten unterschied.
Stunn, Anna und Kander hatten es sich zum Ziel gesetzt, dass das nicht der einzige Fortschritt bleiben sollte, den die inzwischen in Serie gebauten Kantorschen
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