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2453 - In der Steilen Stadt

Titel: 2453 - In der Steilen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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keine geeigneten Abwehrmittel besaßen. In diesem Fall genügte ein einfacher Strahlerschuss in die Steuersektion.
    Unsere Techniker hatten das bewusst so gewählt – es sollte einige Todesopfer fordern und die Nyahay in Sicherheit wiegen, damit sie spätestens an der nächsten Roboterwelle scheiterten. Diese würde nicht so leicht auszuschalten sein, sondern die hässlichen, dürren Körper der Nyahay zerfetzen, ihre verborgenen Fratzen entblößen und mit spitzen Metallkrallen zerschneiden. Die Nyahay hatten es verdient zu leiden, zu sehen, wie das Leben aus ihnen wich.
    Die Tötungsmaschine näherte sich und hob ihren Kampfarm.
    Ich schaute in Sscharis Augen.
    Ich komme zu dir, Geliebte.
    Schon glühte die Mündung.
    Irgendetwas brachte mich dazu auszuweichen, etwas in Sscharis Augen.
    Der Schuss zischte in die Wand hinter mir, durchschlug sie auf einer Breite von einem halben Meter. Ein Teil der Oberfläche schmolz und gerann zu dicken metallischen Tropfen. Sie kullerten in die Tiefe, platschten auf den Boden, erstarrten zu bizarrer Schönheit.
    Gleich würde der Roboter erneut schießen. Mir blieben nur Sekunden, doch ich kannte die Station gut, hatte ihre Pläne studiert. Ja, ich hatte seinerzeit sogar selbst kleine Änderungen vorgeschlagen.
    Ich spannte mich an, wirbelte herum und sprang durch das Loch in der Wand.
    Als ich mit den Füßen aufschlug, verlor ich den Halt und stürzte.
    „Es tut mir leid, Sschari", flüsterte ich.
    Ich nutzte den Schwung, um auf die Seite zu rollen, stemmte mich ab und kam wieder auf die Füße.
    Ohne mich umzusehen, rannte ich los.
    Hinter mir explodierte etwas. Das Krachen war ohrenbetäubend.
    Ich schaltete die Wiedergabe des Armholos mit einem Gedankenbefehl aus.
    Sscharis Abbild verschwand aus meinem Kopf.
    Es donnerte. Zweifellos durchbrach der Roboter die Wand und riss dabei weitere Teile ab.
    Kollateralschäden hatten wir das in der Planung genannt. Sie waren unvermeidbar in Kampfsituationen. Reparatureinheiten machten sich zweifellos schon in diesen Momenten auf den Weg. Die Konstrukteure hatten sich einen Scherz erlaubt und sie nach dem Vorbild der Metaläufer gestaltet.
    In Gedanken verabschiedete ich mich von Sschari. Ich brauchte das Armholo in seiner zweiten Funktion, die es stundenlang lahmlegen würde. Ich warf mich herum.
    Ein Strahlenschuss jagte an mir vorbei, dass die grelle Hitze und Helligkeit noch in meinen Augen brannte.
    Ich richtete den Arm auf den Roboter, überspannte das Armholo und jagte den Überlastungsblitz auf meinen Gegner.
    Seit der Bürgerkrieg ausgebrochen war, hatten wir die Holo-Geräte umprogrammiert. Im Zweikampf gegen einen Nyahay hatte es sich oft als nützlich erwiesen, selbst wenn der Überschlagsblitz nicht traf – sie haben empfindliche Augen, diese Bestien, und wenn sie blind sind, kann man ihnen leicht einen Dolch in den Leib rammen.
    Der Blitz traf genau. Für einen Augenblick umflirrten zuckende Lichtkaskaden die Kopfsektion des Roboters, dann stand er starr und rührte sich nicht mehr.
    Ein wohliges Gefühl durchlief meinen Körper von den Herzen aus. Ich hatte den Kampf aufgenommen, weil ich tief in mir fühlte, dass ich es Sschari nicht etwa schuldete, ihr möglichst bald auf dem letzten Weg zu folgen, sondern dass ich mich an ihren Mördern rächen musste.
    Ich war der Letzte der Sinanit? Nun, dann sollte es eben so sein. Dann hatten die Kosmokraten mich auserwählt! Bei den Dienern der Materie, ich würde nicht ruhen, ehe ich das Vermächtnis meines Volkes ausgeführt und so viele Nyahay wie möglich in den Untergang gerissen hatte.
     
    2.
     
    Von Metaläufern und Qualitätssicherern
     
    „Ich bin auf eine Theorie gestoßen", sagte Mondra Diamond in der Hauptzentrale des Magazins zu Gucky. „Sie besagt, dass das Volk, mit dem die Sinanit einst im Bürgerkrieg standen, eben die Nyahay waren. Demnach hätten die Nyahay die Sinanit durch einen brutalen Angriff völlig ausgelöscht, indem sie eine unerprobte Waffentechnologie nutzten, um das Segment ihrer Feinde völlig zu zerstören. Dieser Vorgang war allerdings auf Evolux derart ungeheuerlich, dass in der Steilen Stadt beschlossen wurde, er habe niemals stattgefunden. Du verstehst, was ich damit sagen will?"
    Der Mausbiber setzte sich neben Mondra auf einen Stuhl. „Geschichtsfälschung. Es wäre nicht das erste Mal, dass mir so etwas begegnet. Da geschah etwas, was so gar nicht ins allgemeine Bild passte – also löschten die Oberen dieses Ereignis aus, indem

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