2472 - TRAICOON 0096
erwartet etwas ganz Bestimmtes von ihm. Bloß: Was ist es?
Sie gleiten in den Singulären Intellekt. Kehren gleich darauf wieder in die Zweisamkeit zurück. Im Zwiegespräch ergeben sich hoffentlich neue Ansätze für ihre weitere Vorgehensweise.
Rasch kristallisiert sich die erwartete Disharmonie heraus: Aroff fühlt Freude und Erleichterung. Er wähnt die Terraner als Verbündete, die ihm helfen wollen, sich an den Verantwortlichen der Terminalen Kolonne für all die Demütigungen zu rächen, die sie durchgemacht haben.
Zerbone jedoch sieht den Zynismus in Dantons Handeln: Er und seinesgleichen sind keinesfalls besser als Antakur von Bitvelt und die anderen Progress-Wahrer. Zerbone stellt sich die Frage, wer von beiden Seiten denn das bessere Angebot machen könnte.
Das Schicksal sorgt dafür, dass er rasch und ohne viel Überlegen eine Entscheidung treffen muss. Denn die Türsignalanlage läutet.
Zerberoff richtet sich auf. Automatismen greifen. Er ist der Herr des Forts.
Kalbaron Awoko ist gekommen, um ihn persönlich zu sprechen.
Danton blickt ihn, den Dual, nachdenklich an. Mit einem Wink gibt er ihm zu verstehen, dass er die Tür öffnen soll.
Der Terraner schenkt ihm Vertrauen.
Dabei vertrauen sich Aroff und Zerbone nicht einmal gegenseitig.
18.
Kalbaron Awoko: kurze Zeit zuvor
Er hasste diesen Dual. Seine Präpotenz übertraf jene seiner Vorgänger bei Weitem. Zerberoff war bereits der dritte Kapitän, unter dem er diente und einen braven Erfüllungsgehilfen gab. Er kassierte die Ohrfeigen, wenn im Tagesgeschäft des TRAICOON-Forts etwas schiefging. In den seltenen Fällen eines Lobs aus der Dienstburg holte sich der Dual die Meriten ab.
Schon vor vielen Jahren hatte er die Hoffnung aufgegeben, auf der Rangleiter des Erfolgs ein Stückchen höher zu klettern. Er hätte es als durchaus reizvoll empfunden, Teil eines Duals zu werden. Der stetige Austausch mit einem anderen, die Fähigkeit, Endogene Qual zu verabreichen, die Macht – dies alles hätte ihn sicherlich die körperlichen Hinlänglichkeiten einer derart engen Zweierbeziehung vergessen lassen.
Er sammelte sich und wiederholte mehrfach ein Mantra der Dunkelheit.
Die Exerzitien halfen ihm, unbotmäßige Gedanken aus seinem Kopf zu bringen und sich wieder seiner Aufgaben zu besinnen.
Und dennoch: Die Umstände des letzten Zusammentreffens mit dem Dual waren merkwürdig. Warum hatte ihn Zerberoff gezwungen, die Daten des Ortungssatelliten zu löschen und die Anlage zur Detonation zu bringen? Diese Vorgangsweise erschien ihm als nicht nachvollziehbar. Wenn Gefahr in Verzug war, galt kolonnenweit die Direktive, augenblicklich Kontakt mit einer höhergestellten Instanz aufzunehmen; in ihrem Fall mit der Dienstburg CRULT.
Doch alle Anzeichen sprachen dafür, dass Zerberoff dieses Gespräch hinauszögerte und sein eigenes Süppchen kochte.
Steckte er gar hinter der angedeuteten Intrige?
Awoko hatte befehlsgemäß alle Datenkopien gelöscht. Doch das Gespräch mit Zerberoff, das in trauter Zweisamkeit und im Schutz eines Sichtschirms erfolgt war, war den Sicherheitsstandards entsprechend in Ton und Bild aufgezeichnet worden.
Er schlug die Schnabelhälften belustigt aufeinander. Der Dual hatte mit keiner Silbe darauf hingewiesen, dass auch dieser Beweis gelöscht werden sollte. Wäre Zerberoff bei klarem Verstand gewesen, wäre ihm ein derartiger Lapsus niemals unterlaufen.
Awoko sah sich die Aufzeichnung ihres Zwiegesprächs nochmals an. Er konzentrierte sich auf das Mienenspiel des Duals. Beide Gesichter wirkten wie versteinert, als entbehrte sein Vorgesetzter jeglicher Emotion. Wenn er etwas sagte, wirkte es hölzern. Auch ließ sich eine gewisse Unsicherheit feststellen, die Awoko niemals zuvor bemerkt hatte.
Zerberoff war krank. Bestenfalls litt er unter körperlichen Verfallserscheinungen, die in der ungewöhnlichen Paarung eines Mor’Daer mit einem Ganschkaren begründet lagen. Oder aber er hatte, um es salopp zu sagen, einen Dachschaden erlitten.
Besser gesagt: zwei.
War dies die Chance, auf die er zeit seines Lebens gewartet hatte? Konnte er die Autorität des Duals infrage stellen und ihn seines Kommandos entheben, um seine Stelle anzutreten?
Nun – die Umtriebe des Antakur von Bitvelt waren und blieben rätselhaft, seine Motivation durchschaute niemand. Er mochte Awoko töten lassen, aus Langeweile oder aus Lust an der Freude, oder er mochte ihm, dem kleinen und unbedeutenden Kalbaron, quasiewiges Leben im Leib
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