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2472 - TRAICOON 0096

Titel: 2472 - TRAICOON 0096 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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augenblicklich kehrtmacht.
    Die Verlockung umfängt ihn, packt ihn in honigsüße Flüssigkeit ein und flüstert ihm kosmokratisch gefärbte Obszönitäten zu.
    Seine Stärke schwindet.
    Er gibt nach.
    Er öffnet die Augen.
    Und findet sich in einer Existenz wieder, an die er nie zu glauben gewagt hätte.
     
    15.
     
    Rinka Porol
     
    Sie beäugte misstrauisch Zerbones allmähliches Erwachen. Sie zielte auf den linken Kopf – oder war es der rechte?
    Drei Tage voll des Bangens und Hoffens waren vergangen. Sie hatten Zerberoff niemals aus den Augen gelassen und die betäubende Medikation stets hochgehalten. Ein Moment der Unaufmerksamkeit mochte reichen, um dem Dual die Chance zu geben, sich zu wehren.
    Sie wussten nicht einmal, ob der Doppelköpfige im Singulären Intellekt schwebte oder ob seine beiden Teile unabhängig voneinander dachten und träumten.
    „Er kann jede Minute aufwachen", sagte Khiz Turagga. „Seid vorbereitet."
    Roi Danton stand auf. Er hatte auf dem Boden gesessen, mit glasigen Augen. Er war blass und wirkte unendlich müde. Er hatte kaum einmal geschlafen. Die Sicherheit in den Räumlichkeiten Zerberoffs war trügerisch. Jeden Moment konnte etwas Unvermutetes passieren.
    Zerbones Kopf zitterte. Er wollte etwas sagen, brachte aber nur ein heiseres Zischeln hervor. Seine lange Zunge hing aus dem Maul, wie paralysiert.
    „Wie fühlst du dich?", fragte Roi Danton.
    „Chch ..."
    „Wir haben beide Krallen in deinem Leib isoliert, sodass ihre Wirkung nicht mehr zu deinem Geist durchschlagen kann."
    „...ch weissss."
    „Verstehst du, warum wir es getan haben?"
    „Ja."
    Zerbone hustete, verdrehte die Augen. Der geteilte Körper bäumte sich auf. Der halbe Mor’Daer spuckte grüne Flüssigkeit, wand sich mit einem Mal in katatonischen Zuckungen und stöhnte vor Schmerzen.
    „Eine Abwehrreaktion!", rief Khiz Turagga. „Wir müssen ihn zur Ruhe bringen!"
    Er winkte Rinka Porol. Sie schob die Waffe zurück ins Halfter und folgte ihrem Artgenossen. Gemeinsam erklommen sie die Brust des Duals und stiegen weiter zu Zerbones Kopf hoch.
    „Halte sein Kinn!", befahl Khiz.
    Sie gehorchte, packte Zerbones Schnauze mit allen vier Armen und fixierte sie. Der Arzt schob indes seine Hände zwischen die Zahnreihen und drückte die Kiefer mit aller Gewalt auseinander. Er bewahrte die Zunge davor, durchgebissen zu werden. Einer der terranischen Ärzte verabreichte dem Dual die erhöhte Dosis eines Beruhigungsund Entspannungsmittels, das auf die mor’daersche Konstitution abgestimmt war. Die Muskulatur unter Rinkas Händen erschlaffte. Zerberoff glitt zurück in die Bewusstlosigkeit.
    „Das bekommen wir wieder hin", sagte Khiz Turagga zu Roi Danton.
    „Aber wir benötigen mehr Zeit als erwartet. Zerberoff ist noch nicht stabil genug. Wir müssen zusehen, beide Teilwesen gleichzeitig wach zu bekommen.
    Sie müssen sich zuallererst besprechen, sozusagen unter vier Augen, um den Schock des selbstständigen Denkens zu verarbeiten. Erst dann wissen wir, woran wir mit ihm sind. Das Risiko ist groß, ich weiß, aber ..."
    Dieses „Aber" blieb im Raum hängen, so als drehte sich alles um ein einziges Wort. Würde Zerberoff bereit sein, sich mit ihnen zu verbünden, oder unterstützte er auch aus freiem Willen die Linie der Terminalen Kolonne?
    Ein Summton erklang. Das erste Mal, seitdem sie in die Zimmerflucht des Duals eingedrungen waren.
    „Ein Anruf aus der Zentrale des TRAICOON", sagte Wismo Kantelaki.
    „Kalbaron Awoko möchte Zerberoff sprechen."
     
    16.
     
    Roi Danton
     
    „Ich antworte", sagte der Unsterbliche rasch. Er tastete nach dem vorbereiteten Stimmmodulator und hielt ihn vor seinen Mund. Der Techniker bestätigte und schaltete die aktive Tonleitung zu. Die Bildübertragung erfolgte einseitig. Roi konnte den dürr wirkenden Awoko sehen, der Kalbaron ihn allerdings nicht.
    „Was gibt’s?", fragte Roi Danton. Er sprach schroff und abweisend, wie es die Art des Duals war. Der Modulator fing die Worte auf, verschluckte sie und wandelte sie mit kaum messbarer Verzögerung in TraiCom um, die lingua franca TRAITORS.
    „Es tut mir unendlich leid, dich bei der Arbeit zu unterbrechen, aber ..."
    „Das wird es auch, wenn du mich mit Nebensächlichkeiten belästigst! Komm zur Sache!"
    „Der ... der angefragte Ortungsfall ist eingetreten."
    „Der angefragte Ortungsfall?"
    „Ja."
    Täuschte sich Roi, oder klang da Misstrauen in der Stimme des Kalbarons durch? Hätte er nicht nachfragen dürfen?
    Roi

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