2478 - LICHT VON AHN
du den Startschuss gibst."
„Die Zeit ist noch nicht gekommen."
„Nur du wirst wissen, wann es so weit ist. Du bist wichtig, Kamuko! Entlang der Universalen Schneise hast du 550 Bahnhöfe errichten lassen, die Transmittersprünge über weite Strecken erlauben. Tausend OREON-Transporter werden als Versorger dienen. Alles ist so weit fortgeschritten, dass die meisten Enthonen und Varia in ihre Heimat Ahn-Aarhoven zurückkehren können, mehr als dreihundert Jahre vor dem ursprünglichen Zeitplan!"
Sie fühlte, wie sich ein Teil der Schwermut von ihr weghob. „Du glaubst also an mich, Deprot?"
„Ich zweifelte keine Sekunde. Nicht einmal, als du mich zerstört hattest, weil ich wusste, dass du mich wieder errichten wirst."
*
Noch ehe Lheas Körper in einer Kapsel in die Ewigkeit des Alls geschossen wurde, erhielt das Rosella-Rosado-System ungewöhnlichen Besuch.
Nur fünf Minuten nach der ersten Ortung in der vorläufigen Zentrale musterte Kamuko nachdenklich das Holo, das mehr als 10.000 flache, scheibenförmige Gebilde von eineinhalb Kilometern Durchmesser und etwa 500 Metern Höhe rings um die künstliche Mondkette zeigte.
„Zoom!", befahl sie. „Ich will ein einzelnes dieser Schiffe sehen."
Das Bild änderte sich, und bald schaute Kamuko auf ein Material, das sie gut kannte: Die Optik erinnerte an hellgrünes, gesprungenes Glas. Die gesamte Außenhülle des Raumers bestand daraus – genau wie die OREON-Kapseln.
Es waren Schiffe des LICHTS.
Sie gab Entwarnung und wusste, dass in diesem Augenblick Millionen Enthonen erleichtert aufatmeten.
Weitere Ortungen ergaben, dass die Raumflotte stark bewaffnet war. Das wiederum gefiel Kamuko nicht, erfüllte sie gar mit tiefer Sorge, denn von Schlachtschiffen hatte sie im Dienste des LICHTS bislang nichts gehört – von vagen Schlussfolgerungen in Bezug auf die Worte der Superintelligenz über Aqaho-TRIICLE abgesehen.
Kamuko hatte jedoch gehofft, nie in diese Auseinandersetzung hineingezogen zu werden.
Wie konnte ich nur so naiv sein?, schalt sie sich selbst. Ich trage die Nachtlicht-Rüstung ... Ich bin für das LICHT unendlich wertvoll, wenn es in den Krieg gegen die Negasphäre des Herrn der Elemente zieht.
„Aber das LICHT steht für den Frieden, und ich errichte die Basis der Friedensfahrer", murmelte sie, für niemandes Ohren bestimmt. „Wie passt das zusammen?"
Sie funkte die Befehlshaber der Streitmacht an, doch sie erhielt keine Antwort. Es schien fast, als wären die Raumer unbemannt.
Ihr kam ein Gedanke, leise zunächst, weit hinten in ihrem Verstand. Wenn sie den Vektor-Helm aufsetzte, würde sie möglicherweise sehen, ob es Aktivitäten an Bord der Schiffe gab, ob dort hyperenergetische Technik in Betrieb war.
Wozu trug sie das Etui schließlich bei sich? Ein kurzer Blick war ja nicht gefährlich, und dann ...
Sie schrie, als sich nach einem leichten Druck auf die Seiten des Etuis der Helm entfaltete. Zitternd ließ sie ihn fallen.
Er lag vor ihren Füßen und schaute sie an. Jeder Millimeter des mysteriösen Materials schaute sie an.
Er schaute sie an.
„Steck ihn wieder ein", sagte Deprot.
Sie hatte nicht gehört, dass der Kegel-Roboter gekommen war.
„Du starrst schon seit mehr als zehn Minuten darauf."
Kamuko lauschte der vertrauten Stimme. Sie ergriff den Helm, faltete ihn zusammen und ließ ihn im Etui verschwinden. Dann richtete sie sich auf – nicht völlig, denn war es nicht angemessen, ein wenig gebückt zu gehen, um die Last zu demonstrieren, die auf ihren Schultern so schwer wog? – und befahl eine neue Ortung des Systems.
Nicht nur die Streitmacht war gekommen, sondern auch ein weiteres, noch weitaus ungewöhnlicheres Objekt.
Eine Insel schwebte im All, laut Ortung nur wenige hundert Quadratmeter groß. Die Schwärze und Kälte des Vakuums griff nach ihrem Strand, doch keinen Meter davon entfernt wuchsen Bäume, Büsche und Blumen in tausend Farben. Alabasterweiße Enthonen wandelten darüber.
Kamuko wusste, dass diese Insel des LICHTS, die in der Nähe der Mondkette schwebte, weitaus größer war.
Das LICHT VON AHN hatte seine Heimat in Ahn-Aarhoven verlassen.
*
Auch nach all den Jahrhunderten war der Anblick des grauen Korridors, des blitzenden Lichts und des mumifizierten Drachen noch vertraut. Nur die erhabene Stille und den großen Frieden hatte Kamuko fast vergessen gehabt. Ihr Herz schlug ruhiger, ihr Blut floss zufriedener als jemals seit der Trennung.
Ich habe die Heiße Legion
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