2485 - Hyperflackern
antwortete Le Anyante. »Zehn Sekunden bis zum Eintritt.«
In der Holodarstellung tauchte für wenige Sekunden die rötliche Blasenemulsion des Hyperraums auf, dann waren auch schon wieder die Sterne da.
»Wir starten einen dritten Versuch.« Varantir warf den Kopf zurück und begegnete Rhodans Blick. »Wir lassen uns später nicht nachsagen, wir hätten nur halbherzig agiert.«
»Lass es gut sein, Cur.« Le Anyante versuchte ihren Lebensgefährten zu beschwichtigen. »Niemand wird uns einen Vorwurf machen.«
Manchmal fragte Rhodan sich, wie die Algorrian es seit Jahrmillionen neben diesem Stinkstiefel aushielt. Er kannte ihre Geschichte, wusste, dass sie als Liebende der Zeit unzählige Male wiedergeboren worden waren, jedes Mal unter einem anderen Namen, aber - zumindest teilweise - mit ihrer alten Erinnerung. Im Grunde waren sie von Anfang an füreinander bestimmt gewesen und würden nie voneinander loskommen, egal, wie alt sie wurden.
In ihre Psyche vorstoßen oder diese gar begreifen, das würde ein Mensch sowieso nie schaffen. Er konnte immer nur ihre Außenwirkung erkennen und versuchen, sich damit zu arrangieren.
CHEOS-TAI verschwand erneut im Hyperraum beziehungsweise wollte es. Dieses Mal tauchten die rötlichen Schlieren erst gar nicht auf. Ein Schlag traf den Giganten, als sei er gegen eine immerhin sehr elastische Mauer geprallt.
»Schubvektor um 180 Grad gedreht«, donnerte Varantir. »Wir entfernen uns im Normalraum mit Höchstbeschleunigung.«
»Ein paar Lichtsekunden müssen genügen, dann verschwinden wir«, ergänzte Le Anyante.
Ehe die im GESETZ-Geber untergebrachten Schiffe des ARCHETIM-Geschwaders ihre Scherbenstatistik vervollständigt hatten, verschwand das Gebilde im Hyperraum.
20 Lichtjahre legte es zurück, danach ordnete Rhodan an, tangential zum Wall zu fliegen und es an einer anderen Stelle in 200 Lichtjahren Entfernung erneut zu versuchen.
»Es ist sinnlos«, sagte der Algorrian. »Aber wir brauchen zusätzliche Messwerte vom Wall. Deshalb stimmen wir dir zu.«
Die Hyperraumetappe brachte CHEOS-TAI aus der Gefahrenzone hinaus, in der das Gebilde deutliche Interferenzen erzeugt hatte. Aus der Distanz von 20 Lichtjahren zum Wall starteten die Algorrian einen vierten Versuch.
Er endete wie der erste. CHEOS-TAI war nicht in der Lage, bis zum Wall vorzustoßen oder ihn gar zu durchdringen. Die Algorrian kehrten um, entfernten sich 30 Lichtjahre in Richtung Halo, wo der GESETZ-Geber eine Orientierungspause im Leerraum einlegte.
Varantir wandte sich zum ersten Mal seit dem Abflug von Cala Impex an die Besatzungen von CHEOS-TAl und der Schiffe in den Hangars. »Der Versuch, den Wall zu durchdringen, war ein Fehlschlag. Die Auswertung aller erhaltenen Daten und Messwerte ist in Kürze abgeschlossen.«
Rhodan wartete darauf, dass er weitersprach, aber der Algorrian entfernte sich von seiner Konsole und zog sich in den hinteren Teil der goldenen Halle zurück. Le Anyante folgte ihm. Er sah ihre Mundbewegungen, hörte aber kein Wort. Ein argloser Zuschauer mochte es für ein privates Gespräch in der Arbeitspause halten. Perry Rhodan kannte die beiden besser. Sie beratschlagten, wie sie den Terranern als technisch unterlegenes Volk etwas beibringen wollten, was diese nur schwer verdauen würden.
Aus dem Gespräch zweier ruhender Körper wurde bald eine lebhafte Unterhaltung, an der alle Arme der beiden beteiligt waren.
Schließlich endete das Gespräch so, wie Rhodan es von den beiden kannte: Varantir tobte und rannte davon, während Le Anyante eine Weile ruhig stehen blieb und anschließend an ihren Arbeitsplatz zurückkehrte. Varantir folgte ihr nach einer Weile, aber er änderte unterwegs die Richtung und kam zu Rhodan herüber.
»Keine Chance«, sagte er mit mürrischem Unterton. »Alles umsonst. Sieh dorthin!«
Außerhalb des dreidimensionalen Konsolenareals entstand eine zusätzliche Holoprojektion, die sich nach und nach mit Daten und Diagrammen füllte. Rhodan hielt das Ganze für ein mathematisches Modell, das sich seinem Verständnis entzog. Er suchte nach einem Anfang der Zeichenkolonnen und nach bekannten Elementen in den Diagrammen, ohne etwas zu finden.
»Wir haben alle Daten ausgewertet«, sagte Le Anyante in die gespannte Stille hinein. »Der Flackereffekt wird noch einige Stunden anhalten und dann aufhören. Die Ursache dürfte in einer kurzfristigen technischen Fehlfunktion der Nadel des Chaos zu suchen sein. Mehr ist es nicht. Damit der
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