2485 - Hyperflackern
erneut der Tod oder hatte einige ihrer Völker schon erfasst.
Wir müssen hinein, koste es, was es wolle!, dachte Rhodan mit fast schmerzhafter Eindringlichkeit. Laut sagte er: »Varantir, sobald sich die Disken weit genug entfernt haben, starten wir durch!«
*
Das Steuergehirn von CHEOS-TAI meldete normale Systemwerte. Parallel untersuchte der Automat das Flugverhalten aller Traitank-Verbände, die sich im Erfassungsbereich der Ortung aufgehalten hatten. Das Ergebnis lag kurze Zeit später vor. Es lieferte keine Hinweise darauf, was die Traitanks suchten. Dadurch ließen sich auch keine Rückschlüsse auf die Ursache des Flackerns ziehen.
»Nimm es als Anzeichen, dass der Wall sich programmgemäß verändert«, sagte der Sarkophag an Rhodans Seite. »Die Terminale Kolonne würde sich ein Armutszeugnis ausstellen, wenn sie aus dem Tare-Scharm-Debakel nichts gelernt hätte.«
Perry ging nicht darauf ein. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf die Darstellung, die der GESETZ-Geber von außerhalb des Schiffes lieferte. Hinter den Schirmstaffeln von CHEOS-TAI waberte eine rötliche, von zahlreichen Blasen erfüllte Emulsion. Ein wenig erinnerte sie ihn an einen kochenden Geysir, der Eisenoxid an die Oberfläche spülte. Das war der Hyperraum, besser gesagt dessen optische Aufbereitung durch die Bordrechner, um das Phänomen für menschliche Augen erfassbar zu machen.
Der Terraner bewegte sich in dem Prallfeld, das ihn schützte. Er ging näher an das Hologramm heran. Als er den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand unterschritt, stoppte das Feld. Er drückte dagegen, aber der Steuerautomat blieb stur.
Einen halben Meter vor seinem Kopf flammte ein Schriftzug auf. »Gegen die Sicherheitsvorschriften darf nicht verstoßen werden. Wir erreichen in Kürze die kritische Zone.«
Rhodan starrte weiter auf die Emulsion draußen. Nach und nach mischten sich in das Rot grüne und graue Farbtöne, dann Blau und Violett wie bei kurzwelligem Licht. Die Blasen wuchsen ins Riesenhafte, verquirlten mit den Farben der Emulsion und sogen sie auf. Der Vorgang setzte sich immer weiter fort, bis nur noch eine einzige Blase aus gelben und weißen Farbtönen existierte.
Es sind Anzeichen fremder Energien!, überlegte der Terraner. Wir nähern uns der Verwirbelungszone, in der sie nach und nach stärker werden.
Ein leichtes Zittern durchlief die Lenkzentrale. Für einen Augenblick spürte Rhodan ein flaues Gefühl im Magen, als weiche die Schwerkraft aus der Lenkzentrale. Der Funkverkehr mit der Hauptleitzentrale der JULES VERNE erwachte zu jähem Leben. Die Hantel meldete eine Bebenwelle, die von den Kantor-Sextanten am oberen Ende des messbaren Hyperspektrums rudimentär erkannt wurde.
In den Hologrammen tauchten die Sterne des Normalraums auf, nicht übergangslos wie am Ende einer Hyperraumetappe, sondern als lang gezogene Strichspuren eines Dilatationsphänomens.
»Entfernung vom Wall zwei Lichtstunden«, meldete das Steuergehirn des
GESETZ-Gebers. »Distanz schwankend.«
Wir sind noch außerhalb des Walls! Rhodan nahm es mit wissenschaftlicher Nüchternheit zur Kenntnis. Kein Mitglied der Expedition hatte geglaubt, dass sie es beim ersten Versuch schafften.
Die Lichtspuren draußen verfärbten sich violett, veränderten sich nach und nach durch das ganze sichtbare Lichtspektrum bis zu dunklem Rot. Im nächsten Augenblick leuchteten sie wieder weiß. Die Spuren wurden kürzer, als halte jemand die Sterne bei ihrer Flucht auf.
CHEOS-TAI ermittelte die endgültige aktuelle Distanz zum Wall. Sie betrug eineinhalb Lichtstunden.
Rhodan wartete darauf, dass CHEOS-TAI Alarm gab.
Er blieb aus. Offensichtlich bestand keine Gefahr.
Der Terraner wandte im Prallfeld den Kopf nach links, wo Curcaryen Varantir und Le Anyante wie festgegossen vor ihren Konsolen verharrten. Auch die Heromet schienen in eine Art Schockstarre verfallen. Einzig der Medotank des Chefwissenschaftlers bewegte sich.
»Keine Schäden an CHEOS-TAI!«, verkündete das Steuergehirn. »Der GESETZ-Geber interferiert jedoch mit dem Wall.«
Es bedeutete Gefahr vonseiten der Terminalen Kolonne.
»Nächste Hyperetappe einleiten«, sagte Rhodan. »Flugstrecke hundert Lichtjahre.«
Varantir gab undeutlich irgendetwas in seiner Muttersprache zum Besten. Sein Kopf schaukelte hin und her, während die Finger des oberen Armpaares über die Sensoren der Konsolen huschten, unterstützt von den beiden Tentakeln links und rechts am Oberkiefer.
»Countdown läuft«,
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