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2492 - KOLTOROC

2492 - KOLTOROC

Titel: 2492 - KOLTOROC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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Fahrt schon wieder endete. Das Band hielt an, das Prallfeld entließ sie aus seiner behutsamen Umarmung, ein Schott öffnete sich vor ihr. Sie ging hindurch und sah sich in der Zentrale um.
    Wie oft hatte sie diesen kreisrunden, gewaltigen Raum schon betreten? Hunderte, Tausende Male? Sie hatte ihn gesehen, als er eine leere Hülle gewesen war, sie war dabei gewesen, als man ihn mit Geräten und Instrumenten ausgestattet hatte, sie hatte ihn in vollem Betrieb erlebt. Etwa jeweils 500 Auper'como arbeiteten dort in drei Schichten.
    Die 500 Angehörigen der Zentralebesatzung dieser Schicht waren tot.
    Alle tot, dachte sie. Sie saßen zusammengekrümmt in ihren Sesseln, lagen auf dem Boden, die Arme nach vorn geworfen, als wollten sie nach irgendetwas greifen oder sich festhalten, klammerten sich an Konsolen, auch sie die Augen weit aufgerissen, die Gesichter entstellt vor Schmerz.
    Inkadye fragte nicht, was hier geschehen war. Sie fragte sich nur, wie Koltoroc es vollbracht hatte.
    Sie begab sich durch die Reihen der Leichen in der Steuerzentrale der Lichtstadt und trat vor das Hauptterminal. »Mentalidentifizierung«, sagte sie. »Befehlsgewalt auf mich allein übertragen.«
    »Ist übertragen«, antwortete eine sanft säuselnde, sympathische Stimme.
    »Antriebssysteme aktivieren. Bring Paragor fort von der Stätte der Geburt.«
    »Wohin?«, fragte der Zentralrechner.
    Die Sorgorin wollte aufschreien, konnte es aber nicht. Nicht ihr Körper, das Gehirn versagte ihr den Dienst. Die Auper'como und das Kollogom waren keine Gegner für Koltoroc, und nun bringt er sich vor eventuell in der Nähe weilenden Kräften der Kosmokraten in Sicherheit, die seine Entstehung noch verhindern könnten!, wurde ihr voller Abscheu klar. Und ich bin dabei sein Werkzeug.
    Sie versuchte, die Hände um ihren Hals zu legen und zu drücken, bis der Sauerstoffmangel sie tötete oder zumindest bewusstlos zusammenbrechen ließ, doch ihre Gliedmaßen gehorchten ihr nicht. Auch die Symbiontenfinger reagierten nicht.
    »Diese Galaxis mit voller Geschwindigkeit verlassen!«, befahl sie. »Dann alle nicht unbedingt nötigen Systeme ausschalten und eine Schleichfahrt antreten! Weitere Befehle abwarten.«
    »Verstanden«, sagte der Stadtrechner lapidar.
    »Aber du hast doch schon Fahrt aufgenommen.« Zu Inkadyes Überraschung kam ihr diese Bemerkung glatt über die Lippen.
    »Bestätigung.«
    »Wieso?«
    »Der Stadtmeister hat es mir befohlen.«
    »Warum?«
    »Darüber liegen mir keine Aussagen vor. Er hat einen Notstart befohlen.«
    Ein Notstart, dachte die Sorgorin. Ohne weitere, genauere Anweisungen. Nur weg von hier ...
    »Und bevor er seine Anweisung spezifizieren konnte, ist er ...«
    »Verstorben«, bestätigte der Rechner.
    Inkadye seufzte. »Holos aktivieren. Nahortung.«
    Zu ihrer Überraschung gehorchte das Rechengehirn. Auf der dreidimensionalen Darstellung beobachtete die Sorgorin, wie der Ort der Geburt rasch hinter ihnen zurückblieb.
    Sie fragte sich, wie lange die Flucht dauern würde, die Koltoroc an Bord der Lichtstadt angetreten hatte.
     
    *
     
    »Schott öffnen!«, befahl Inkadye. »Mentalidentifizierung,  Überrangbefehl.«
    Das Schott des Beiboots blieb jedoch geschlossen.
    »Öffnen!«, wiederholte sie und fragte sich, wie oft sie diesen Befehl in den letzten Wochen, Monaten, ja vielleicht sogar Jahren ausgesprochen hatte.
    Sie konnte es nicht sagen.
    Sie drehte sich um und verließ den Hangar der Lichtstadt. Dutzende von Beibooten warteten hier nur darauf, sie aus Paragor zu bringen, doch keines reagierte auf ihre Befehle.
    Sie tat ihre nächsten Schritte ganz automatisch. Vom Hangar zur Funkzentrale. Wie immer.
    Reine Routine.
    Sie wiederholte, sie drehte sich um, sie schritt aus.
    Sie erreichte die Funkzentrale, sagte: »Mentalidentifizierung. Notruf aktivieren.«
    Wartete.
    Wie immer.
    Sie ging von ihrem Quartier zum Hangar, vom Hangar zur Funkzentrale, dann zurück zu ihrem Quartier. Sie wiederholte den Vorgang, zweimal, dreimal, fünfmal.
    Bis sie das Interesse daran verlor, sich von der Automatikküche eine Mahlzeit zubereiten ließ, auf die ihr zugängliche Datenbank zurückgriff und eine gespeicherte Holoaufzeichnung der Auper'como aufrief.
    Sie verfolgte Propaganda der Auper'como gegen das Kollogom, endlose Liebesvids, in denen gut aussehende Humanoide, die sogar sie sexuell ansprachen, um genauso gut aussehende Humanoidinnen buhlten. Sie wirkte bei unterhaltsamen Frageschauen mit, bis sie alle Antworten auswendig

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