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2492 - KOLTOROC

2492 - KOLTOROC

Titel: 2492 - KOLTOROC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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geschlafen. Vielleicht findest du im Schlaf den einzigen Frieden, den du je haben wirst, nach allem, was du getan hast. Ich schenke dir Frieden. Und was tust du für mich? Du versuchst, mit einem Beiboot zu fliehen, einen Funkspruch abzusetzen. Bin ich dir so zuwider?
    Die Sorgorin versuchte, gar nichts zu denken, doch es gelang ihr nicht. Er weiß alles. Er kennt jeden meiner Gedanken. Weshalb hat er mich geweckt? Weshalb unterhält er sich überhaupt mit mir?
    Die Antworten, die sie auf diese Fragen fand, waren allesamt nicht dazu angetan, sie zu beruhigen. Weil er einsam ist. Weil ihm langweilig ist. Weil ihm wirklich etwas an mir liegt. Weil er von mir geliebt werden will.
    Aber wie konnte er einsam, wie konnte ihm langweilig sein, bei den Tausenden von Imagini, die ein Teil seiner mentalen Substanz waren? Mit schleichendem Schrecken wurde Inkadye klar, dass die letzten beiden Antworten wohl die zutreffenden waren.
    »Was hast du mit mir vor?«, fragte sie.
    Koltoroc zögerte kurz. Ich will dir Frieden geben, antwortete er dann. Dir Gleiches mit Gleichem vergelten. So, wie du einer ganzen Galaxis den Frieden schenken wolltest. Und dich schützen. Hätte ich dich nicht nach einigen Jahren in den Schlaf geschickt, hättest du vielleicht den Verstand verloren.
    »Lass mich frei, wenn du mir Frieden geben willst. Schick mich zu den Kosmokraten zurück.«
    Du weißt, dass ich das nicht kann. Du würdest deine Herren sofort auf mich aufmerksam machen.
    Da er jeden ihrer Gedanken kannte, widersprach sie nicht. »Und nun? Was soll nun werden?«
    Du wirst jetzt in die Zentrale gehen und ein paar Kurskorrekturen vornehmen. Und dann wirst du wieder schlafen und erst erwachen, wenn mich nach deiner Gesellschaft verlangt. Oder wenn ich dich wieder brauche. Ohne ein weiteres Wort löste das mentale Feld sich auf.
    Inkadye nahm es fast gleichmütig hin, dass sich ihre Beine wie von allein in Bewegung setzten. Sie erteilte in der Zentrale Anweisungen, die sie Sekunden zuvor noch gar nicht gekannt hatte und deren Bedeutung ihr verborgen blieb, und kehrte in die Kabine zurück, die die Auper'como damals nach ihren Vorgaben eingerichtet hatten.
    Tausend Jahre, dachte sie. Tausend Jahre wie ein Tag. Oder, um der Wahrheit Genüge zu tun, wie zwei Jahre oder vielleicht auch wie fünf.
    Wozu war Koltoroc noch imstande? Abgesehen davon, sie tausend Jahre schlafen zu lassen?
    Sie sah sich in der Kabine um. Ein Zeitmesser erregte ihre Aufmerksamkeit; er war mit der Recheneinheit der Lichtstadt verbunden. Einen Moment lang spielte sie mit der Idee, irgendwie zu versuchen, über dieses Gerät den Stadtrechner zu manipulieren, um auf diese Weise eine Möglichkeit zur Flucht zu gewinnen, ließ den Gedanken aber wieder fallen, als sie die Verschalung geöffnet und das Innenleben des Geräts untersucht hatte. Es handelte sich wirklich um nichts anderes als eine Uhr, über die sie auf keinen Fall Zugriff auf den Bordrechner bekommen konnte.
    Sie aktivierte die Zählfunktion. Wenn sie wieder aufwachte, würde sie sofort wissen, wie lange sie diesmal geschlafen hatte.
    Dann legte sie sich auf das Bett und schloss die Augen, doch der Schlaf wollte sich nicht einstellen. Wenn sie wieder tausend Jahre verlor - war das nicht so etwas wie ein kleiner Tod? Und wer garantierte ihr, dass sie überhaupt wieder aufwachen würde? Vielleicht verlor Koltoroc das Interesse an ihr, vielleicht wurde Paragor auf dem Weg durch das Universum zerstört, von einem Schwarzen Loch eingefangen oder ...
    Sie verdrängte den Gedanken, weil er ihr ihre absolute Hilflosigkeit nur noch deutlicher werden ließ. Ob sie schlief oder wach war, sie war auf Gedeih und Verderb dem Ungeheuer ausgeliefert, das sie selbst mitgeschaffen hatte.
    *
     
    Irgendwann musste sie eingeschlafen sein, denn sie wachte auf. Sie spürte instinktiv, dass irgendetwas nicht in Ordnung war, doch bevor sie etwas unternahm, galt ihr erster Blick dem Zeitmesser.
    Sie sah die Zahl darauf, und ihr wurde schwindlig. Sie drehte den Kopf zur Seite. Das kann nicht sein!, dachte sie.
    Sie wollte warten, nicht zur Uhr sehen, nicht aufstehen, nicht denken, aber das Gefühl in ihr wurde immer stärker. Sie war nicht ohne Grund erwacht.
    Sie sah wieder zu dem Zeitmesser.
    Zehntausend Jahre!, dachte sie. Sie hatte über zehntausend Jahre geschlafen!
    Diese Zeitspanne war so ungeheuerlich, dass ihr Verstand sich weigerte, sie zu akzeptieren. Nicht darüber nachdenken! Ignoriere, was du siehst, oder du verlierst den

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