Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2492 - KOLTOROC

2492 - KOLTOROC

Titel: 2492 - KOLTOROC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
Vom Netzwerk:
AS'RIF. Ich habe sie ebenfalls hier untergebracht und konserviert. Du ahntest nie, dass sie den Untergang der Kosmokratenwalze überstanden hat, nicht wahr? Nun, betrachte sie als Geschenk - zum Anschauen.
    Die Sorgorin schöpfte einen Hauch von Hoffnung. KOLTOROC war ihrer also nicht völlig überdrüssig geworden. Die Superintelligenz hielt, wie schon immer, ihre Abstammung hoch, und zu dieser Genese in der Galaxis Serdragon gehörte eben auch sie, Inkadye.
    Aber die Lust an der Auseinandersetzung mit ihr schien der Superintelligenz vergangen zu sein. Und an ihrer Gegenwart, an den Gesprächen mit ihr, der Möglichkeit, ihr Lob zu erheischen, von ihr akzeptiert zu werden.
    Zweifellos hatte Xrayn persönlich den Anstoß dazu gegeben.
    Ist es möglich, fragte Inkadye sich, dass der Chaotarch sich eine Rivalin vom Hals schaffen wollte?
    *
     
    Noch einmal erklang das Gelächter, dann löste die Wolke sich auf. Inkadye bezweifelte, dass sie die Superintelligenz je wiedersehen würde.
    Sie riss sich zusammen, sah sich in der Halle um. Bis auf den Transmitter, der sich nun zweifellos als funktionsunfähig erweisen würde, war sie leer.
    KOLTOROCS Schöpferin bemerkte eine Treppe, dort, wo ihr Geschöpf sich gerade noch befunden hatte, hielt darauf zu und stieg sie hinauf. Je weiter sie kam, desto breiter wurden die Stiegen, desto aufwendiger die Schnitzwerke des Geländers. Sie mündete in ein Portal, bekränzt von geflügelten Figuren. Es stand offen.
    Wesen verschiedenster Gestalt standen dort, zu viele, als dass sie sie auf einen Blick abschätzen konnte. Ein Raupenwesen, das aus einer dicken schwarzen Röhre bestand, deren Haut wie filzige Wolle wirkte, und aus im Verhältnis zum feisten Leib spindeldürren Gliedmaßen, drängte die Umstehenden beiseite und trat vor sie. »Volfdeprix«, stellte es sich vor. »Mir gebührt es, dir dein neues Heim zu zeigen. Glaub mir, es ist vollkommen. Was möchtest du zuerst besuchen? Den Filmkristallpalast, die Wohnmaschinen, das Museum am Zusammenfluss, die Schauwelt der Bäuerlichen Motor-Werker? Ich kann dich zu zahllosen Fragmenten insbesondere aus Kulturzweigen der uralten Auper'como führen ... «
    »Was ...?«, fragte sie.
    »Ja. Mir ist wahrlich eine märchenhafte Konstruktion gelungen. Dein Exil ist geradezu perfekt.« Das Raupenwesen schnaubte, stieß dabei blaue, übel riechende Rauchwolken aus.
    Inkadye griff nach dem Wesen, wollte sich an ihm abstützen, weil sie spürte, dass die Beine ihr den Dienst zu versagen drohten, doch ihre Hand glitt durch den Wurmartigen hindurch. Mit einem leisen Aufschrei zog sie sie rasch wieder zurück.
    »Was ist mit dir?«, fragte Volfdeprix.
    »Du ... bist nicht echt.«
    »Natürlich nicht. Keiner von uns ist das. Wir sind Projektionen. Praktisch Teil eines historischen Vermächtnisses. Oder hast du die Imagini schon vergessen?«
    »Das ist ... pervers. Ihr Andenken ist hier zur bloßen Kulisse verkommen.«
    »Das mag sein. Aber unsere Aufgabe ist es, dich zu erheitern, und die werden wir erfüllen. Wir werden dich schon zu beschäftigen wissen. Murtaugh oder Skutnik hat sich sehr viel einfallen lassen.«
    »Ihr ... ihr seid ...«
    »Tot? Aber nein. Haben wir denn je gelebt?«
    Die Sorgorin taumelte. Das war das Schlimmste, was KOLTOROC ihr überhaupt antun konnte. Die Superintelligenz hatte ein fürchterlich hartes Urteil gesprochen. Inkadyes Gefängnis war nicht lebendig, es war tot, es war Kulisse.
    Ihr blieb nichts anderes übrig, als sich für die kommenden Ewigkeiten vor Ort die Aufmerksamkeit der Superintelligenz geradezu zu erhoffen. Denn mit anderen Lebendigen würde sie es nicht mehr zu tun bekommen.
    Und das war vielleicht die grausamste Bestrafung überhaupt.
    Sie wünschte sich, sie würde ewig schlafen und nie wieder aufwachen.
    *
     
    Als sie erwachte, befand sie sich in einem Zimmer ohne Fenster oder Türen. Es war komfortabel eingerichtet, geradezu luxuriös, und sehr geräumig. Trotz zahlreicher hoher Schränke, mehrerer Truhen, Tische, Stühle sowie Diwane, auf denen sich schlammfarbene, seidig weiche Kissen türmten, wirkte es keineswegs überladen.
    Sie wusste nicht, wer sie war, nicht einmal, welchem Volk sie entstammte; geschweige denn, wie ihr Name lautete. Sie wusste nichts mehr von ihrer Vergangenheit.
    Sie wusste nur eins: Soeben hatte eine neue Runde des ewigen Spiels begonnen.
    Und obwohl sie nicht einmal ahnte, woher sie die Kraft dafür hatte ... sie würde die Herausforderung annehmen.
     
    Epilog
    5.

Weitere Kostenlose Bücher