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2493 - Der Weltweise - Leo Lukas

2493 - Der Weltweise - Leo Lukas

Titel: 2493 - Der Weltweise - Leo Lukas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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»Heute keine besonderen Vorkommnisse.«
    Rangliste weitverbreiteter Irrtümer,
    erster Platz
     
    Prolog:
    De r Wunsch
    Im Rüdenheim ging es mächtig rund.
    Schon von Weitem war der Lärm zu hören. Sahmsivil schmeckte die Entfernung zur Hauptinsel; sie betrug gut zwei Kilometer.
    Trotzdem konnte er bereits Geräusche erkennen: Trommelschläge, Basspfeifen, stampfende Schritte, das Klicken aneinanderstoßender Humpen ... und Gegröle, natürlich.
    Je näher er kam, desto klarer unterschied er einzelne Stimmen, allen voran Jozzepoks heiseres Kläffen. Sahmsivil verlangsamte seine Schwimmbewegungen.
    Gern wäre er aufgetaucht. An der Meeresoberfläche zu treiben, die Arme über dem Bauch verschränkt, und den Wolken beim Vorüberziehen zuzusehen erschien ihm ungleich verlockender als der Besuch im beengten, stickigen Rüdenheim.
    Aber es half nichts, er musste sich dort einfinden und mitfeiern, wenigstens eine Zeit lang. Andernfalls hätte er Jozzepok tödlich beleidigt.
    Besser brachte er die Pflichtübung möglichst rasch hinter sich. Selbst wenn ihm davor graute, seit er die Einladung erhalten hatte ...
    Sahmsivil beschleunigte wieder, indem er die Schlagzahl des Schwanzes und der Beinflossen erhöhte. Mit den Follikeln seiner Schnurrhaare ortete er eine günstige Drift. Er änderte den Kurs, bis er sich in der starken, kalten Strömung befand, die ihm das Vorankommen erleichterte.
    Eine Weile schoss er ungehindert dahin. Fische verschiedenster Arten und Größen wichen ihm hastig aus. Dann wuchs die üppig grüne Wand des Kelpwaldes vor ihm auf, und Sahmsivil schwamm durch eine Schneise ein.
    Der bis zu hundert Meter hohe Riesentang ernährte eine bunte Vielzahl von Lebewesen - darunter, nicht zuletzt, die Ckornauten. Schon vor Urzeiten hatten Sahmsivils Vorfahren begonnen, Teile der ausgedehnten Algenwälder zu kultivieren, ohne das komplexe Ökosystem allzu sehr zu beeinträchtigen.
    Im Prinzip halfen sie   nur   der   Natur ein wenig nach. Etwa   durch   Rodung der Baumkronen, falls die Winterstürme zu schwach  ausgefallen waren und nicht genügend alte Wedel beseitigt hatten, sodass zu wenig Licht für den Nachwuchs bis hinunter zum Meeresgrund drang.
    Auch die Igelfarmen und Perlschnecken-Plantagen stellten keine Bedrohung des ökologischen Gleichgewichts dar. Seit unzähligen Zyklen hatten die Ckornauten das Zusammenspiel Tausender Arten bestens im Griff. Sie lebten im Einklang mit ihrer Umwelt, in nahezu perfekter Ausgewogenheit und Harmonie. Das war ja gerade das Problem ... Sahmsivil glitt durch den gemächlich wallenden, leise rauschenden Kelpwald auf den unteren Eingang des Rüdenheims zu. Aus dem Gebäude, einem der ältesten der seit vielen Jahrtausenden bestehenden Siedlung Mhuirra, drang der Radau nun so laut, dass auch die dicksten Algenstängel erzitterten.
    Den Text des Liedes, das von vielen rauen Kehlen eher gebellt als gesungen wurde, kannte Sahmsivil in- und auswendig:
    Vermehrung! Hurra, Vermehrung!
    Höchste Verehrung
    Dem Helden der Vermehrung!
    Zeugung! Bravo, Zeugung!
    Tiefste Verneigung
    Vorm Großmeister der Zeugung!
    Beschälung! Jippie, Beschälung!
    Die nächste Zählung
    Bestätigt die Empfehlung …
     
    Und so weiter. Es war ein Lied, das von Generation zu Generation überliefert wurde, uralt wie alle Lieder. Niemand schrieb jemals neue.
    Wozu auch?
    Das bestehende Kulturgut reichte völlig aus, um sämtliche Eventualitäten des ckornautischen Gesellschaftslebens abzudecken. Wirklich einschneidende Veränderungen kamen nicht vor. Recht so, befanden Sahmsivils Zeitgenossen.
    Er teilte diese Meinung nicht. Aber damit stand er ziemlich alleine da.
    Hinter der Eingangsschleuse, die notfalls mit einem schweren Gitter gesichert werden konnte, lag eine Kammer, von der mehrere Röhren abgingen. Zwei davon führten lotrecht nach oben.
    In der linken wurde das Wasser aufwärts gepumpt. Sahmsivil überwand dank dieses hydraulischen Hubs binnen weniger Sekunden vierzig Tiefenmeter, durchstieß die Wasseroberfläche und holte erstmals nach dem sechsminütigen Tauchgang wieder Luft.
    Aus dem Tümpel, in den der senkrechte Schacht mündete, katapultierte er sich auf einen breiten, entlang der Wände verlaufenden Holzsteg. Unter dem Süßwasserfall im Durchgang reinigte er sich einige Minuten oberflächlich, dann betrat er den Ablageraum.
    Sahmsivil zog das Glasmesser aus der ledernen Scheide am Hüftgürtel und deponierte es in einem freien Spind. Nachdem er die Schnallen der

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