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2493 - Der Weltweise - Leo Lukas

2493 - Der Weltweise - Leo Lukas

Titel: 2493 - Der Weltweise - Leo Lukas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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Kreuzgurte geöffnet hatte, nahm er die Harpune vom Rücken, stellte sie ebenfalls in den Garderobenschrank, schloss die Tür, versperrte sie und zog den Schlüssel ab, den er in einer Falte seines Brustfells verwahrte.
    Waffen waren im Kneipsaal streng verboten. Aus gutem Grund - mehrere Zehnschaften männliche Ckornauten auf einem Haufen neigten sowieso zu Gewalttätigkeiten und unter dem Einfluss von Alkohol erst recht.
    Nach den Dünsten zu schließen, die den lang gezogenen, niedrigen Raum erfüllten, waren Schnaps und Starkmost schon reichlich geflossen. Etliche Rüden schliefen bereits ihren Rausch aus, teils auf hölzernen Podien, teils im Wasser; der abgestufte Boden lag etwa zur Hälfte unterhalb des Meeresspiegels.
    Die Übrigen, die noch annähernd bei Sinnen waren, taten ihr Möglichstes, sich gegenseitig zu überschreien. Ausgetauscht wurden hauptsächlich Obszönitäten und scherzhafte Beschimpfungen.
    Während er sich einen Weg durchs Getümmel bahnte, grüßte Sahmsivil die Jüngeren oder erwiderte die Begrüßungsworte derjenigen, die älter als er selbst waren, mit den vorgeschriebenen Floskeln. Bei keinem der Grüppchen hielt er sich länger auf. Auch mit nahen Bekannten wechselte er jeweils nur ein paar belanglose Sätze. Trotzdem dauerte es rund zwanzig Minuten, bis er sich an den Brennpunkt des Geschehens herangearbeitet hatte.
    Das hintere Drittel des Kneipsaals wurde von einer Höhle im Uferfels der Insel gebildet. An der Rückwand hingen Bärenfelle, Raubfischgebisse und andere protzige Jagdtrophäen.
    Davor erhob sich eine massive, ehedem grob aus Stein gehauene, doch im Lauf der Jahrhunderte von zahllosen Hintern spiegelglatt abgeschliffene Sitzmulde. Der Gastgeber des Gelages lümmelte darin, einen Humpen in der Tatze, und ließ sich von der um sein Podest versammelten, johlenden Meute anhimmeln.
    Jozzepok wirkte, das musste man ihm zugestehen, noch immer bewundernswert fit. Er hatte kaum Muskelmasse verloren und ebenso wenig Fett angesetzt.
    Das blauschwarze, seidig schimmernde Fell wies keine einzige schüttere Stelle auf. Falls er Haarimplantate trug, waren sie von exzellenter Qualität. Nur ein gelegentliches, unkontrolliertes Zucken des rechten Beins verriet, dass selbst der große Jozzepok seinem hohen Alter Tribut zollen musste.
    Seinen scharfen Augen allerdings entging nach wie vor nichts. Er bemerkte Sahmsivil sofort.
    »Oho! Welch Überraschung, welch Ehre!«, kläffte er. »Ein wahrlich seltener Besuch. An meine Brust, Junge! - Tretet zur Seite, ihr Tranlutscher, macht Platz für den Schullehrer!«
    Im Halbkreis entstand eine Lücke. Sahmsivil schob sich hindurch. Den Kopf höflich gesenkt, watete er im seichten, von allerlei anderen Flüssigkeiten getrübten Wasser zu Jozzepoks Thron.
    »Möge es dir an dreierlei nie ermangeln: Gesundheit, Gewandtheit, Fruchtbarkeit!«
    Sahmsivil wiederholte die Grußformel wortgleich. Den Blick hebend, fügte er hinzu: »Um dich braucht man sich, was das betrifft, offensichtlich keine Sorgen zu machen, Herr Oberjäger. Deine Potenz hast du ja erst neulich wieder unter Beweis gestellt. Ich gratuliere.«
    Die Umstehenden klatschten reflexhaft und brachen in Hochrufe aus, gewiss nicht zum ersten Mal an diesem Nachmittag. Jemand stimmte mit schwerer Zunge eine Hymne auf die Männlichkeit an. Andere fielen ein, in mindestens ebenso vielen verschiedenen Tonarten, wie Sänger mitjaulten.
    Eine Armbewegung Jozzepoks brachte den erbärmlichen Chor schlagartig zum Verstummen. »Wohl wahr, ich kann nicht klagen. Dies ist ein großer Tag für mich. Es erfüllt mich mit Freude und Genugtuung, abermals ein Kind gezeugt zu haben, und zwar nicht ... «
    Prompt nahm die Meute das Stichwort auf. »Nicht das erste, nicht das zweite«, skandierten sie in anschwellender Lautstärke, »nicht das zehnte, nicht das zwanzigste, sondern ...«, und jetzt brüllte der ganze Kneipsaal, »das drei-und-dreißigste!«
    Die Humpen wurden gehoben, aneinander gedroschen und geleert. Fast alle Rüden krakeelten gleichzeitig los, sodass man nur die am lautesten Plärrenden und am wenigsten Lallenden verstand.
    »Auf Jozzepok, den größten Stecher unter der Sonne!«
    »Nur noch eines, dann hältst du den ewigen Rekord!«
    »Erzähl uns, wie du's getan hast!«
    »Nicht wahr, sie könnte deine Enkelin sein oder doch schon Urenkelin?«
    »Ich wette, ihr Zinken hat hinterher ordentlich geblutet, har, har.«
    Sahmsivil bemühte sich, seinen Abscheu nicht zu zeigen. Die tierischen

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