251 - Der Taratzenkönig
mechanische Waffe in den Händen der Rattenbestien - nicht auszudenken!
***
Bristol, April 2515
Djeen kreischte laut. »Nich machen!«, rief sie. »Kann nich schwimmen!« Rod war's egal. Er hatte Djeen von hinten gepackt, presste sie eng an sich - und drückte sie nun komplett unter Wasser. Er lachte laut, während die anderen, drei junge Männer und zwei Mädchen, ausgelassen lachten und sich gegenseitig voll spritzten. Djeen kam keuchend und prustend hoch. Als sie wieder Luft hatte und empört nach Rod schlug, packte der ihre Handgelenke, zog das Mädchen an sich und presste seine Nasenspitze so stark auf ihre, dass ihr die Tränen kamen. Die anderen feuerten das Pärchen an.
Traysi war - wie meist - alleine am Fluss unterwegs. Es zog sie zu dem Badeplatz unterhalb der beiden Craans , die wie die Skelette riesiger Monster in den stahlblauen Himmel ragten. Denn hier war Rod fast immer zu finden. Traysi fand den jungen Mann mit dem muskulösen Körper und der großen Klappe ziemlich anziehend. Seit die Taratzen damals Sidnee aus dem Boot geholt hatten, hatte sie sich in keinen Jungen mehr verliebt. Aber Rod ließ sie nicht kalt.
Sie fühlte ein Ziehen im Magen, als sie sah, wie Rod die hässliche Djeen, der bereits zwei Finger fehlten, naste. Trotzdem stieg sie die breiten Stufen zum Fluss hinunter. Schön wie eine Göttin stand die Dreizehnjährige am Ufer. Sie trug ein knappes Oberteil aus rosarotem Stoff, auf das ein mit Strassperlen besetzter Tigerkopf gedruckt war, und einen noch knapperen Rock aus blauem Leder.
Als die jungen Barbaren, allesamt ungefähr in Traysis Alter, den Neuankömmling bemerkten, war die gute Laune schlagartig dahin. Sie alle starrten Traysi an. Djeen rückte unwillkürlich von Rodab.
Traysi legte ihre Kleider ab, wie die anderen auch, lächelte und stieg in die kühlen Fluten. Sie schlug mit dem Handrücken aufs Wasser und spritzte Rod an. »Was is? Warum macht ihr nich weiter? Sind jetzt gleich viel Wooms und Männer, is doch gut.«
Schon ihre Ausdrucksweise ließ die anderen Jugendlichen zurückweichen. Vor ungefähr einem Jahr war ein fahrender Händler bei den Lords eingekehrt, um Täuschgeschäfte abzuwickeln. Traysi war fasziniert gewesen von seiner Aussprache, und als sie ihn imitierte, hatte sie herausgefunden, dass sie im Gegensatz zu allen anderen Lords einen Laut modulieren konnte, der wie »r« klang.
Als der Händler nach ein paar Wochen weiter zog, hatte sie sich dessen Sprache angeeignet gehabt - hinter vorgehaltener Hand tuschelte man, sie habe sie ihm »aus dem Kopf gesogen wie eine Flegge das Blut«.
Seither ließ Traysi , wie sie sich nun nannte, keine Gelegenheit aus, das »r« zu rollen. Schon um sich so deutlich wie möglich von ihrer Schwester Gwaysi abzuheben. Niemand wagte, ihre seltsame Sprache zu kritisieren. Nicht einmal ihr Vater.
Rod atmete tief durch. »Äh, geht nich, Twaysi, ich wollt gwade gehe. Muss mit meim Däd noch de Beile schäafe, habs ihm veaspwoche.« Er hob entschuldigend die Handflächen gegen sie und stieg aus dem Wasser. »Kommse mit, Djeen?«
So schnell war das Mädchen vermutlich noch nie aus dem Wasser gewesen. Traysi sah offene Angst in Djeens Augen.
»Und was ist mit euch? Bleibt ihr?« Traysi sah die anderen herausfordernd an.
Sie blieben nicht und verabschiedeten sich ebenfalls unter allerlei Vorwänden. Voller Wut und gleichzeitig tief traurig sah Traysi der davon ziehenden Gruppe nach. Ihre Gabe war daran schuld, das wusste sie. Niemand hatte es gern, wenn man in seinen Geist hinein horchte. Vor allem nicht, wenn es die Töchter des Häuptlings waren, die ihrem Vater anschließend berichteten, was man über ihn gedacht hatte.
Die Lords bezeichneten sie und Twaysi als Witchaas . Und nur die Angst von ihnen und dem Grandlord hatte bislang verhindert, dass es zu Unruhen gekommen war. Weil Beetieh mit jedem Aufrührer kurzen Prozess machte.
Traysi schlenderte den Weg zurück. Sie hatte das Bedürfnis, mit jemandem zu reden, aber außer Gwaysi und ihrem Vater und hin und wieder dem Druiden tat das keiner. So ging sie zu der Stelle flussaufwärts, an der Grandlord Beetieh um diese Zeit zu angeln pflegte, wenn gerade nichts anderes anfiel. Und das tat es selten.
Ihr Vater saß tatsächlich auf einer steinernen Stufe im Schatten, ließ die Füße ins Wasser hängen und hatte eine Angel neben sich fixiert. In einem alten Eimer steckten die Lebern von Taratzen, die er bevorzugt als Köder benutzte. Zum einen, weil Tschootsch
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