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251 - Der Taratzenkönig

251 - Der Taratzenkönig

Titel: 251 - Der Taratzenkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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der sie mit riesigen Augen fixierte, war es längst zu spät. Sie konnte nicht mehr entkommen.
    Die lange rote, schleimige Zunge zuckte aus dem halb geöffneten, mit dicken Warzen versehenen Krötenmaul. Wie eine Peitsche schlug sie nach dem Mädchen, erreichte es aber nicht. Noch war die Kröte zu weit entfernt. Sie änderte das mit einem kleinen Satz nach vorne. Nun saß sie in Schlagdistanz, nur noch etwa fünf Armlängen von Twaysi weg.
    Bitte, Kwötschi, tu mia nix , dachte Twaysi inbrünstig. Geh woannes hin…
    Die Kröte zögerte einen Moment. Dann drehte sie sich um und hüpfte mit mächtigen Sätzen davon.
    Der Kwötschi macht, was ich will , dachte das Mädchen verwundert und unendlich erleichtert. Twaysi blieb im Schilf sitzen, bis die Gefahr vorüber war. Das dauerte nicht allzu lange. Die Lords erlegten achtzehn Riesenkröten, dann gab der Rest endlich auf. Allerdings hatte die Sippe ebenfalls fünf Tote zu beklagen.
    In den nächsten Tagen begann Twaysi allerlei Tiere zu beeinflussen. Es klappte jedes Mal. Doch als sie es zum ersten Mal an einem Menschen versuchte, scheiterte sie.
    ***
    Beim HQ der Demokraten, September 2525
    Es war Nacht. Kaum ein Mondstrahl drang durch die nahezu geschlossene Wolkendecke. Im Wald, der Teile des ehemaligen Londoner Stadtteils Ealing bedeckte, wartete ein Rudel von über achtzig Taratzen auf den Befehl zum Angriff. Die meisten bewegten sich angespannt hin und her. Traysi konnte ihre Angst riechen. Auch Hrrney verspürte Furcht. Aber Traysi hatte ihn geistig so weit im Griff, dass er sich nicht gegen sie wehren konnte. Und ausschließlich Hrrneys Anwesenheit hielt die anderen Biester hier.
    Der Angriff im vergangenen Jahr hatte in einem fürchterlichen Massaker geendet. Gegen die automatischen Waffen und die Blitzzäune der Technos kamen die Taratzen nicht an.
    Heute sollte das anders werden.
    Traysi, die sich aus Leder eine halbseitige Gesichtsmaske geschneidert hatte, die ihre schrecklichen Narben verdeckte, gesellte sich zu Hrrney. Er stand gegen einen Baum gelehnt und beobachtete unverwandt das Hauptquartier der Demokraten. Kaltes, künstliches Licht beschien die rund vier Meter hohen Gitterzäune, die sich rund um das riesige freie Areal zogen. Im Abstand von etwa zweihundert Metern standen fünf Meter hohe Wachtürme, auf denen Scheinwerfer montiert waren. Und die furchtbaren Waffen. Sie waren auf den fünfzehn Meter breiten, eingeebneten Sicherheitsstreifen gerichtet, der das gesamte Areal umlief.
    Beim letzten Angriff waren die Taratzen blind drauflos gestürmt. Und von den Gewehren auf den Türmen noch auf dem Sicherheitsstreifen gnadenlos zusammengeschossen worden. Keine einzige Taratze war überhaupt bis an den Zaun gekommen.
    Traysi atmete tief durch. Sie war sich keineswegs sicher, ob alles so gelingen würde, wie sie es geplant hatte. Aber für die Aussicht, diese schreckliche Doppelsicht loszuwerden, die sie langsam aber sicher in den Wahnsinn trieb, würde sie jedes Risiko eingehen. »Also los.«
    Hrrney starrte sie aus fast traurig wirkenden Augen an. Sie glühten in einem derart düsteren Rotton, dass die Barbarin sich abwandte. »Los jetzt, Honey!«
    Der Taratzenkönig richtete sich zu voller Größe auf. Dann trabte er vorsichtig los, auf den Sicherheitsstreifen hinaus. Der Angstgeruch der Taratzen nahm schlagartig zu.
    Traysi hielt den geistigen Kontakt mit Hrrney. Gleichzeitig sah sie ihn zwei Sekunden in der Zukunft. Der Taratzenkönig trabte leise hechelnd über die feste schwarze Erde, auf der sich kaum noch Gras hielt. Er war nur noch neun Schritte von dem Wachturm entfernt.
    Unvermittelt passierte etwas in der doppelten Welt . Traysi sah, wie Lichtblitze auf dem Turm erschienen, wie Hrrney stoppte, als sei er gegen eine Wand gelaufen, wie er von Einschlägen durchgeschüttelt wurde.
    Traysi kannte nun den Zeitpunkt, an dem das Gewehr auslösen würde. Schnell gab sie den Gedankenbefehl an Hrrney: Ausweichen! Nach links!
    Der geistige Befehl musste den Taratzenkönig wie ein mentaler Hammer treffen. Er gehorchte im Bruchteil einer Sekunde und steppte zur Seite.
    Das MG ratterte los. Einen halben Meter neben Hrrney spritzte die Erde auf. Steinsplitter trafen die empfindliche Schnauze der Taratze. Hrrney fauchte zornig, machte einen weiteren Schritt nach links - und startete durch. Mit Riesenschritten rannte er auf den Turm zu. Und ereichte ihn, bevor der Gewehrlauf sich neu ausrichten konnte. Er drückte sich keuchend an die Mauer aus kaltem

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