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251 - Der Taratzenkönig

251 - Der Taratzenkönig

Titel: 251 - Der Taratzenkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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während der andere sich geistesgegenwärtig zurückzog. Normalerweise reichten Blitz und Donner der Schusswaffe aus, um den Gegnern das Grauen zu lehren.
    Hier war es anders. Gleich nach dem Schuss überzog ein Hagel aus Pfeilen und Speeren die Boote. Die Nordmänner rissen die Schilde hoch und wehrten die meisten Geschosse ab. Doch einen der ihren erwischte ein Pfeil am Hals. Er sank gurgelnd zusammen.
    Kerkuun winkte zum Dampfer hinüber. Gleich darauf donnerte die Kanone los. Die Kugel schlug hoch in eines der Gebäude und verursachte einen Regen aus Steinsplittern, brechenden Mauerteilen und Metall.
    Spätestens jetzt glaubte Kerkuun leichtes Spiel zu haben. Die Boote legten an, die Götterschlächter stürmten mit fürchterlichem Gebrüll an Land, bereit, alles zu töten, was ihnen vor die Äxte und Messer lief. Drei Gefangene reichten in der Regel, um zu erfahren, wo das Vorratslager des Feindes war.
    Ein paar Männer, Frauen und Kinder flüchteten schreiend in das Gebäude hinter ihnen. Die Nordmänner verfolgten sie. Und fanden sich gleich darauf in einem Innenhof wieder, den die Barbaren systematisch verriegelten, nachdem die Köder durch einen Mauerspalt geflüchtet waren.
     
    Als die Berserker gefangen waren, zeigten sich Beetieh und gut dreißig seiner Männer an den Fenstern im zweiten Stock. »Seida schön blöd inne Falle gegangen!«, rief der Grandlord triumphierend hinab. »Jetz machma euch alle!« Und an seine Männer gewandt: »Feua!«
    Pfeile und Armbrustbolzen flirrten in den Hof. Zehn der Barbaren - Beetieh hatte schon von ihnen gehört und wusste, dass sie »Nordmänner« genannt wurden - blieben schon bei der ersten Salve auf der Strecke. Die anderen holten mit ihren Gewehren immerhin vier Lords aus den Fenstern.
    Trotz des anhaltenden Beschusses gelang es ihrem Anführer, den die Überlebenden mit ihren Leibern und Schilden schützten, eines der Tore aufzuschießen. Die Nordmänner drängten hinaus. Es kam zu schweren Kämpfen in und um die Häuser. Dank ihrer Gefahrsicht waren die Lords ihren Gegnern überlegen.
    Der Anführer der Barbaren stand als Letzter. Er lieferte Beetieh einen heldenhaften Kampf und trieb den Grandlord mit derart schnellen Schwertschlägen, dass dem auch die Gefahrsicht nichts mehr nützte, in die Enge. Bis eine junge blonde Kriegerin im Rücken des Feindes erschien.
    Mit einem gezielten Schwertstreich zertrennte Traysi ihm beide Achillessehnen und sah ihren Vater mit einem Na-wie-hab-ich-das-gemacht? -Blick an.
    Der Nordmann wälzte sich brüllend am Boden. Mit einer Axt machte Beetieh seinem Leiden ein Ende.
    »Un jetzt zum Schiff. Könnma bwauche!«, rief der Grandlord. Traysi wollte voraus laufen. »Hiableibe!«, befahl Beetieh scharf. »Is zu gefäalich füa dich!«
    Traysi blieb widerspruchslos. Sie tat, was ihr Vater sagte.
    Beetieh, Will und fünf weitere Kämpfer der Lords rannten über die Brücke, bis der Dampfer direkt unter ihnen lag. Sie überstiegen die Brüstung und ließen sich gleichzeitig aufs Deck fallen. Gebrüll wurde laut, Schwerter klirrten gegeneinander, ein Schuss fiel.
    Es war ein Schuss, der alles veränderte.
    Beetieh verharrte mitten in der Bewegung, verdrehte die Augen und sank zusammen. Tot schlug er auf die Planken und bekam nicht mehr mit, dass gleich darauf auch die restlichen Nordmänner ihr Leben aushauchten.
    Am nächsten Tag wurde der gefallene Grandlord mit allen Ehren begraben. Will rief sich wie selbstverständlich zum neuen Grandlord aus, indem er sich Beetiehs Gürtel als Zeichen seiner Anführerwürde umlegte, wurde aber von Dextah herausgefordert. Es stellte sich heraus, dass ungefähr die Hälfte des Stammes für Will, die andere Hälfte für Dextah war.
    »Also gut, kämpfma um de Güatel«, entschied Will. Der Druide bestätigte durch ein Knochenorakel, dass Wudan nichts gegen den Zweikampf um die Häuptlingswürde einzuwenden hatte.
    Vor den Augen aller traten Will und Dextah auf den Kampfplatz direkt am Fluss. Traysi, noch von dem schweren Schock des Verlustes gezeichnet, verfolgte den Kampf ebenfalls und drückte Dextah die Daumen. Denn würde Will gewinnen, war fast sicher, dass er dem Stamm als Antrittsgeschenk den Kopf der Hexe Traysi präsentierte.
    Mit Äxten, Messern und Fäusten schlugen die Männer aufeinander ein. Traysi versuchte intensiv, Will zu beeinflussen, aber das hatte noch nie bei Menschen funktioniert und klappte auch jetzt nicht.
    Mit einem lauten Schrei schlitzte Will schließlich dem

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