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252 - Die Schrecken der Medusa

252 - Die Schrecken der Medusa

Titel: 252 - Die Schrecken der Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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muss!«
    Die Worte hatten in Matts Ohren geklungen wie die Wahlrede eines Politikers. Einige Bewohner nickten begeistert, andere senkten den Blick. Alle trugen Kleidung aus Tierhäuten und Pflanzenfasern. Einige waren mit Pfeil und Bogen, andere mit Spießen und Dolchen bewaffnet. Eine archaisch anmutende Gesellschaft.
    Häuptling Joonah grinste. Ob es die Zustimmung war oder ob er über sich selbst begeistert war, konnte Matt nicht erkennen.
    »Allerdings«, fuhr der Häuptling fort, »haben uns die Götter auch verraten, dass ihr etwas mit diesen Gräueltaten zu tun habt, mit den Versteinerungen. Ihr kennt die Medusa!«
    »Medusa?«, entfuhr es Matt. Für einen Moment blieb ihm die Luft weg. Woher hatte der Typ den Namen? Hatte er ihn vorhin belauscht? Oder konnten er oder sein Schamane Gedanken lesen?
    »Die Frau, deren Blick den Tod bringt«, erklärte Joonah mit großer Geste. »Sie haust dort oben im Turm. Ihr wolltet sie aufsuchen, gebt es zu!«
    »Bis gerade eben wussten wir nicht mal von ihr«, gab Matt zurück.
    Auf Joonahs Stirn schwoll eine Zornesader. »Wisse, Maddrax, die Götter lügen nie. Da ihr aber meiner Tochter das Leben gerettet habt, werde ich euch nicht sofort töten. Wir nehmen euch mit in unser Dorf.«
    Ein paar Sekunden lang herrschte Stille. Matt war wie vor den Kopf geschlagen. War der Typ noch ganz dicht? Der Sinneswandel kam verdammt überraschend, etwa so, als wenn man auf einer spaßigen Party unversehens mit dem Gesicht in die Friteuse gestopft wird. Sogar einige Krieger aus Joonahs Reihen wirkten verunsichert. Der weißgesichtige Schamane presste seine Lippen aufeinander und versuchte Haltung zu bewahren.
    Jolii redet auf ihren Vater ein. Matt verstand nicht viel davon, denn sie sprach sehr leise, aber das Wort »Gastfreundschaft« vernahm er doch.
    »Schweig«, murrte Joonah. »Ich erfülle den Willen der Götter!« Damit schien das Thema für ihn erledigt.
    Man nahm Matt und Aruula in die Mitte und führte sie aus dem Dorf der versteinerten Technos. Matt hatte unzählige Fragen, aber im Moment schien es ihm klüger, sich zurückzuhalten. Er nickte Aruula aufmunternd zu. Sie saßen nicht zum ersten Mal in der Klemme. Irgendwie würde es auch diesmal einen Weg hinaus geben.
    Die junge Frau, Jolii, drängte sich näher an sie heran. Ihr zierlicher Körper wirkte neben Matt wie der eines Kindes. Sie blickte zu ihm hoch, dann zu Aruula, und sagte: »Ich danke euch für eure Hilfe. Es tut mir leid, dass mein Vater…« Sie stockte.
    »Schon gut.« Matt nickte und lächelte. »Er wird schon noch einsehen, dass wir mit den Versteinerungen nichts zu tun haben.«
    Aruula fragte: »Ist es weit bis zu eurem Dorf?«
    »Nein, nur ein paar Minuten.«
    »Jolii, hierher!«, ertönte die Bassstimme des Häuptlings, und das Mädchen war klug genug, ihr zu folgen.
    ***
    Die Insulaner lebten etwa zwanzig Minuten vom Dorf der Versteinerten entfernt nahe einer Bucht. Von einer Anhöhe aus erkannte Matt sofort, dass die Ansammlung von Hütten und Zelten zur Landseite hin mit Barrikaden gesichert war. Nur der Zugang zum Meer war offen. Schützten sich die Menschen vor der Medusa? Vor einem Fabelwesen , rief Matt sich ins Gedächtnis, das es eigentlich gar nicht geben dürfte!
    Im Dorf angekommen, löste sich die Gruppe der Bewacher auf. Einige fleißige Hände fesselten Matt und Aruula. Sie wurden halbwegs freundlich in den Schatten einer Felsformation gedrängt und durften sich in den Sand setzen.
    »Ich möchte wissen, was hier wirklich geschehen ist«, sagte Matt. Seine Lippen klebten aufeinander.
    »Jedenfalls glauben sie, wir hätten etwas mit dieser Medusa im Wachturm zu tun«, warf Aruula ein.
    Jolii kam zu ihnen. Sie trug einen Krug mit sich, und zwei Becher. Dankbar tranken Matt und Aruula. Das Mädchen kniete sich hin und sagte mit ruhiger Stimme: »Vorerst wird man euch nichts zuleide tun. Dafür habe ich gesorgt. Vater und der Schamane haben sich zurückgezogen. Sie beraten und rauchen eine Pfeife. Ich versuche euch so gut es geht zu helfen, aber letztendlich entscheidet mein Vater.«
    »Habt ihr diese Medusa schon mal gesehen?«, fragte Aruula.
    »Ja«, nickte Jolii. »Man kann sie manchmal beobachten, wenn es dämmerig wird. Dann verlässt sie den Turm und irrt durch die Gegend. Immer geht sie in das Dorf der Versteinerten. Uns hat sie bisher in Ruhe gelassen. Aber das kann sich natürlich schnell ändern.«
    Matt lief ein Schauer über den Rücken. Das alles klang aus tiefstem Herzen

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