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252 - Die Schrecken der Medusa

252 - Die Schrecken der Medusa

Titel: 252 - Die Schrecken der Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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ist verflucht.«
    »Rede nicht so!«, wies ihn seine Frau ärgerlich zurecht. »Natürlich werden sie zurückkommen. Ihr Fischer seid alle abergläubisch! Da muss nur mal ein Delfiin springen, schon seht ihr eine Meerjungfrau.« Sie kraulte Chira zwischen den Ohren. »Schließlich wollen sie dich wieder abholen, du großer lieber Wolf, nicht wahr?« Chira hob den Kopf und zog ein perfektes Hundegrinsen.
    »Ich werde nie vergessen, wie schnell der Sturm da war, Weib. So etwas habe ich noch nie erlebt. So unerwartet er kam, so blitzschnell war er wieder weg, als wenn die Götter uns von der Insel abweisen wollten.« Ihn schauderte noch immer, wenn er daran dachte. Die Rückfahrt dagegen war behäbig und angenehm gewesen.
    »Die Götter wissen immer, was sie tun«, seufzte die Fischersfrau.
    »Bist du sicher?«, fragte der Fischer. »Sie hätten uns auch töten können.«
    »Haben sie aber nicht. Sie wollten nur mit euch spielen.«
    Der Fischer brummte und lauschte. »Hast du das auch gehört…?« Er fuhr hoch. »Was war das?«
    Chira sprang auf und knurrte, ihre Rute gespannt, die Ohren angelegt.
    »Was ist das für ein seltsames Geräusch?« Enna entgleisten die Gesichtszüge.
    »Ich weiß es nicht, Weib.« Der Fischer legte das Netz zur Seite.
    Mit einem Mal veränderte sich alles. Ein hohles Echo jammerte durch die Hütte, wie Geister, die ihre Heimstatt suchten; verzweifelte Laute, die Grauen und Tränen forderten. Die Luft roch mit einem Mal nach Ozon und Zersetzung, die Wände knarrten, als lebten die Hölzer, und aus der kleinen Feuerstelle wuchsen winzige Flammen, obwohl die Asche fast erkaltet war, verpufften und hinterließen schwarze Trugbilder.
    »Ich habe Angst…«, wisperte die Fischersfrau. Sie bereute, dass sie gedankenlos über Götter und Geister gesprochen hatte. Rächte sich das nun?
    Der Fischer spürte es ebenso. Gefahr! , schrie es in ihm. Warum dies so war, konnte er nicht ergründen, dennoch schienen sich eisige Finger um seine Därme zu krallen und daran zu zerren. Es war ein Instinkt, der über Generationen vererbt worden war. Derselbe Instinkt, mit dem ein Seemann die Gezeiten spürte und den Wind.
    Chira duckte sich und tat etwas, das jeder, der sie kannte, nicht von der mutigen Lupa erwartet hätte: Sie winselte und schob die Rute zwischen die Beine. Geduckt wich sie zurück.
    Vielleicht war das Verhalten dieses Tieres noch erschreckender als alles andere. Wenn selbst ein Raubtier vor einer gewitterten Gefahr zurückschreckte, was konnten dann Menschen gegen sie ausrichten?
    Meikel und Enna spüren es in den Gliedern und mit allen Sinnen: als Pochen in den Zähnen, als Gänsehaut auf dem Rücken, sogar in den Haarspitzen, als wären sie elektrisch geladen.
    Dann geschah alles auf einmal - und noch viel mehr.
    Woher kam das Licht unter der Tür? Tauchte da ein Schatten auf, jemand, der durch die geschlossene Tür in die Hütte trat? Oder narrten sie die Dämmerung und das weiche Licht der Öllampen?
    Der Fischer sah sich gehetzt nach einem Fluchtweg um. »Wir müssen runter in den Keller!«
    Chira entschied sich für einen anderen Weg: Mit einem Sprung setzte sie auf den Tisch - und flog von dort geradewegs durch das Fenster! Die Scheibe zersprang in tausend Scherben, und das Geräusch riss die Fischersleute endgültig aus ihrer Schreckensstarre.
    »Komm mit…!« Meikel packte seine Frau am Arm und rannte los, in Richtung der Kellertür. Sie war aus massivem Holz gefertigt und ließ sich von innen verriegeln.
    Aber was sollte das nutzen, wenn Orguudoos Dämonen sie angriffen?
    Die Hütte lag einsam da, nur einen Steinwurf vom Steg entfernt, an dem das Boot schaukelte. Die nächsten Nachbarn waren einen Fußmarsch von einer halben Stunde entfernt. Niemand hört das Paar schreien. Niemand half. Und lange Zeit würde niemand entdecken, was in dieser Nacht geschah…
    ENDE

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