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252 - Die Schrecken der Medusa

252 - Die Schrecken der Medusa

Titel: 252 - Die Schrecken der Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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bestehen?
    »Deshalb haben wir dir eine Aufgabe zugedacht, Kriegerin!«, fuhr der Häuptling fort, bevor er eine melodramatische Pause einlegte. Knisternde Spannung breitete sich aus. Ein Kind greinte, Vögel zwitscherten in den Palmen und Bäumen, das Meer rauschte sanft an den Strand.
    »Du, Aruula, wirst zum Turm der Medusa gehen!« Theatralisch wies Joonah in die Richtung, in der das Dorf der Technos lag, und zweihundert Augenpaare folgten seiner Geste. Nicht wenige der Leute keuchten erregt, andere murmelten. »Du wirst ihr gegenüber treten - und sie besiegen!«
    »Moment mal«, begehrte Matthew auf. »Was ist mit mir? Lasst uns gemeinsam gehen, dann -«
    Ein greller Schmerz durchzuckte ihn. Jemand hatte sich ihm unbemerkt von hinten genähert und beförderte ihn mit einem harten Tritt in die Kniekehlen zu Boden. Nur mit Mühe konnte Matt sich abstützen. Aruula war drauf und dran, sich auf den feigen Angreifer zu stürzen, beherrschte sich aber. Die Situation wäre zweifellos eskaliert.
    Joonah lächelte, als sei nichts geschehen. Er spuckte knapp neben Matt in den Sand. »Du bist dumm, Blondschopf! Du glaubst, wenn du die Götter ignorierst, kannst du sie besiegen? Du Narr! Was geschieht mit einem Ungläubigen wie diesem hier?« Die letzten Worte hatte er an seine Gefolgschaft gerichtet.
    »Er versteinert…«, murmelten einige.
    »Genau: er versteinert!«, wiederholte Joonah lautstark. »Wer sich dem Willen der Götter nicht beugt, ist des Todes! Merkt euch das gut!«
    Irgendwo fing ein Kind zu schluchzen an. Eine Frau spendete ihm tröstende Worte. Ein Schwarm Vögel erhob sich und flog über die Bucht.
    Matt ignorierte den Schmerz, stand auf und reckte das Kinn vor. Aber er war nicht so töricht, dem Häuptling Paroli zu geben.
    »Dein Weib wird sich aufmachen, um die Medusa zu fangen«, bekräftigte Joonah noch einmal. »Als ein Kind der Götter wird sie wissen, was zu tun ist!«
    Aruula nickte Matt unmerklich zu. Ich mach das schon , sollte das heißen. Dann richtete sie das Wort an Joonah: »Es wird mir eine Ehre sein, Häuptling. Ich bin eine Kriegerin vom Volk der dreizehn Inseln. Ich werde den Auftrag ausführen und euch von der Medusa befreien.«
    Für einen Moment herrschte Stille, dann brandete Beifall auf. Matt schloss die Augen. Zu unwirklich wirkte das alles, bizarr wie ein Horror-B-Movie.
    Der Applaus verebbte und der Häuptling rief mit geschwellter Brust: »So wollen es die Götter, und so wird es sein. Auch Gundar der Große wird davon hören. Und vielleicht endlich begreifen, wer der wahre Herrscher über diese Insel ist!«
    Matt merkte auf. Aha - daher wehte der Wind! Er wusste zwar nicht, wer dieser Gundar der Große war, aber der Eindruck einer Wahlrede von gestern wiederholte sich: Joonah war der Meinung, zu Höherem berufen zu sein als dem Häuptlingsposten - und er versuchte dieses Ziel ganz offensichtlich mit der Hilfe der Götter durchzusetzen. Egal ob er selbst an sie glaubte oder nicht: sie waren erstklassige Wahlkampfhelfer.
    Wieder brandete Applaus auf, diesmal sogar noch frenetischer als zuvor.
    Aruula trat von Joonah unbemerkt zu Matt. »Hab keine Sorge, Maddrax. Ich werde mit der Medusa schon fertig. Wenn ich ihr nicht in die Augen schaue -«
    Matthew seufzte innerlich. »Verstehst du nicht, Aruula?«, zischte er. »Das ist nicht die Medusa aus der Sage. Es ist völlig unmöglich, dass Blicke versteinern können. Irgendetwas anderes geht da vor sich, und solange wir nicht wissen, was es ist, können wir die Gefahr nicht abschätzen!«
    Aruula zuckte die Schultern. »Egal, was es ist, ich muss mich ihm stellen. Oder wir werden beide sterben.«
    »Pass auf dich auf, Aruula!« Matt ergriff ihre Hände. »Du musst dir eine Techno-Waffe besorgen. Geh ins Dorf der Versteinerten und schau dich um. Irgendwo…«
    Er unterbrach sich, als Joonah zu ihnen trat und seinen Leuten ein Zeichen gab. Hände griffen nach Matt und zogen ihn von Aruula weg. Er sah, dass man ihr die Fesseln löste, und hörte, was der Häuptling sagte:
    »Bring uns binnen dieses Tages das Schlangenhaupt der Medusa! Wenn die Sonne hinter dem Horizont versinkt und du nicht zurück bist, wird dein Gefährte sterben!«
    ***
    Aruula wurde von drei Kriegern bis zum Dorfrand gebracht. Als die Barrikaden hinter ihr lagen, erklomm sie die Anhöhe. Sie würde etwas klettern müssen, um den zwischen den Dörfern liegenden Wachturm zu erreichen. Vorher jedoch wollte sie Maddrax' Ratschlag folgen und sich noch einmal im Dorf

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