254 - Das Nest
große Stücke Fleisch waren herausgehackt.
»Sieht so aus, als hätte Enna die Fische draußen vergessen.« Er sah sich ebenso unbehaglich um wie Aruula. Etwas stimmte hier nicht.
An der schweren Eingangstür rief Matt noch einmal den Namen des Fischers. Keine Antwort. Er drückte die Klinke herab und fand den Eingang unverschlossen. Im Halbdunkel trat er in das stille Haus. Wieder riefen er und Aruula nach den Eheleuten. Wieder kam ihnen nur Schweigen entgegen. Sie durchsuchten alle Zimmer im Erdgeschoss. Vom Fischer und seiner Frau fanden sie keine Spur. Ein Fenster in der Wohnstube war zerbrochen, aber es lagen nur wenige Splitter am Boden; etwas hatte die Scheibe von innen nach außen gedrückt.
»Ob sie zu einer anderen Familie gegangen sind?« Aruulas Hand lag schon seit geraumer Zeit auf dem Griff ihres Schwertes.
»Wenn, dann sind sie vor irgendetwas geflohen. Denk an die zurückgelassenen Fische.«
Chira benahm sich sonderbar. Sie drückte sich eng an Maddrax und knurrte leise. Ihre Rute war eingezogen.
Durch das zerbrochene Fenster hörten sie das Rauschen des Meeres. Das Grundstück lag am Fuß eines Felshanges. Ein natürlicher Schutz, denn der harte Felsboden machte es Mols und anderen mutierten Erdräubern unmöglich, sich durchzugraben.
Chiras Nackenfell sträubte sich, als sie mit pirschenden Schritten auf eine unauffällige braune Holztür zuging. Ein Abstellraum?
Matt zog seinen Driller, überholte Chira, riss die massive Tür auf und sicherte. Gähnende Schwärze. Es roch modrig, nach Schimmel und Staub.
»Eine Kellertreppe.«
Aruula zog das Schwert und sah sich nach allen Seiten um. »Hier oben scheint niemand zu sein. Sehen wir nach, was dort unten ist.«
Matt nickte. Entschlossen ging er die knarrenden Holzstufen hinab. Die Treppe machte eine enge Wendung. Das Licht, das von oben einfiel, wurde rasch schwächer.
»Wir könnten eine Fackel gebrauchen.«
»Ich hole eine.«
Aruula verschwand, während Chira hinter Matt knurrend auf der Treppe stand. Der Mann aus der Vergangenheit versuchte die Schatten mit Blicken zu durchdringen. Sein Herz schlug heftig. Er hielt den Driller vor sich wie einen schützenden Schild.
Vor ihm lag ein großer Raum. Alte Möbelstücke schienen in seiner Nähe zu stehen. Er sah eckige Konturen, die noch dunkler waren als die Schatten ringsum.
Aruula kam nur wenige Minuten später mit einer brennenden Fackel zurück. Chira ließ sie dicht an die Wand gedrückt vorbei. Die Lupa schien keinen weiteren Schritt in den Raum machen zu wollen. Ihr Nackenfell war gesträubt.
»Unheimlich«, flüsterte Matt.
Die Barbarin hob die Fackel und beleuchtete den Raum.
Matt erkannte neben einigen alten Regalen und einem klobigen Schrank zwei Gebilde am Ende des Raumes, die wie mannshohe Bäume mit ausgestreckten Ästen wirkten.
»Leuchte mal da rüber.« Er wies auf die Gebilde.
Aruula ging neben ihm auf die Umrisse zu, das Schwert ruhig in der rechten Hand.
Matt stieß ein Keuchen aus.
»Bei Wudan!«, brachte Aruula hervor.
Vor ihnen standen der Fischer Meikel und seine Frau Enna. Beide waren in der Bewegung erstarrt. Versteinert!
»Wie auf Guernsey.« Matts Stimme knarrte wie brüchiges Leder. »Verdammt, was passiert hier?«
»Werden wir von einem Fluch verfolgt?«, fragte Aruula heiser.
Matt wusste keine Antwort darauf. Er senkte den Driller, nahm ihr die Fackel ab und betrachtete das versteinerte Paar genauer. Der Gesichtsausdruck des Fischers zeigte namenlosen Schrecken, während Enna die Fäuste trotzig geballt hatte, als wolle sie kämpfen. Auch auf ihrem Gesicht lagen Entsetzen und Schmerz.
Matt musste an den Finger von Sir Leonard denken, den er abgebrochen hatte und in seiner Beintasche trug, und an die Queen, die sie am Strand beerdigt hatten.
»Lass uns gehen«, sagte Aruula. Der enge, zugestellte Kellerraum und die versteinerten Leichen darin setzten ihr zu. »Es ist ein Fluch Orguudoos. Ich will nicht, dass er auch uns trifft!«
Matt entgegnete nichts darauf. Nach wie vor glaubte er nicht an Sagengestalten und Flüche. Aber solange er keine Erklärung für die Versteinerungen hatte, war es nicht falsch, alles in Betracht zu ziehen.
Sie verließen den Keller und schlossen die Tür. Beide waren sich einig, dass sie nicht in diesem Haus übernachten wollten.
Im Schuppen fanden sie ihre X-Quads. Die Ladeanzeige der Trilithiumzellen stand auf gut fünfzig Prozent. Matt prüfte das Ablagefach und fand seinen leeren Kombacter und ein
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