Tiffany Duo 40
1. KAPITEL
Es war an der Zeit, dass Ray Duncan sich eine Ehefrau suchte, aber diesmal wollte er auf »Liebe« verzichten. Mittlerweile älter und erheblich klüger, hielt er »Liebe«
nicht mehr für nötig, nicht einmal für erstrebenswert. Einmal hatte er sich zum
Narren gemacht und beinahe alles verloren. Diesmal würde er seinen Verstand
benutzen, wenn er sich für eine Frau entschied, und nicht auf körperliche Reize
achten. Sie musste sich bereit finden, auf einer abgeschiedenen Ranch zu leben, hart arbeiten und den künftigen Kindern eine gute Mutter sein - eine Frau, die das
Familienleben wichtiger nahm als Mode und Zerstreuungen.
Einmal war er auf ein hübsches Gesicht hereingefallen. Aber jetzt interessierten ihn äußere Vorzüge nicht mehr. Er war ein gesunder Mann mit einem normalen
Sexualtrieb, also konnte er so viele Kinder zeugen, wie er wollte. Leidenschaftliche Gefühle brauchte er nicht. Damals hatte ihn die Leidenschaft veranlasst, den
schlimmsten Fehler seines Lebens zu begehen. Jetzt suchte er sich eine verlässliche, vernünftige Frau.
Doch da gab es ein Problem. Er hatte keine Zeit, um eine aufzuspüren. Sechzehn
Stunden am Tag arbeitete er und versuchte sich über Wasser zu halten. Er hatte
sieben Jahre dazu gebraucht, aber in diesem Jahr sah es endlich so aus, als würde er in die schwarzen Zahlen kommen. Die Hälfte seines Landes hatte er verloren - ein
Verlust, der Tag für Tag an seiner Seele fraß, doch was ihm noch blieb, wollte er um keinen Preis der Welt aufgeben. Einen Großteil seiner Rinder hatte er eingebüßt. Die riesigen Herden waren verschwunden, und er rackerte sich ab wie ein Sklave, um
das restliche Vieh zu behalten. Auch die Rancharbeiter hatten ihn verlassen, weil er sich's nicht mehr leisten konnte, ihre Löhne zu zahlen. Seit drei Jahren hatte er sich keine Jeans mehr gekauft. Acht Jahre lang waren das Haus und die Nebengebäude
nicht mehr gestrichen worden.
Aber Alana, seine Exfrau, bewohnte ihr schickes Apartment in Manhattan und besaß
eine sündhaft teure Garderobe. Was kümmerte es sie, dass er gezwungen worden
war, den Großteil seines Landes und seiner Herden zu verkaufen, um ihr die Hälfte
seines Vermögens zu übergeben? Sie betrachtete das als ihr gutes Recht. Immerhin
war sie zwei Jahre mit ihm verheiratet gewesen. Hatte sie nicht zweimal einen
höllischen Montana-Winter ertragen, völlig von der Zivilisation abgeschnitten? Was
spielte es schon für eine Rolle, dass die Ranch hundert Jahre im Besitz von Rays
Familie gewesen war?
Zwei Ehejahre berechtigten sie dazu, die Hälfte seines Eigentums zu erhalten, und
zwar in bar. Warum sollte er das Land nicht verkaufen? Er besaß doch genug und
würde die paar tausend Morgen nicht vermissen. Glücklicherweise hatte ihr Vater,
ein Geschäftsmann, gute Kontakte in Montana. Das erklärte, warum der
Scheidungsrichter nicht bereit gewesen war, auf Rays Argument zu hören, Alanas
Forderungen würden ihn in den Bankrott treiben.
Auch diesen Fehler würde er nie wieder machen. Wenn er diesmal heiratete, musste
seine Frau vor der Hochzeit einen Vertrag unterschreiben, der die Ranch im Falle
einer Scheidung schützen würde. Nicht einmal einen Quadratzentimeter von seinem
Erbe wollte er aufs Spiel setzen und nichts von dem Geld, das er zur Erhaltung seines Grund und Bodens brauchte.
Nur zu gern würde er den Rest seines Lebens allein verbringen, aber er wünschte
sich Kinder. Er wollte sie lehren, das Land zu lieben, und es ihnen später
hinterlassen. Und er legte fast noch größeren Wert darauf, das leere alte Haus mit
fröhlichen Kinderstimmen und Gelächter zu erfüllen.
Doch er suchte nicht nur die Mutter seiner künftigen Erben. Verfügbarer Sex hatte
einiges für sich, vor allem, weil er keine Zeit damit vergeuden mochte,
Bettgefährtinnen aufzustöbern. Deshalb brauchte er eine gesunde, anspruchslose
Frau, die nachts neben ihm lag. Für alles Weitere würden dann seine Hormone
sorgen.
Leider gab es in diesem Landesteil nur wenige ledige, heiratswillige Frauen. Die
meisten packten ihre Sachen und übersiedelten in die Städte. Das Leben auf einer
Ranch war hart und entbehrungsreich, und sie wünschten sich Abwechslung und ein
bisschen Luxus. Natürlich hatte Ray weder Zeit noch Lust oder Geld, um eine Frau zu
umwerben, und sich deshalb für eine bessere Möglichkeit entschieden.
In einer Zeitschrift hatte er gelesen, wie viele Farmer im Mittelwesten ihre
Ehefrauen
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