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255 - Winterhexe

255 - Winterhexe

Titel: 255 - Winterhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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nicht ohne Gegenstimme -, galt es herauszufinden, was den Zorn der Hexe nach Jahren der trügerischen Ruhe neu entfacht hatte. Und Ben Coogan setzte sich an die Spitze derer, die zu der gefahrvollen Mission aufbrachen.
    Sie waren zu zwölft, und aus leidvoller Erfahrung wussten sie alle, dass mit der Winterhexe kaum zu reden war. Aber genau das mussten sie tun - mit ihr sprechen.
    Sich ihre Vorwürfe anhören und in neue Verhandlungen mit ihr treten.
    Als hätten sie nicht schon genug Demütigungen über sich ergehen lassen.
    Nun, da sie den höchsten Punkt der Anhöhe erreichten und auf der anderen Seite hinabschauten, drangen Laute der Verblüffung aus ihren Kehlen. Coogan stand stumm und fassungslos da - weil der Anblick, der sich ihnen bot, nicht mit dem Bild übereinstimmte, das sie erwartet hatten.
    Das Sturmhaus der Hexe, der Wirbel , den niemand betreten konnte außer ihr selbst… war verschwunden!
    Nichts davon war mehr zu sehen. Nun ja, fast nichts. Das Toben der Naturgewalt, die das Heim der Winterhexe über Jahre geschützt hatte, war ganz offenbar zum Erliegen gekommen, aber man sah ihre deutlichen Spuren: nacktes Erdreich, schlammiger Boden, hier und da Fels. Ein riesiger, nahezu perfekter Kreis markierte die Fläche, über der die Verheerungen stattgefunden hatten.
    Rund um seinen äußeren Rand ragten unverändert die Türme auf. Sie hatten schon immer dort gestanden, waren aber viel zu schmal, um als Behausung zu dienen.
    »Kann mir das mal jemand erklären?« Alma Orgson, die einzige Frau ihres verwegenen Haufens, brach mit ihrer rauchigen Stimme das Schweigen. Sie wirkte fast wie ein Mann, was an ihrer Kleidung, der robusten Statur und den streichholzkurzen Haaren lag. »Wo ist der Wirbel hin? Sag was, Ben. Du bist der Gescheiteste von uns allen. Was ist hier passiert? Wurden… wurden wir endlich befreit von der Furie?«
    Coogan starrte immer noch wie alle anderen nach unten. In ihm stritten Hoffnung und Zweifel miteinander.
    »Ob dadurch das Beben ausgelöst wurde?«, sagte Elric, der Schmied und Coogans bester Freund. »Ich meine… eine Explosion, die den Wirbel zerrissen hat und bis nach Durbayn zu spüren war? Vielleicht hat sich das verkommene Biest selbst in die Luft gejagt.«
    Endlich löste sich Coogan aus seiner Erstarrung. Sie waren gekommen, um sich der Hexe zu stellen. Sie hatten weitere Demütigen, noch höhere Tributzahlungen in Kauf nehmen wollen, um ihr Dorf vor den wahnwitzigen Gewalten der Winterhexe zu schützen. Mit dieser neuen Situation hatte keiner gerechnet. Vielleicht bot sie ihnen eine Chance.
    Er trat ein paar Schritte vor, um alle seine Begleiter vor sich zu haben, als er sich umdrehte und zu ihnen sprach. »Der Wirbel ist erloschen… so jedenfalls scheint es im Moment. Aber das genügt nicht!«
    Ihre gerade noch halb erleichterten Gesichter wurden schlagartig wieder verkniffen.
    »Um beruhigt heimkehren zu können, müssen wir uns von der Wahrhaftigkeit dieser Wendung überzeugen. Wir müssen…« Er stockte kurz, schürzte die Lippen. »Wir müssen hinuntergehen und im Dreck stochern, bis wir den unumstößlichen Beweis haben, dass dort wirklich nichts mehr ist - nichts, was uns in Zukunft noch das Leben schwer machen kann. Vielleicht finden wir ja die Überreste der Hexe. Ihre Leiche würde alles zum Guten fügen…«
    Seine Gefährten blickten sich unsicher an, und er sah Furcht in mancher Miene. »Wer hier warten will, soll das tun«, fügte Coogan hinzu. »Niemand wird ihn für einen Feigling halten. Jeder von uns hat seinen Mut schon dadurch bewiesen, dass er bis hierher mitgekommen ist. Dort hinunter geht nur, wer das auch wirklich will - mit allen möglichen Konsequenzen.«
    Aber es gab keinen, der sich diesen Triumph entgehen lassen wollte. Ein jeder von ihnen wollte das Territorium betreten, das die Hexe so lange Zeit beherrscht hatte.
    »Irgendwann holen jeden seine Sünden ein«, murmelte Ben Coogan. »Egal, wie verdorben, egal, wie mächtig man ist…«
    Mit diesen Worten begann er an der Spitze seiner Leute den Abstieg.
    ***
    Ihm war nicht wohl in seiner Haut. Das zeigte er den anderen nicht, aber während sie die Reststrecke zu dem Kreis aus Türmen überwanden, regten sich in Coogan mehr als nur leise Zweifel, dass mit dem Ende des Wirbels auch die Bedrohung ihres Dorfes tatsächlich ein Ende gefunden haben sollte. War es nicht möglich, dass die Winterhexe ihn absichtlich beendet hatte - um ihre Loyalität zu testen?
    Coogan versuchte sich mit dem

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