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255 - Winterhexe

255 - Winterhexe

Titel: 255 - Winterhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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war er sich nicht sicher, ob er nicht nur auf eine unkrautüberwucherte Laune der Natur schaute.
    Kurz darauf war er an der Stelle, die ihm ins Auge gesprungen war, und schob das Gestrüpp beiseite, das eine vage Form nachzeichnete, die ihm am Abend zuvor entgangen war.
    »Wow!«, entfuhr es ihm.
    Rulfan wurde aufmerksam, kam herüber. »Ist was?«
    »Wie man's nimmt…« Matt zeigte auf seinen Fund, den er inzwischen vom hartnäckigsten Bewuchs befreit hatte, sodass auf einen Blick klar wurde, worum es sich handelte.
    »Ein Buggy!« Rulfan war ebenso verblüfft wie Matthew, vor allem über den Zustand des Fahrzeugs, das keinesfalls ein halbes Jahrtausend hier stehen konnte.
    »Was meinst du«, wandte sich der Albino an Matt, »wann mag das hier geparkt worden sein?«
    Matt hatte das Wrack inzwischen näher in Augenschein genommen. »Vor fünf bis zehn Jahren«, lautete seine Schätzung. »Sonst wären die Ledersitze verrottet.«
    »Könnte ein Hinweis darauf sein, dass es hier irgendwo eine Enklave der Technos gibt«, murmelte Rulfan. »Das könnte sich als Vorteil für uns erweisen.«
    Matt wusste, worauf er hinaus wollte. Falls Jenny, Ann und Pieroo auf ihrer Wanderschaft von Technos erfahren hatten, hätten sie bestimmt Kontakt mit ihnen aufgenommen. Schließlich waren sie kurz nach Einsetzen des EMP aufgebrochen; eine Zeit des Niedergangs für alle Technos, deren Gerätschaften von einem Moment zum anderen dauerhaft ausgefallen waren. Jenny und Pieroo hätten ihnen gewiss Hilfe angeboten oder sie an die Communities von London und Salisbury verwiesen.
    Matt untersuchte das nicht mehr reparable Fahrzeug noch ein paar Minuten lang, dann gab er die Hoffnung auf, irgendetwas Verwertbares darin zu finden. Und so besann er sich seines eigentlichen Vorhabens. Er ging zu den Horseys, um die Kaffeekanne aus einer der Satteltaschen zu holen.
    Aber hier stutzte er zum zweiten Mal. Und diesmal war er alarmiert. »Warst du an meinen Satteltaschen?«, wandte er sich an Rulfan, der nur drei Schritte hinter ihm stand.
    Der Neo-Barbar schüttelte den Kopf. »Warum sollte ich?«
    »Aruula?«
    »Das musst du sie schon selbst fragen - so viel ich mitbekommen habe, nicht.«
    Ohne sich zu erklären, ging Matt schnurstracks zwischen die Felsen, wo Aruula noch immer schlief, weckte sie behutsam und stellte auch ihr die Frage.
    »Nein, war ich nicht«, entgegnete die Barbarin verschlafen. »Warum fragst du?«
    »Jemand hat sich daran zu schaffen gemacht!«, stellte Matt fest. Er hatte nach dem Wegpacken der Karte gestern Nacht die Satteltasche verschlossen und die Gurtschnalle im letzten Loch verankert. Jetzt steckten die Dorne im jeweils vorletzten Loch.
    »Unmöglich!«, sagte Rulfan. Sie standen zu dritt um die Pferde herum. »Chira hätte es gemerkt, wenn sich ein Fremder dem Lager genähert hätte, und angeschlagen. Du musst dich irren.«
    »Hm.« Matt war sich zwar sicher, aber es gab einen einfachen Weg, seinen Verdacht zu erhärten. »Schauen wir nach, ob etwas fehlt.«
    Wortlos machten sie sich ans Werk, kramten in ihren Habseligkeiten. Zwischen Kleidung und Proviant steckten unverändert Binokular, Taschenlampe, Kompass, Karte, Drillermunition…
    »Nein, alles da«, brummte Rulfan. »Vielleicht hast du in der Dunkelheit die Gurtlöcher nicht richtig gesehen.«
    »Aber ich bin mir sicher«, beharrte Matt. Wenn er sich auch fragte, warum ein Dieb in der Nacht alles an seinem Platz belassen sollte.
    »Wenn alles da ist, ist alles da«, machte auch Aruula keinen Hehl daraus, dass sie Matts Verdacht für ein Hirngespinst hielt. »Lasst uns jetzt aufbrechen zu diesem Dorf… Durbayn oder wie es heißt.«
    Matt ließ sich ohne weitere Diskussion überstimmen. Sie bereiteten noch einen starken Kaffee zu und ritten schließlich los, ohne dass Matts Zweifel beseitigt waren. Die Lupa lag wieder quer über Rulfans Sattel.
    ***
    Eine Stunde später musste Matt sich eingestehen, dass die mitgeführte Karte alles andere als präzise war. Oder das Dorf sich irgendwann in Luft aufgelöst hatte, denn sie entdeckten nicht einmal Ruinen.
    Sie hatten es beinahe schon aufgegeben, Durbayn zu finden, als ihnen der Zufall zu Hilfe kam. In Form einer Frau in einem schlichten, ärmellosen, knielangen Leinenkleid, die sich in die linke Armbeuge den Griff eines Weidenkorbs geklemmt hatte.
    Verschüchtert und zerbrechlich wirkend, tauchte sie urplötzlich zwischen Büschen auf. Ihr offenbar früh ergrautes Haar hing verstrubbelt in ein schmales

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