2577 - Kosmisches Puzzle
die Schlachtlichter, sichtlich ohne ein exaktes Ziel vor Augen zu haben.
Sie kannten nur die ungefähre Richtung, und sie hofften wohl auf einen zufälligen Treffer, der
ihren Gegner aus der Unsichtbarkeit reißen würde.
Rhodan entdeckte vor sich einen großen Asteroiden, eine unregelmäßig geformte tote Felskugel
von 6359 Kilometer größtem Durchmesser.
Das sollte genügen.
Nur Sekunden später barst der Himmelskörper in einer gewaltigen Explosion, die gleißende
Helligkeit aufgehen ließ wie einen neuen Stern. Trümmerstücke von teilweise mehreren hundert
Metern Durchmesser jagten durchs All. Auf ihrem Weg zerfetzten sie etliche Schlachtlichter.
Die Silberkugel raste mitten in das Chaos hinein. Mit äußerster Konzentration führte Rhodan
abrupte Kurswechsel durch, um den Trümmern auszuweichen. Er hatte den Weg nicht genau planen
können, alles war zu schnell gegangen.
Eine weitere Einheit der Monarchie verging in einer Explosion, deren gleißende Feuerflammen im
Vakuum des Alls sofort wieder erstickten.
Und mit einem Mal war die Silberkugel umringt von Bruchstücken des Schiffs und des Asteroiden
- in einem so engen Netz, dass nicht einmal ein extremer Kurswechsel sie noch in Sicherheit
bringen konnte.
Die Wände der Pilotensphäre färbten sich dunkel, und ein noch immer glühendes, ein Dutzend
Meter langes Metallstück raste heran. Dahinter füllte ein kantiger, ausgezackter Gesteinsbrocken
das gesamte Bild.
Ein Treffer war unausweichlich.
*
Neben ihr schrie Fyrt Byrask auf.
Sichu sah, wie er die Hände vor die Augen schlug. Sie konnte ihn gut verstehen, doch sie
reagierte anders. Sie stand starr vor Schreck und starrte auf die Wand, die transparent wirkte,
als erlaube sie einen Blick nach außen ins freie All. Selbstverständlich befand sich ihr Raum
nicht einmal in den Randsektionen der erweiterten Silberkugel.
Genau gesehen diente die Wand als eine Art Bildschirm oder Projektionsfläche. Perry Rhodan
hatte es auf ihre Bitte hin so gestaltet. Nun wünschte sie, sie hätte den Tod nicht sehen müssen,
der sich ihnen näherte.
Etwas jagte auf sie zu!
Nicht nur Trümmerstücke des zerbombten Asteroiden, sondern auch glühende Fragmente eines
explodierten Schlachtlichts.
Der Richtungswechsel der Silberkugel erfolgte abrupt und in einem beinahe unmöglichen Winkel.
Die Navigationsfähigkeiten waren in der Tat erstaunlich. Dennoch konnte auch der beste Pilot
dieser Situation nicht mehr entkommen.
Sie beobachtete an den Datenkolonnen, wie ihr Schiff blitzartig schrumpfte. Eben noch bei
einem Durchmesser von 500 Metern, fiel die Silberkugel geradezu in sich zusammen. Sie umfasste
nur noch wenige Decks - 103 Meter, las sie, dann 54 und 21.
Sie spürte nichts. Die Absorber arbeiteten perfekt.
Und doch... den riesigen Gesteinsbrocken mochten sie auf diese Weise entkommen sein, aber ein
Metallsplitter, viele Mannslängen breit und spitz zulaufend, raste exakt auf sie zu.
Auf der Wiedergabe wurde er größer und größer, nahm bald die gesamte Wand ein.
Sichu verkrampfte sich, als sie verstand, was das bedeutete. Bei einem derart geschrumpften
Umfang musste dieser Metallspeer nicht nur irgendwo einschlagen und Zerstörungen anrichten
... sondern in unmittelbarer Nähe, wahrscheinlich sogar genau in diesem Raum. Das Bruchstück des
Schlachtlichts war groß genug, ein nur noch zwanzig Meter umfassendes Schiff völlig zu
zerschmettern.
Das war ihr letzter Gedanke, ehe es einschlug und die Bildschirmwand vor ihr zerbarst.
*
Diesmal schrie auch sie.
Erst als der Druck um ihre Schultern schmerzhaft wurde, in derselben Sekunde des Einschlags,
bemerkte sie, dass Fyrt neben ihr stand und sie umarmte. Nein, mehr noch: Er zog sie an sich, wie
um sie zu bergen.
Eine hilflose Geste, die sie nicht schützen konnte, die ihr aber auf eigenartige Weise Trost
spendete im Angesicht des Todes.
Seltsam, wie sich dieser letzte Augenblick dehnte.
War doch etwas dran an all den Erzählungen über die Sekunden vor dem Tod, in denen das gesamte
Leben an dem Sterbenden noch einmal vorüberzog?
Sichu erinnerte sich an ihre Vergangenheit, an die Schule, die sie gemeinsam mit Fyrt und den
anderen Kindern aus den vier Völkern der Tryonischen Allianz besucht hatte. Ator, Ashen, Arki und
Ana waren dort unterrichtet worden ... alles unter dem unheilvollen Einfluss der Vatrox und damit
der Frequenz-Monarchie. Nur dass sie damals nicht geahnt hatte, was
Weitere Kostenlose Bücher