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2578 - Das mahnende Schauspiel

2578 - Das mahnende Schauspiel

Titel: 2578 - Das mahnende Schauspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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eine Art düsteres Treppenhaus frei.
    »Komm, Alraska!«
    Der Maskenträger folgte dem kleinen Wesen. Tatsächlich gab es hinter der Wand Stufen, die zu

einer halbkreisförmigen Tür führten.
    Auf kurzen Beinchen hastete Eroin Blitzer die Treppe hinunter. Auf der zweituntersten Stufe

blieb er stehen und tippte zweimal auf das mattschwarze Kästchen an seinem Gürtel.
    Graue Spinnfäden drangen aus dem Gerät, fächerten auseinander, umwoben den Zwergandroiden,

eine Handbreit von seinem Körper entfernt.
    »Ein Schutzschirm«, murmelte Saedelaere.
    »Nicht das, was du dir unter einem Schutzschirm vorstellst, Alraska«, gab Blitzer zurück, ohne

über die Schulter zu blicken.
    Die halbkreisförmige Tür öffnete sich.
    Saedelaeres SERUN fuhr selbstständig den zusammengefalteten Folienhelm aus der Halskrause. Mit

einem satten Klacken schloss und versiegelte er sich.
    Ab sofort operierte der SERUN im Aktivmodus. Das Innenklima regulierte sich, die Steuerung

senkte die Temperatur leicht und erhöhte dafür den Sauerstoffanteil in der Atemluft um einige

Prozentpunkte. Taktische Anzeigen erschienen im Innendisplay, die Saedelaere jedoch sofort wieder

desaktivierte.
    Die beiden ungleichen Wesen traten hinaus.
    *
    Hundert Meter von der ROTOR-G entfernt standen ein Gleiter und eine einsame Gestalt.
    Das Optiksystem seines SERUNS zoomte das Bild heran. Zu Saedelaeres milder Überraschung

wartete nicht die Sekretärin oder der Direktor der Theaterleitung auf die Ankunft der Gäste,

sondern eine Frau - sogar eine überaus attraktive Frau.
    Alaska Saedelaere und Eroin Blitzer gingen ihr entgegen. Auf halber Strecke blickte der

Maskenträger über die Schulter zurück. Die ROTOR-G hatte sich in ein Schutzfeld gehüllt, das

starke optische Verzerrungen aufwies.
    Die 120 Meter lange und 38 Meter durchmessende Walze wirkte dadurch seltsam abgehoben. Als

hätte man das Innere eines Kaleidoskops nach außen gezerrt. Es wirkte irreal, verwirrend auf die

Sinne.
    Er sah wieder in Laufrichtung. Das eigenartige Gefühl in seiner Magengrube hatte sich nicht

verflüchtigt. Im Gegenteil.
    Saedelaere konzentrierte sich auf die Frau, die zwei Schritte vor dem Gleiter auf sie

wartete.
    Im Gegensatz zu Evon und Krenstorf wies sie weder die graue Hautfarbe noch die drei Augen oder

das felsgraue Haar auf. Auf den ersten Blick glich sie einer Terranerin des kaukasischen

Typs.
    Ihr Teint wirkte leicht gebräunt. Türkisfarbene Augen blickten ihnen amüsiert entgegen. Das

Gesicht war schmal, mit hohen Wangenknochen, einer Stupsnase und kunstvoll geschwungenen

pfirsichfarbenen Lippen. Das weißblonde Haar war fingerlang geschnitten. Es stand in alle

Richtungen vom Kopf ab. Das spitze Kinn hielt sie erhoben, die Haltung drückte gleichermaßen

Stolz, Selbstbewusstsein und Eleganz aus.
    Saedelaere fühlte, wie sich seine Kehle verengte. Das Atmen fiel ihm schwer, als hätte er

plötzlich mit Asthmaproblemen zu kämpfen.
    Sie trug einen silberfarbenen Anzug, der ihre aufregende Gestalt perfekt betonte. Die langen

Beine leicht versetzt, die Hände ruhten auf der weiblich ausgeprägten Taille. Die Schultern waren

leicht zurückgezogen, dafür hielt sie die Brust erhoben, als würde die Frau konstant

einatmen.
    Alles in allem wirkte sie in erster Linie dekorativ. Und dennoch ...
    Alaska Saedelaere konzentrierte sich auf die Anzeigen seines SERUNS. Kurz holte er das

taktische Display hervor. Weder von dem Gleiter noch von der Frau schien eine Gefahr

auszugehen.
    »Schalte den Schirm ab«, sagte er zu Blitzer. »Wir wollen keinen unfreundlichen Eindruck

erwecken.«
    Ohne zu antworten, kam der Zwergandroide seiner Aufforderung nach. Saedelaere ließ den Helm

ebenfalls wieder in der Halskrause verschwinden.
    Noch zehn Schritte, dann hatten sie die aufregende Frau erreicht.
    »Herzlich willkommen auf Tolmar!«, übersetzte der Translator des SERUNS, von der LEUCHTKRAFT

mit dem lokalen Idiom gefüttert.
    Saedelaere und Blitzer blieben stehen.
    »Danke!«, sagte der Maskenträger, weil ihm nichts Besseres einfiel.
    Aus dem flauen Gefühl im Magen wuchs ein Sturm, ein mittelgroßer Hurrikan. Saedelaere tat, was

er konnte, um die Emotionen niederzukämpfen.
    »Ihr könnt mich Vetri nennen«, sagte die Frau. »Ich habe die Ehre, euch als persönliche

Betreuerin zugeteilt zu sein. Der Theaterdirektor muss sich leider entschuldigen lassen. Er hätte

euch gern persönlich abgeholt, aber so kurz vor der

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