2578 - Das mahnende Schauspiel
Vorstellung gibt es tausend Dinge, um die er
sich kümmern muss.«
Verblüfft stellte Saedelaere fest, dass sie zwar wie eine Terranerin aussah, aber nicht wie
eine wirkte. Er scheiterte im Versuch, die Ursache für seinen Eindruck zu finden.
»Ich bin Alaska Saedelaere, mein Begleiter nennt sich Eroin Blitzer.«
Vetri schenkte ihnen beiden ein strahlendes Lächeln.
Der Maskenträger nahm die aufwallenden Gefühle in sich mit stetig stärker werdendem Unbehagen
wahr.
»Du bringst uns zur Aufführung?«
Vetri ließ ein glockenhelles Lachen erklingen. »So kurz vor der Vorstellung sind wir
auch wieder nicht«, erklärte sie amüsiert. »Sekretärin Evon hat euch eine Suite herrichten
lassen, die ihr bereits beziehen könnt. Anschließend hole ich euch ab - euch erwartet eine ganz
besondere Überraschung!«
Saedelaere blickte seinen Begleiter an. Er nickte - wie er hoffte - beruhigend. »Wir nehmen
die Einladung dankend an und freuen uns auf die versprochene Überraschung!«
»Sehr gut!« Vetri klatschte in die Hände. »Bitte, nehmt in meinem Gefährt Platz. Ich bringe
euch zu eurer Suite.«
Der Gleiter maß drei mal fünf Meter. Er glich einem chromfarbenen Schlauchboot mit drei
Sitzreihen und einer Glaskuppel. Er ruhte auf einem Prallfeld.
Vetri betätigte einen Sensor. Die Kuppel öffnete sich, und ein Teil der Seitenverschalung
klappte nach unten, gab zwei Stufen frei.
»Bitte sehr!«
Saedelaere nickte. Er ließ Eroin Blitzer den Vorrang und kletterte nach ihm ins Innere des
Gleiters. Zu seiner Überraschung folgte ihm Vetri und setzte sich direkt neben ihn. Sie roch wie
ein Sonnentag im Frühling.
Unruhig rutschte der Maskenträger ein paar Fingerbreit von der zu aufregenden Frau weg.
Der Zwergandroide sah hoch, blickte ihn einen Moment lang verständnislos an.
Als sich der Gleiter geschlossen hatte, sagte Vetri: »Genießt die Fahrt. Ich werde gerne eure
Fragen beantworten, falls ihr welche habt. Automatik: zum Turm des Spiels!«
*
Alaska Saedelaere ließ die Stadt auf sich wirken. Meist sah er nach rechts, über Eroin
Blitzers Kopf hinweg.
Vetri war ihm zu nah, in ihrer Schönheit und Ausstrahlung zu intensiv. Sie hatte ihre rechte,
sorgsam manikürte Hand mit den langen silbern gefärbten Fingernägeln zwischen ihnen beiden auf
dem Sitzpolster ruhen.
Den Maskenträger verunsicherte dies. Wollte Vetri, dass sich ihre Hände zufällig
berührten?
Saedelaere trug den SERUN. Durch die Sensibilität der Handschuhe würde er die Wärme ihrer Hand
spüren, während sie nur die Kälte des Materials fühlte.
Saedelaere hielt die Hände verschränkt in seinem Schoß. Er blickte auf die
schneckenhausförmigen Gebäude, die aus der Nähe fein ziselierte Ornamente offenbarten. Ihre
Farben reichten von Pastellblau über Puderbraun bis hin zu einem sanften Grün.
Der Terraner fragte sich, ob sie die Farben des Meeres repräsentierten und ob sich dadurch
Rückschlüsse auf die Herkunft des Erbauers der Stadt ergaben.
Entstammte Sholoubwa etwa einem Ozeanplaneten? Lebte sein Volk im Meer? Mollusken oder Schneckenartige gar?
Saedelaere tat den Gedanken ab. Er war zu einfach, zu terranisch.
Viele der Lebewesen, die farbenfroh und in unüberschaubarer Anzahl durch die Straßen und
Gassen der Theaterstadt schlenderten, waren humanoiden Ursprungs. Saedelaere zählte mehr als ein
Dutzend verschiedene Phänotypen, darunter Wesen, die Evons und Krenstorfs Volk entstammten, und
auch solche, die Vetri glichen.
Obwohl viele von ihnen an humanoide Völker der Milchstraße erinnerten, erkannte Saedelaere
kein ihm bekanntes Volk. Der SERUN, der die Bilder konstant aufzeichnete, vermochte ebenfalls
keine Zuordnung vorzunehmen, wie der Terraner bei einem flüchtigen Blick auf das
Multifunktionsarmband feststellte.
Zwischen den Humanoiden bewegten sich viele völlig fremdartige Lebewesen. Saedelaere sah eine
Gruppe von sechsarmigen Kopffüßlern, mehrere Baumintelligenzen, die auf Schwebegestellen durch
das Gedränge trieben, kugelfischförmige Insektenabkömmlinge, eine riesige, mit Borsten bewehrte
Made, die von einem Dutzend kreischender Lakaien auf einer Trage transportiert wurde, und viele
andere mehr.
Etwas hatten die Wesen gemeinsam: Sie trugen allesamt prunkvolle Kleidung. Selbst die
fremdartigsten Kreaturen schienen sich für diesen Tag herausgeputzt zu haben. Sie trugen
phantasievolle Hüte, Bänder und Schmuck in jeder möglichen und
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