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2578 - Das mahnende Schauspiel

2578 - Das mahnende Schauspiel

Titel: 2578 - Das mahnende Schauspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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entschuldigend. »Verzeiht, aber seit langer Zeit kommen so viele fremde Gäste das Schauspiel

besuchen, dass ich mir unmöglich alle merken kann. Nur die Besonderen bleiben im

Gedächtnis haften. Ich hoffe, ihr versteht ... «
    Sie legte Saedelaere eine Hand auf das linke Knie. »Aber wenn es euch so wichtig ist, werde

ich selbstverständlich bei der Theaterleitung nachfragen.«
    Eroin Blitzer verschränkte die Ärmchen und blickte hinaus. »Welch Zumutung«, murmelte er so

leise, dass ihn Saedelaere fast nicht verstanden hätte.
    *
    Alaska Saedelaere hielt die Luft an und tauchte den Kopf in das eisige Wasser. Die plötzliche

Kälte wirkte sich auf die erhitzte Kopfhaut und das juckende Fragment wohltuend aus.
    Der Zellaktivatorträger horchte in sich hinein. Das seltsame Gefühl in seiner Magengrube hielt

an. Seit Vetri sie am Turm des Spiels abgesetzt und in die Obhut des Beherbergungsdirektors gegeben hatte, war zumindest jene unheimliche Anziehungskraft

verstummt, die er in der Gegenwart der Frau gespürt hatte.
    Tolmar hatte bisher mehr neue Geheimnisse und Gefahren offenbart, als ihm lieb sein

konnte.
    Saedelaere fühlte, wie sich seine Herzfrequenz verlangsamte. Das kalte Wasser löste den Tauchreflex aus, ein Überbleibsel der menschlichen Physiognomie aus längst vergangenen

Zeiten. Er half Säugetieren beim Eintauchen ins Wasser, indem er durch die Herabsetzung der

Herzfrequenz den Sauerstoffverbrauch verringerte und so ein längeres Überleben ohne Atmung

ermöglichte.
    Saedelaere richtete sich auf, blickte den in allen Farben des Spektrums strahlenden

Gewebeklumpen an, der sich über einen Teil der Stirn, den Nasenrücken, die Wangen mit Ausläufern

bis unter den Mund ausbreitete. Er wies nur noch eine schwache Lumineszenz in grünlich blauer

Farbe auf. Das Wasser perlte darüber, brach das Licht in sinnverwirrender Art und Weise.
    »Du bist auch ein Überbleibsel aus längst vergangenen Zeiten«, sagte Saedelaere zu seinem

Spiegelbild.
    Er trocknete das Gesicht mit einem Handtuch. Dann setzte er die Maske wieder auf.
    Saedelaere wollte die Nasszelle gerade verlassen, als er ein leises Ticken vernahm. Er

stutzte, vermochte das Geräusch nicht sofort zuzuordnen.
    Endlich fiel der Galax. Er öffnete die Brusttasche seines SERUNS und nahm die kleine goldene

Taschenuhr hervor, die ihm das Kaninchen geschenkt hatte. Es war seltsam, dieses Objekt außerhalb

der LEUCHTKRAFT - in der realen Welt - zu sehen.
    Saedelaere hob die Uhr zum rechten Ohr, aber sie tickte nicht. Hatte er sich das Ticken nur

eingebildet?
    Er steckte sie wieder ein und ging zurück in das größte Zimmer der gemeinsamen Suite.
    Verspielte Plastiken und wandhohe Fresken verliehen dem Raum einen prachtvollen Eindruck. Das

Panoramafenster bot einen phantastischen Ausblick über die Theaterstadt. Eroin Blitzer stand

unbeweglich mitten im Raum.
    Den natürlichen Lebensraum des Androiden bildete die LEUCHTKRAFT. Außerhalb des

Kosmokratenraumschiffes oder dessen Beiboot hatte Saedelaere den Winzling zuletzt in den Straßen

Terranias gesehen. In diesem kunstvoll eingerichteten Salon wirkte er fehl und deplatziert wie

...
    Ja, was? Ein Terraner in einem Anzug der Vernichtung?
    »Wir müssen miteinander sprechen«, sagte der Zwergandroide.
    »Worüber willst du sprechen?«
    »Etwas stimmt hier nicht, Alraska.«
    Saedelaere nickte. »Dieses Gefühl habe ich auch. Aber bisher habe ich noch nicht

herausgefunden, woran das liegt. Hast du eine bestimmte Entdeckung gemacht?«
    »Sie behaupten, dass die LEUCHTKRAFT bereits in diesem System war, obwohl keine solchen Daten

gespeichert sind«, begann Blitzer. »Der Direktor will mich schon einmal gesehen haben, obwohl das

nicht sein kann. Und diese ... Vetri sagt, Frau Samburi wäre nichts Besonderes!«
    Der Maskenträger lächelte mitleidig. Er wollte Eroin Blitzer bereits darauf hinweisen, dass

die von ihm angeführten Gründe mehr über den Zwergandroiden selbst als über die Theaterleitung

oder Situation im System aussagte.
    Saedelaere ließ es bleiben. Er wollte dem Kleinen nicht noch mehr Qualen bereiten.
    Stattdessen sagte er: »Seit wir auf dem Planeten gelandet sind, fühle ich etwas in mir,

das ich mir nicht ganz erklären kann. Zudem löste unsere Betreuerin Vetri in mir ... Emotionen aus, die ich ebenfalls nicht nachzuvollziehen vermag.«
    Es fühlte sich für Saedelaere seltsam an, dem Kunstgeschöpf von seinen Gefühlen zu

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