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2578 - Das mahnende Schauspiel

2578 - Das mahnende Schauspiel

Titel: 2578 - Das mahnende Schauspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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drückte den Becher in Dranats Hand.
    »Das wird deine Stimmung wieder heben, mein Freund.«
    Gommrich Dranat hob die Schultern. »Das Missgebilde ist es nicht wert«, brummte der Mime.

Ruckartig wandte er sich um und tauchte in der Besuchermenge unter.
    Alaska Saedelaere, dessen Hand immer noch auf der Schulter des Zwergandroiden ruhte, beugte

sich zu seinem Kompagnon hinunter. »Geht es?«
    Eroin Blitzers Mundwinkel zuckten unablässig. Mit glasigen Kinderaugen blickte er auf die

Stelle, an der Dranat verschwunden war.
    Saedelaere fragte sich, was in dem kleinen Wesen gerade vorging. Wenn Dranat mit seiner

Bemerkung über einen Vorgänger Eroin Blitzers ins Schwarze getroffen hatte, könnte dies

bedeuten, dass jener weder gelogen hatte noch unter Gedächtnisverlust litt und sich tatsächlich

nie zuvor in diesem System aufgehalten hatte.
    »Ich entschuldige mich für meinen Kollegen«, sagte Orsen Tafalla. »Gommrich ist ein großer

Künstler. Er identifiziert sich bisweilen aber etwas sehr stark mit seiner Rolle. Wie ihr wisst,

verkörpert er den Hofnarren, der äußerst schlecht auf die Gesandten der Hohen Mächte zu sprechen

ist. Ich hoffe, ihr habt nun keinen schlechten Eindruck von uns. Wir schätzen jeden, der sich für

das mahnende Schauspiel interessiert; ungeachtet seiner Herkunft.«
    Alaska Saedelaere richtete sich auf. »Ich denke nicht schlecht von dir oder deinem Kollegen«,

formulierte er sorgfältig. »Aber seine Bemerkung hat mich neugierig gemacht. Er hat Eroins

Vorgänger erwähnt. Was weiß Gommrich Dranat über die LEUCHTKRAFT und ihre Besatzung, namentlich

Samburi Yura, ihre wahre Kommandantin?«
    Tafalla legte seine ringbewehrte Hand auf Saedelaeres Schulter, zog den Maskenträger nahe an

sich heran. »Gommrich erinnert sich sehr gut an den Besuch der Kosmokratenbeauftragten«, sagte er

leise, während seine Blicke durch die Öffnungen der Maske Saedelaeres Augen suchte. »Es ging um

das Reich der Harmonie und die Ereignisse, die zu seinem Untergang führten. Ich kann mich

ebenfalls daran erinnern - als ob es gestern gewesen wäre.«
    Saedelaere spürte, wie ein kalter Schauer durch seinen Körper rieselte. Im Nacken bildete sich

eine Gänsehaut.
    Er suchte Vetris Blick. Ihre Betreuerin hatte alles mitbekommen. Sie wirkte, als ginge sie das

Ganze nichts an. Hatte sie ihn die ganze Zeit über angelogen?
    Der Terraner sah wieder den Mimen an. »Erzähl mir alles über diesen Besuch.«
    Tafallas Miene verzog sich zu einer bedauernden Grimasse. »Bitte hab Verständnis, mein Freund,

dass ich dafür jetzt keine Zeit habe. Die Vorstellung steht unmittelbar bevor. Wenn wir darüber

sprechen, sollten wir dies ausführlich tun. Ich verspreche dir, dass ich nach dem Schauspiel all

deine Fragen so ausführlich wie möglich beantworten werde, Alaska.«
    Saedelaere stimmte sofort zu.
    *
    (Der Kanzler spaziert mit der Prinzessin am Ufer des Sees entlang)
    KANZLER: »Welch wunderbarer Tag! Seht nur, wie friedlich der See zu unseren

Füßen ruht.«
    PRINZESSIN: »Den Frieden wollt Ihr sehen? Fehlt Euch das Auge, um die Schatten

zu erkennen, die unsere Heimat bedrohen? Zwei Sonnen erhellen die Welt und sind doch machtlos

gegen die Falten der Dunkelheit, die das Bild verzerren, pervertieren.«
    KANZLER: »Aber habt Ihr nicht den Worten des Boten gelauscht, Eure Erhabenheit?

Die Hohen Mächte offerieren uns den Samen, den wir pflanzen können. Der Bote hat mir Bilder

gezeigt von der Zukunft. Von blühenden Landschaften.«
    PRINZESSIN: »Gewiss habe ich die Worte des Boten gehört. Er schien die Wahrheit

zu sprechen.«
    KANZLER: »Das Reich der Harmonie war stets in den Mantel des Glücks gekleidet.

Wie Kinder haben wir gelebt, unbewusst der Gefahren, die sich einem einzelnen Staat eröffnen

können, der nicht eingebettet ist in einer Allianz der Zuversicht.«
    PRINZESSIN: »Das Reich der Harmonie war sich stets genug. Unser Werkzeug hieß

Gleichklang, der Lohn dafür Frieden.«
    KANZLER: »Mancher nannte unsere Haltung auch Egoismus und Arroganz! Wenn wir

unsere Stärken nicht nur zum eigenen Wohl, sondern für alle Völker einsetzen, streuen wir das

Glück, das wir bisher habgierig gehütet haben.«
    PRINZESSIN: »Viele Völker bergen auch viele Gefahren!«
    KANZLER, begeistert: »Sprecht nicht von den Gefahren, Holde. Sprecht von den

Möglichkeiten! Die Völker haben ihre Differenzen beigelegt, sie arbeiten Hand in Hand, Schulter

an Schulter,

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