2584 - Der Okrivar und das Schicksal
ist ein Unsterblicher. Er ist kein gewöhnliches Wesen wie wir!«
»Lashan es nicht glauben will. Aber Vastrear nicht, wie Lashan es sich wünscht. Vastrear wird umbringen Lashan, früher oder später. Es denn sei ... «
»Es sei denn was?«
»Lashan Vastrear zuvorkommt.«
»Du willst, dass ich einen Mord begehe?« Farbe schoss in das Gesicht des Ator, es wurde dunkelgrün.
»Nicht Mord, präventive Tat.«
»Verdreh nicht die Worte! Ich soll Vastrear umbringen?«
»Lashan muss. Sonst Lashan sterben.«
»Aber ... aber was würde es mir schon nützen? Der Mord an einem Vatrox wird nicht ungesühnt bleiben.«
»Wenn Mord als Mord erkannt wird, ja. Aber was, wenn Mord wirkt wie Unglück?«
Der Genetiker machte einen Schritt zurück. Er taumelte. Sein Blick wanderte über das Labor. Tastend, als müsse er sich versichern, dass es weiterhin Bestand habe, dass er weiterhin Boden unter den Füßen hatte.
»Wie soll das gehen?«, fragte Lashan.
»Vastrear hat verlangt neue Demonstration für morgen?«
»Ja.«
»Lashan erneut Vastrear gewarnt hat, dass zu früh?«
»Ja.«
»Dann niemand sich wundern wird, wenn Unglück geschieht. Nur diesmal nicht Klon ist, der stirbt ...« Kruuper beendete den Satz nicht. Er hob den Arm, zeigte auf ein Chronometer an der Wand. »Kruuper gehen muss. Sinnafoch wartet. Kruuper sehen Lashan morgen bei Demonstration?«
*
Kruuper fand Bhustrin wieder in der Aussichtskuppel. Der Okrivar hatte es nicht anders erwartet.
Bhustrin hatte auf eine eigene Kabine verzichtet. Er schlief entweder an der Seite seines Herren in Vastrears Kabine oder hielt sich in dieser Kuppel auf, die über die erhabene Struktur von TZA'HANATH hinweg ins All blickte.
Was zog die Kriegsordonnanz an diesen Ort?
Es gab nur eine Antwort: In Bhustrin, der sich ruppig und unnahbar gab, musste eine Sehnsucht brennen. Nach der Ferne. Nach einer anderen, besseren Existenz.
Unter anderen Umständen hätten er und Bhustrin vielleicht Gefährten werden können, aber nicht unter den Vatrox. Die Kriegsordonnanz und er, sie beide waren Werkzeuge, es verband sie weit mehr, als sie trennte - und dennoch waren sie dazu verurteilt, in Einsamkeit zu leiden. Es gab keine Möglichkeit, die Kluft zu überbrücken, die sie trennte.
Kruuper blieb nur, nach sich selbst zu sehen.
»Du schon wieder!« Bhustrin sprach ihn an, bevor Kruuper es tat. »Erzähl mir ja kein Märchen davon, Okrivar, dass du zufällig in diese Kuppel gekommen bist, um den Ausblick zu genießen!«
»Kruuper es sich wünschte. Es aber nicht so ist. Kruuper gekommen ist, um zu fragen, ob Bhustrin nachgedacht über Unterhaltung von gestern mit Kruuper?«
»Ja.«
»Und?«
»Es ist grotesk!« Bhustrins Herz pumpte einen Schwall Blut so hart durch die Adern, dass sie sich weiteten. »Deine Gedanken sind so wirr wie deine Sprache, Okrivar. Lass mich gefälligst in Ruhe!«
»Das letztes Wort von Bhustrin das ist?«
»Ja! Habe ich mich nicht klar ausgedrückt?« Die Kriegsordonnanz wandte sich ab, richtete den Blick demonstrativ nach draußen. Es war eine nahezu universelle Geste unter zweiäugigen Wesen. Kruuper hatte lange gebraucht, um sich daran zu gewöhnen. Okrivar hatten drei Augen und verfügten damit jederzeit über komplette Rundumsicht. Die Vorstellung, »wegsehen« zu können, erschien ihm absurd.
Bhustrin wollte ihn nicht mehr sehen. Aber er musste ihm zuhören.
»Wie Bhustrin will«, sagte Kruuper leise. »Es traurig ist, dass Bhustrin damit entgehen lebenswichtige neue Informationen.«
Die Kriegsordonnanz wirbelte herum, als hätte Kruuper versucht, ihm ein Messer in den Rücken zu stoßen. »Was für Informationen?«
»Bhustrins Herr nur noch zu leben haben wenige Stunden. Sinnafoch beschlossen hat, Vastrear zu liquidieren.«
Das Herz der Kriegsordonnanz zuckte. »Das würde Sinnafoch niemals wagen! VATROX-DAAG persönlich hat ihm Vastrear an die Seite gestellt!«
»Sinnafoch keine Rücksicht kennt, wenn Sinnafoch etwas will. Kruuper mehrfach Zeuge davon geworden ist. Und außerdem VATROX-DAAG sich zurückgezogen hat.«
»VATROX-DAAG wird zurückkehren! Er wird Sinnafoch zur Rechenschaft ziehen!«
»Nein. Sinnafoch zu klug ist dafür. Mord nicht offen geschehen werden. Sinnafoch inszeniert Unglück.«
»Wie will er das anstellen? Vastrear ist mindestens so klug wie Sinnafoch. Und in TZA'HANATH gibt es überall Zeugen!«
Kruuper ließ sich Zeit mit seiner Entgegnung. Er hatte Bhustrin am Haken. Also hieß es, ihn zappeln zu lassen.
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