2585 - Der Tanz der Vatrox
tiefer in die Hügel-Stadt. Nirgends war eine Bewegung auszumachen.
Vastrear dachte nach. Was jetzt? Voidular gehörte ihnen. Sie konnten damit anstellen, was sie wollten. Nur: Deshalb waren sie nicht hier. Sie waren weder als Eroberer noch als Zerstörer gekommen. Sie hatten kein Interesse an Voidur selbst, die Frequenz-Monarchie brauchte die Voidular. Was aber, wenn ein Volk sich dem Kontakt verwehrte?
Lough hielt auf einem großen Platz an. Mehrere miteinander verbundene Hügel säumten seinen Rand; die größten, die Vastrear bisher gesehen hatte. Ein Verwaltungszentrum, vielleicht sogar der Regierungssitz. Er würde ebenso verlassen sein wie der Rest der Stadt.
Lass dich nicht beirren!, meldete sich Vastrears Gedankenfreund. Du musst dieVoidular eben zu ihrem Glück zwingen!
Wie das, wenn ich nicht einmal eineneinzigen zu Augen bekomme?
Nur weil wir die Voidular nicht sehen,heißt das nicht, dass sie uns nicht sehen.
Und?
Zwing sie aus ihren Verstecken. Stellihnen ein Ultimatum. Gib ihnen einenTag, sich zu zeigen. Weigern sie sich, vernichte den äußersten Planeten des Systems. Weigern sie sich weiter, den zweitäußersten ... und so weiter.
Aber ... aber das wäre Mord!
Dazu wird es nicht kommen. Die Voidular werden nachgeben, du wirst sehen.
Und wenn nicht?
Wirst du tun, was du tun musst. AndereVölker werden genau registrieren, was geschieht. Sie werden einsichtiger sein alsdie Voidular. Auf lange Sicht wirst du damit unzählige Leben retten.
Vastrear vertraute seinem Gedankenfreund. Sein Urteil war so sicher wie das Loughs, aber die Induktivzelle war nie anmaßend zu ihm wie die Ordonnanz. Ja, ein Ultimatum war die Lösung. Die einzige Lösung. Er durfte sich nicht von kleinlichen moralischen Erwägungen in seiner Entscheidungsfreiheit einschränken lassen. Die Flotte setzte große Erwartungen in ihn, Vastrear. Er durfte sie nicht enttäuschen.
»Lough?«
»Ja?«
»Wir stellen den Voidular ein Ultimatum. Sie haben einen Tag, sich zu zeigen, dann ... «
Eine Stimme unterbrach ihn. »Ich glaube, das wird nicht nötig sein.«
Sie gehörte nicht der Ordonnanz.
Vastrear fuhr herum und sah zum ersten Mal Equarma Inalter.
*
Sie war eine Vatrox.
Sie leuchtete.
Die Frau trug einen Overall. Er lag eng an wie eine zweite Haut. Und er war durchsichtig wie die Haut der Ordonnanz. Doch die Haut der Frau war tiefschwarz.
Sie glänzte.
Über die Haut zogen sich Muster. Die Wirbel leuchteten sanft, wie die fernen Sterneninseln, die Vastrear manchmal vom Observatorium der KAPHSURN aus betrachtete und sich ausmalte, welche wundersamen Lebewesen sie wohl bevölkern mochten.
»Wer bist du?« Lough brüllte es.
Mit einem Satz war er zwischen Vastrear und der Frau, versperrte ihr den Weg zu dem Frequenzanwärter. Er hielt den Strahler auf sie gerichtet. Die Spitze des Laufs glühte rot. Die Waffe war entsichert.
»Equarma Inalter«, sagte die Frau. Ruhig, als bemerke sie die Bedrohung nicht.
Vielleicht war es so. Ihr Blick war fest auf Vastrear gerichtet. Ihre Augen waren groß und orange wie flammende Sonnen.
»Und wie kommst du hierher?«, brüllte Lough noch lauter. Die Ruhe Equarmas irritierte ihn zweifellos. Er war es gewohnt, dass man ihn fürchtete. Er war eine Ordonnanz. Manchmal, wenn er glaubte, dass Vastrear es nicht hörte, nannte er sich sogar stolz Kriegsordonnanz.
»Wie ihr. Mit einem Raumschiff. Nur einige Flüge vor euch, vermute ich.«
»Das ist unmöglich! Unser Verband ist der erste, der in das Voidur-System vorgestoßen ist!«
»Der erste der Frequenz-Monarchie«, entgegnete Equarma. »Die Voidular praktizieren bereits seit einigen Jahrzehnten die interstellare Raumfahrt. Ich bin mit einem ihrer Schiffe gekommen.«
Lough zielte weiter auf ihren Kopf. »Was machst du hier?«
»Ich lebe seit zwei Jahren auf Voidur - und was macht ihr hier?«
Die Ordonnanz ignorierte die Frage. »In den Aufzeichnungen der Flotte ist von keinen Vatrox auf Voidur die Rede!«
»Und?« Equarma neigte den Kopf, sah zum ersten Mal die Ordonnanz an. »Glaubst du etwa, in den Aufzeichnungen der Flotte alle Geheimnisse des Universums zu finden?«
»Du ... du ...!« Der Lauf der Waffe schwankte, als Lough vor Wut erbebte.
Vastrear beugte sich vor und legte eine Hand auf die Schulter der Ordonnanz. »Es ist gut. Steck den Strahler weg!«
Lough gehorchte. Sein Arm bewegte sich langsam, als traue die Ordonnanz ihren eigenen Sinnen nicht, aber ohne Widerspruch. Ohne eine Bemerkung zu machen.
Eine
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