Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
259 - Die Stunde der Wahrheit

259 - Die Stunde der Wahrheit

Titel: 259 - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
Vom Netzwerk:
Sicherheitsverwahrung.
    Die verloren geglaubte Stadt wurde nun regelmäßig von Hydriten der anderen Städte besucht. Noch gab es viel Misstrauen.
    Jar'nar rieb ihre Flossenhände in den dicken Mantelärmeln aneinander. Als man ihr mitgeteilt hatte, sie solle sich in das Fell von Robben kleiden, sobald sie an der Oberfläche war, hatte es sie geekelt. Inzwischen war sie mehr als dankbar für den zusätzlichen Schutz. Die fahle Sonne verbarg sich hinter Wolkenschleiern. Dieses Land kannte keine Gnade. Sein eisiges Herz schlug unerbittlich und tötete jeden, der es nicht ernst genug nahm.
    Gerne hätte Jar'nar sich mit den anderen sechs unterhalten, doch der eisige Wind machte jedes Gespräch zur Tortur. So hing sie weiter ihren Gedanken nach, während sie durch das Eis stapfte.
    Kontroversen und Spannungen , dachte die Hydritin mit dem orangeroten Flossenkamm unter der Kapuze. Das sind wohl die richtigen Wörter, um die derzeitige Lage zu beschreiben. Es gibt jede Menge Spannungen. Die Wahrheit ist bitter, doch bisher hat sie nicht zu größeren Unruhen geführt. Der Gilam'esh-Bund verfasst jede Woche eine Schrift, die durch die Städte geht. Und Gilam'esh selbst tut sein Bestes. Ein interessanter Hydrit.
    Jar'nar spürte eine plötzliche Wärme in sich. Sie hatte Gilam'esh vor wenigen Wochen gesehen, als er mit Quart'ol nach Hykton gekommen war. Sein Klonkörper war noch unglaublich jung, aber der Prophet hielt sich gut und sammelte viele Sympathien. Diese E'fah dagegen war eine Meeresplage. Doch die beiden waren unzertrennlich. Bedauerlich.
    Jar'nar gab ihrem Spähtrupp ein Zeichen, anzuhalten. Alle Hydriten zogen Mess- und Sichtgeräte hervor. Sie hob ein bionetisches Fernsichtglas und versuchte etwas zu erkennen. Alles um sie herum war Weiß in Weiß.
    Sie sah, wie Kal'tek seine vermummte Hand mit dem Messgerät hob und in eine Richtung wies. Ohne unnötige Worte stapfte der Trupp weiter über die Schneefläche. Sie gerieten in ein Feld, das sie teils bis zu den Hüften im Schnee einsinken ließ.
    Jar'nar wünschte sich die Hitze eines Schwarzen Rauchers. Die Kälte drang durch die dicke Schutzkleidung und ließ sie zittern. Dennoch stieg in ihr Erregung auf. Hatten sie endlich etwas gefunden?
    Unter einer dichten Decke aus Schnee und Eis stand etwas verborgen, das nicht hierher gehörte. Jar'nar gab Anweisung, die Gegenstände auszugraben, während sie mit Kal'tek die Umgebung absuchte.
    Ja, das ist es! , dachte sie erregt. Sie konnte bionetische Technik orten, auch wenn sie nicht aktiv war. Hier, direkt unter ihnen, musste die riesenhafte Anlage liegen.
    Es dauerte, bis die Hydriten die Gegenstände freigelegt hatten. Es waren Vorratsbehältnisse. Unberührt. Als sei ihr Besitzer nicht mehr dazu gekommen, sich ihrer zu bedienen.
    Was ist hier geschehen? Ob dieser Matthew Drax hier gewesen war, von dem Quart'ol berichtete? Die Behälter gehörten eindeutig den Menschen. Die Tornister der Hydriten sahen anders aus.
    »Sucht nach einem Eingang!«, ordnete die Hydritin an.
    Es dauerte nicht lange, bis sie fündig wurden. In einer Eisspalte unweit der Behälter entdeckten sie einen verschneiten Zugang, ein großes bionetisches Tor, das in das Innere der Anlage führte.
    Es gibt sie also wirklich, diese Anlage. Jar'nar erschauderte tief im Inneren. Allein die Existenz dieser gewaltigen Vernichtungsmaschine jagte ihr Furcht an.
    Das Tor stand offen. Sie traten in eine Schleusenkammer - und standen vor einem riesigen Kadaver. Ein Tier, seltsam in sich verdreht, zum größten Teil skelettiert, von der Kälte konserviert und die Reste kaum verrottet.
    »Bei Ei'don, was ist das?«, fragte ein Hydrit des Trupps.
    Jar'nar wusste es selbst nicht. Ein solches Geschöpf hatte sie noch nie gesehen. Entfernt erinnerte sie der Kopf an einen gigantischen Barsch.
    Sie zog sich den Mundschutz vom Gesicht. »Wir kümmern uns später darum. Es soll einen Koordinator im Zentrum der Anlage geben. Ihn müssen wir finden.«
    Sie drangen in verlassene Gänge ein. Hier drinnen war es Wärmer als draußen. Die Temperatur lag knapp über Null. Lebewesen konnten sie keine anmessen. Wohl aber organisches Material.
    Sie blieben stehen, als sie hinter der nächsten Biegung weitere Leichen auf dem Boden sahen.
    »Menschen!«, klackerte Kal'tek aufgeregt. »Ob dieser Matthew Drax auch darunter ist?«
    Jar'nar ging zügig auf den ersten Körper zu - eine zerschmetterte Frauenleiche. Ihr Kopf war abgerissen und besser erhalten als das monströse Tier

Weitere Kostenlose Bücher