259 - Die Stunde der Wahrheit
verzog ihre wulstigen Lippen. »Was sollte uns schon passieren? Gemeinsam besiegen wir jeden!«
Verwirrt und leicht amüsiert bemerkte der Wissenschaftler, dass Gilam'esh nach E'fahs Hand griff. »Äh… natürlich, Gilam'esh«, sagte er lahm. Anscheinend waren die Jugendkörper noch mitten in der Berrak, der so genannten Terrak-B-Phase. Quart'ol konnte sich gut entsinnen, wie sein jugendlicher Körper ihm am Anfang zu schaffen gemacht hatte und ihn noch heute zu den unmöglichsten Taten antreiben konnte. Dabei hatte er diese Phase schon seit über sechs Jahren hinter sich.
Das kann ja heiter werden , dachte er bei sich. Aber zumindest sind beide wohlauf. Und Gilam'esh wäre nicht Gilam'esh, wenn er sich nicht bald wieder fangen würde.
Gilam'esh sah interessiert zu den Rettungsquallen, aus denen eben die Mitglieder des Bundes ausgeladen wurden. Viele waren noch bewusstlos. Ein großer Pulk aus Hydriten sammelte sich um sie.
»Was ist das? Noch mehr Bundmitglieder?«
»Ja. Wir haben sie oben an der Waffenkuppel gestoppt. Sie wollten die Stadt vernichten. Deshalb haben diese beiden dort dich vermutlich auch entführt.« Quart'ol wies auf Mir'tar und Lar'az, die ebenfalls beide bewusstlos waren.
E'fahs Gesicht hellte sich auf. »Darum die Evakuierung! Wir waren unsicher, ob wir ihr folgen sollten oder nicht. Aber dann sahen wir die ersten bereits umkehren.«
Hinter Quart'ol schwammen Bel'ar und Ner'je heran. Die Hydritin des Städterates sah misstrauisch drein.
»Das ist also… Gilam'esh?«
Quart'ol suchte nach den richtigen Worten. »Ja, Ratsherrin Ner'je. Das sind Gilam'esh und E'fah.« Er wandte sich an Gilam'esh. »Das hier ist Ner'je aus Hykton. Sie ist bereit gewesen, mit mir nach Gilam'esh'gad zu kommen. Ich habe gehofft, mit ihrer Hilfe dem Gilam'esh-Bund Einhalt zu gebieten. Doch das wird jetzt nicht mehr nötig sein.«
Eben wurde Skorm'ak in die Mitte des Platzes zu den anderen gezogen. Er war wieder bei Bewusstsein und sah sich trotzig um. Sein Kopf war stolz erhoben.
Ner'je machte eine entschuldigende Geste gegenüber Gilam'esh. »Verzeiht, wenn ich jetzt keine Zeit habe, länger mit Euch zu reden. Wäre es möglich, Euch später zu kontaktieren?«
E'fah verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Die redet auch wie eine vom Rat. Sicher glaubt sie nicht, dass du du bist, Gila.«
Gilam'eshs Scheitelkamm verfärbte sich zustimmend. »Gerne, Ratsherrin. Wir können später sprechen. Kümmern wir uns zuerst um diese Verbrecher.« Seine kräftige Jugendstimme war im Wasser weithin zu hören.
»Verbrecher?«, fragte Skorm'ak dazwischen. Seine Stimme war ebenso laut. Sein Blick heftete sich hasserfüllt auf Gilam'esh.
Quart'ol rückte näher an den jugendlichen Propheten heran. Falls es Skorm'ak irgendwie gelang, seine Fesseln zu lösen, wollte er Gilam'esh beschützen. Auch E'fah stemmte ihre Hände in die Hüften und sah kampfbereit aus.
Auf dem Platz herrschte eine gespenstige Stille. Inzwischen waren an die achtzig Hydriten versammelt, sowie die Marsianer und Yann Haggard. Sie alle blickten auf die Mitte des Platzes.
Pozai'don schwamm vor. »Wie wir bereits über Funk mitteilten«, rief er laut durch das Wasser, »haben diese Hydriten dort versucht, unsere Stadt zu vernichten! Und nun behauptet dieser da, kein Verbrecher zu sein!«
Empörtes Geklacker wurde laut. Quart'ol sah den ein oder anderen Dreizack aufblitzen. Die Verwachsenen wirkten wie ein finsteres, zu allem entschlossenes Heer.
Pozai'don badete sich in ihrer Aufmerksamkeit. »Diese Hydriten gehören dem Gilam'esh-Bund an. Sie kommen von außerhalb! Aber nicht alle Hydriten von draußen wollen den Untergang dieser Stadt. Wie Quart'ol uns schon sagte, gibt es einige, die keine Angst vor der Wahrheit um die Vergangenheit der Hydriten haben! Eine von diesen ist heute hier! Ihr Name ist Ner'je. Sie ist eine Repräsentantin des Städtebundes aus Hykton!«
Wieder gab es Geklacker. Der Name Hykton war allen ein Begriff. Längst hatten sie mit Quart'ols Hilfe herausgefunden, wo noch Hydriten lebten, und sich Gedanken gemacht, wie man dort wohl auf sie und ihre düstere Geschichte reagieren würde.
»Wir haben also Hoffnung«, fuhr Pozai'don weiter fort, »dass dies der Tag eines neuen Anfangs wird! Ich erteile hiermit das Wort an die Rätin Ner'je und bedanke mich im Namen meines Volkes, dass sie sich die Mühe gemacht hat, den weiten und gefährlichen Weg in die vergessene Stadt der Hydriten anzutreten. Möge sie Gilam'esh'gad dem
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