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2595 - Wanderer am Scheideweg

2595 - Wanderer am Scheideweg

Titel: 2595 - Wanderer am Scheideweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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auf das PARALOX-ARSENAL zu. Es war ein Anblick, der angesichts der Größenverhältnisse kaum verständlich war. Der Riesendiamant, nur dank der überlegenen Ortungsgeräte der Silberkugel erfassbar, würde in einer Minute verschwinden.
    »Euer Einsatz ist beendet!«, meldete Rhodan den Piloten der Silberkugeln. »Wir fliegen dem ARSENAL hinterher. Wir geben ihm sozusagen Geleitschutz.«
    Icho Tolot bestätigte, nach ihm die anderen Piloten. Sie hatten ausgezeichnete Arbeit geleistet. Nun kam es darauf an, letzte Risiken zu minimieren.
    »Kurs Tryortan-Schlund!«, befahl Rhodan. »Wir gehen als Nachhut durch das Transportfeld.«
    Der Druck, den VATROX-VAMU ausübte, hatte während der letzten Minuten nachgelassen. Akzeptierte die Wesenheit ihre Niederlage? Verstand sie überhaupt, was in diesen Minuten vor sich ging? Oder holte sie bloß Atem, um selbst in den Bereich kaum erfassbarer hyperenergetischer Phänomene vorzudringen und ihre Existenz zu riskieren?
    Der aufklaffende Tryortan-Trichter stülpte sich über das ARSENAL. Er bewegte sich quälend langsam. Vorsichtig, tastend. So als müsste er von der Psi-Materie »kosten« und feststellen, ob er in der Lage war, den Riesendiamant in sich aufzunehmen.
    »Alles geht gut, alles geht gut«, sagte Mondra gebetsmühlenartig. »Gleich ist es geschafft.«
    Die schwarzen Aufrisse im dunkelroten Energietrichter wurden mehr. Sie verästelten sich wie Sprünge in Glas, zerfaserten das Gebilde.
    »Das gefällt mir gar nicht«, murmelte Lloyd/Tschubai.
    »Kannst du etwas fühlen?«, fragte Rhodan.
    »Ich verstehe nicht, was du meinst«, gab sich der Konzept-Mutant distanziert.
    »Impulse von VATROX-VAMU. Oder Hinweise darauf, was sich nahe des Tryortan-Trichters tut.«
    »Ich spüre lediglich ein indifferentes Hintergrundrauschen, das von dem Geisteswesen ausgeht. Meiner Meinung nach hält es sich bewusst zurück. Es ist, als wollte es nicht einmal mit seinen Gedanken ins Innere dieses energetischen Chaosbereichs vordringen. Und was den Trichter betrifft - die Strahlung bereitet mir Unbehagen. Und es wird mit jeder Sekunde größer.«
    Die sensiblen Sinne der beiden Mutanten, die sich gemeinsam einen Körper teilten, mussten unter den besonderen Bedingungen in diesem Gebiet besonders leiden. Die Abschirmung durch MIKRU- JON mochte ihren Leidensdruck ein wenig lindern; doch gewiss war der Ausflug in dieses Gebiet des hyperenergetischen Chaos nur schwer für sie zu verkraften.
    »Es wird knapp«, meldete sich Piet Rawland. »Ich kann den Trichter kaum noch stabilisieren. Er reagiert auf die Psi-Materie. Die Prozesse der Interaktion sind schwer zu kontrollieren.«
    Der Pilot wirkte müde und erschöpft. Mit fahrigen Bewegungen strich er das fettige Haar unter seinen Hut.
    Der Trichter hatte sich mittlerweile zu nahezu 80 Prozent über das ARSENAL gestülpt. Es konnte sich nur noch um Sekunden handeln, bis die verstofflichte Psi-Materie versetzt und damit dem Zugriff VATROX-VAMUS entzogen wurde.
    Die schwarzen Aufrisse wurden mehr und mehr. Sie fluteten das Dunkelrot, zersprengten es, zerbröselten es. Rhodan drückte die Daumen. Schweiß stand auf seiner Stirn.
    Die Schwärze bekämpfte das Rot - und verdrängte es letztlich. Die energetische Masse des Schlundes schien sich zu verhärten, um sich in einem einzigen, kaum messbaren Augenblick aufzulösen. Zu explodieren. In einer Stichflamme verging der Tryortan-Schlund, vergingen all ihre Hoffnungen.
    Auf den Holo-Schirmen zeigten sich die Umrisse des zurückgebliebenen PARALOX-ARSENALS. Der Riesenkristall wirkte, als könnte er jeden Augenblick zerbersten und die in ihm gebündelte Energie freilassen.
    Dann kehrte Schwärze in MIKRU- JONS Zentrale ein. Ein Brummen, das aus den unteren Segmenten des Schiffs drang, gewann immer mehr an Lautstärke, der Boden unter ihren Füßen begann zu vibrieren. Statische Entladungen fanden statt, bläuliche Elmsfeuer, in der Dunkelheit gut sichtbar, wanderten über Bedienungspulte und die von seltsamen Ornamenten geprägten Wände.
    »Perry!« Mikru verging in einem Funkengestöber, einen letzten, verzweifelten Schrei ausstoßend, und der Boden unter ihren Füßen drohte sich in einem Nichts aufzulösen.
    Er tastete nach Mondras Hand. Sie erwiderte seinen Druck und lehnte sich an ihn. Rhodan fühlte ihre Wärme und ihre Zuneigung, und er war unendlich dankbar für ihre Nähe in diesen Sekunden, da alles Leben endete.

10.
    Pral
     
    Eine zweite Kugel entstand über Wanderer. Interessiert sah

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