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2596 - Requiem für das Solsystem

2596 - Requiem für das Solsystem

Titel: 2596 - Requiem für das Solsystem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Beine sind zu schwer, als dass ich ihm folgen könnte. Erst als er an der Tür stehen bleibt und mich verwundert ansieht, quäle ich mich auf die Füße und folge ihm.
    Wer ich bin? - Ich bin keine Ehefrau mehr, aber noch immer eine Mutter.
    Und ich bin keine Neu-Globistin.

6.
    Reginald Bull
     
    Bully schaute auf die Zeitanzeige. 4.58 Uhr. Er hatte kaum gemerkt, dass bereits der 10. Mai angebrochen war, obwohl es schon fast fünf Stunden her war.
    Ein weiterer Tag im Countdown des Solsystems?
    Oder vielleicht sogar der letzte?
    Irgendwann hatte es ja so weit kommen müssen. Wie oft hatten sie Terra in letzter Sekunde gerettet? Zehnmal? Hundertmal?
    Er eilte durch die Korridore in der JULES VERNE-1, die Professor Utaran Kook, dem Siganesen, als Basis für seine wissenschaftlichen Forschungen diente. Kook bekleidete nicht nur den Rang eines Chefwissenschaftlers, sondern auch den eines Oberstleutnants.
    Er hatte einige militärische Erfahrung gesammelt, was sich in der Art widerspiegelte, wie er die Bemühungen der Haupt-Forschungszentren koordinierte. Er führte seine Zuarbeiter, wie er sie nannte, in der Waringer-Akademie, der Universität von Terrania, dem Terrania Institute of Technology und dem Volcan-Center auf Merkur mit eiserner Hand.
    Ein Schott öffnete sich zischend vor Terras Verteidigungsminister, und Bully trat hindurch, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern.
    Kook erwartete ihn bereits. Der Siganese schwebte auf einer kleinen Plattform vor einem Eingabepult, das auf eine der in der JULES VERNE üblichen, für Kook viel zu großen Arbeitsstationen montiert worden war. Er trug nicht seine Uniform, sondern einen roten Einteiler, der stark mit der dunkelgrünen Haut kontrastierte.
    Offenbar bemerkte der Siganese Bullys Blick. »Ich kann mich so besser konzentrieren, wenn es um wirklich wichtige Dinge geht. Und wenn je etwas wichtig war, dann jetzt.«
    »Es ist mir ... «
    »Schon gut. Kommen wir zur Sache.« So klein Kook auch sein mochte, beherrschte er mit seiner Ausstrahlung doch den kompletten Raum.
    Am unteren Rand der Schwebeplattform bewegten sich einige Roboterarme anscheinend selbstständig. Etliche Holos bauten sich auf.
    Jedes zeigte einen Wissenschaftler - in zwei Fällen handelte es sich um Frauen.
    »Nachdem nun die heiße Phase des Experiments beginnt«, sagte Uturan Kook, »habe ich mir erlaubt, eine Konferenzschaltung zu allen relevanten Forschungseinrichtungen zu schalten. Wenn ihr die Frequenzen akzeptiert, könnt ihr euch auch gegenseitig sehen, nicht nur mich.«
    Die Holos wanderten ein wenig, bis ein Kreis entstand, der nur an einer Stelle offen blieb. Diesen Platz füllte Bully.
    Kook setzte sich auf einen winzigen Sessel auf der Plattform. »Trotz der beschränkten Menge an CV-Embinium und des Beschlusses, keinen Nachschub zu besorgen, können wir mit einem Versuch beginnen.«
    Bully überlegte kurz, ob er wider- sprechen und klarstellen sollte, warum der Beschluss, keinen Nachschub zu besorgen, gefällt worden war - wobei diese Wortwahl in die Irre führte. Doch er entschied sich dagegen. Zum einen war dies nicht die Zeit für kleinliche Diskussionen, zum anderen wussten es ohnehin alle, daran zweifelte er nicht.
    Der Siganese drückte einen Knopf an der Armlehne seines Sessels. Ein Fach klappte auf, aus dem sich eine kaum zwei Zentimeter große, bauchige Karaffe schob. »An Bord der JV-1 befinden sich exakt hundert modifizierte Salkrit-Resonatoren.«
    Er griff nach der Karaffe, die für ihn ein geradezu riesiges Behältnis war und hob sie hoch. »Wir werden das CV-Embinium in wenigen Minuten am Feuerauge zum Einsatz bringen! Um zu demonstrieren, was geschehen wird, seht euch diese Karaffe an!«
    Kook schwenkte sie. Eine dunkle Flüssigkeit füllte sie bis zur Hälfte. »Dies ist das Feuerauge. Der Wein darin ist die instabile Psi-Materie. Sie tritt nicht aus, weil das Feuerauge sie umschließt. Genau genommen besteht unser Problem nicht im Feuerauge, sondern in der Psi-Materie in seinem Zentrum. Sozusagen nicht in der Karaffe, sondern in dem Wein. Wenn der Wein aus der Karaffe austritt, bedeutet dies für uns alle das Ende.«
    Er drehte die Hand, stellte das Behältnis damit auf den Kopf - nur der Korken am Flaschenhals verhinderte, dass der Wein auslief.
    »Das Feuerauge, so sonderbar es klingt, bildet für uns einen gewissen Schutz. Wie das Glas der Karaffe.«
    Der Siganese drehte die Flasche wieder und löste den Korken.
    »Nun könnte der Wein austreten, doch exakt hier setzen

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