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2596 - Requiem für das Solsystem

2596 - Requiem für das Solsystem

Titel: 2596 - Requiem für das Solsystem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Haus. »Zumindest hoffe ich das!«
    Gucky hob den Siganesen von seiner Schulter. »Ich überlasse alles Weitere euch. Shaun, du erlaubst, dass ich mich umsehe?«
    Der Terraner machte eine umfassende Bewegung mit der Hand. »Wer bin ich, dass ich es dir verbieten könnte, selbst wenn ich es wollte? Selbstverständlich! Als Multimutant kannst du uns außerdem sicher unterstützen.«
    In seiner Stimme klang Hoffnung mit, die Gucky jedoch im Keim ersticken musste. »Ich bin nur für kurze Zeit auf Terra und muss zurück nach Talanis. Vielleicht verbinde ich mich dort mit dem Parablock. Oder ich gehe auf eine andere Mission.« Erneut dachte er an Atlan und daran, dass er tatsächlich schnellstmöglich zurückkehren musste. »Henrike, Professor ... ich teleportiere in wenigen Minuten zurück in die ACHILLES. Doch wir sehen uns wieder.«
    »Hoffentlich!«, knurrte der Siganese.
    »Das werden wir«, sagte die Erste Terranerin zuversichtlich.
    Damit wandte sich der Ilt ab und teleportierte zum Rand der Plane.
    Weißgraue Leichensäcke.
    Viel zu viele.
    Ein Roboter kam auf ihn zu, ein einfaches unelegantes Modell.
    Gucky teleportierte erneut, diesmal an den oberen Rand der Tribüne. Von dort aus bot sich ihm ein guter Überblick.
    Es gab kaum Lücken in der Reihe der Neo-Globisten. Eine offenbar nahezu perfekte Organisation im Hintergrund hatte sie wieder aufgefüllt. Der Mausbiber erschrak selbst darüber, wie nüchtern dieser Gedanke klang.
    Man konnte den Platz eines Toten nicht einfach wieder auffüllen. Nicht, wenn man sich vor Augen hielt, dass ein Leben zu Ende gegangen war. Ein Globist erfüllte nicht nur eine Funktion ... Er war ein Mensch. Und jeder
    Tote zog Kreise, bei den Freunden, bei der Familie.
    Der Mausbiber klinkte sich kurz ein in den Parablock, fühlte die Stärke und Entschlossenheit.
    Und gleichzeitig die entsetzliche Schwäche.
    Sie alle taumelten am Rand des Abgrunds.
    Gucky sprang in die ACHILLES und gab den Befehl, durch die Nebelkuppel zurück nach Talanis zu fliegen.
    Ich bin ...
    Ich bin kein Neu-Globist.
    Nein, nein und nochmals nein!
    Und ich wünschte, mein Mann wäre ebenfalls keiner gewesen. Denn jetzt ist er tot, und es tut so weh.
    Ich sitze vor dem Fenster und starre hinaus. Die Sonne scheint, und ich höre das Zwitschern von Vögeln. Mir ist nie aufgefallen, wie laut es ist und wie schön es klingt. Aber das will ich nicht. Ich will nichts Schönes, Freundliches oder Helles.
    Es ist so ungerecht, dass die Welt sich einfach weiterdreht, als wäre nichts geschehen. Wie kann es sein, dass auch morgen wieder die Sonne aufgehen wird, dass Wolken über den Himmel ziehen werden, dass Menschen dort draußen ihrer Wege gehen?
    Meine Lippe schmerzt. Ich kaue oft darauf, eine dumme Angewohnheit. Als ich die Nachricht vom Tod meines Mannes im Magellan-Stadion erhielt, habe ich zu fest zugebissen. Seitdem nestle ich mich den Fingern wieder und wieder an der Wunde. Wahrscheinlich wird sie sich entzünden.
    Mir doch egal.
    Es wird langsam dunkel. Oder was man so dunkel nennt in Atlan Village. Hinter dem Park leuchten die Millionen Lichter der Zivilisation, wie üblich. Jedes steht für eine Wohnung in einem Haus oder eine Straßenleuchte oder ein Restaurant oder ...
    ... mir doch egal.
    »Mami?«
    Ich schließe die Augen.
    Erigk tapst auf mich zu. Ich habe gar nicht gehört, wie er die Tür geöffnet hat. Meine Schwester hatte ihn ins Bett gebracht. Ich dachte, er schläft schon. Hatte er auch, stimmt, aber scheinbar ist er wieder mal wach geworden.
    »Mami?«
    Er bleibt vor mir stehen, zupft an meinem Hosenbein, weil ich mich nicht zu ihm umdrehe.
    Eine einzige rasche Bewegung genügt, eine Ohrfeige, und er fällt hin, rappelt sich wieder auf und rennt heulend in sein Zimmer zurück. Ich habe endlich meine Ruhe und kann weiter aus dem Fenster starren.
    Reiß dich zusammen!
    Ich schlage nicht zu, obwohl ich es fast getan hätte. »Was ist, mein Lieber?«
    »Isse Papp?«
    Isse Papp - wo ist denn mein Vater?
    »Du weißt doch, mein Schatz, er kommt erst mal nicht zurück.«
    »Nimmi liep?« Hat er mich nicht mehr lieb?
    »Doch.« Eine Träne platscht von meinem Kinn auf den Boden. Ich habe mich zu dem Kleinen vorgebeugt. »Doch, Papa hat dich noch lieb. Er kann nur nicht kommen. Obwohl er es bestimmt gern würde.«
    Erigk grinst mich an, und sein Kindergesichtchen strahlt. »Bestimmt komme bald!«, sagt er altklug.
    »Bestimmt«, lüge ich mein Kind an.
    Er tappt wieder zurück in Richtung Bett. Meine

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