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2596 - Requiem für das Solsystem

2596 - Requiem für das Solsystem

Titel: 2596 - Requiem für das Solsystem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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sagte er. »Fragt sich nur, ob das kühn bis verwegen ... oder schlicht irrsinnig ist.«
    *
    Sieben der verbliebenen Altmutanten hatten sich aus dem Parablock unter der energetischen Schutzkuppel gelöst und standen nun in der Zentrale der ATLANTIS.
    Sie bildeten einen Kreis um Atlan und Gucky: Kitai Ishibashi, Tako Kakuta, Ralf Marten, Andre Noir, Son Okura, Wuriu Sengu und Tama Yokida.
    »Ihr wisst, worauf ihr euch einlasst?«, fragte Atlan.
    Der kleine Asiat Tako Kakuta zeigte ein stereotypes Lächeln. »Wir kennen den Plan und sind bereit, die Risiken zu tragen.«
    Auch Gucky war inzwischen eingeweiht. Wegen der Hyperkälte auf ES' Kunstwelt Wanderer waren er selbst und Atlan dank ihrer Zellaktivatoren wohl die einzigen Personen, die einen Besuch dort überleben konnten.
    Sehr zum Verdruss der übrigen Besatzung der ATLANTIS kamen also nur der Mausbiber und der Arkonide als Einsatzteam infrage. Hilfe wollten sie sich jedoch auf ungewöhnliche Weise suchen; indem die Altmutanten sie auf ganz besondere Art begleiteten und unterstützten.
    »Dann beginnen wir«, forderte Atlan.
    »Es gibt keinen Grund, länger zu zögern«, stimmte Tako Kakuta zu. Im nächsten Augenblick verwehte sein Körper wie ein Nebelstreif im Wind.
    Gleichzeitig fühlte Gucky, wie sich etwas seinem Geist näherte. Oder besser gesagt: jemand. Es war das Bewusstsein, die Essenz des japanischen Mutanten, der soeben vor seinen Augen verschwunden war.
    In derselben Sekunde lösten auch die anderen ES-Mutanten ihre Projektionskörper auf. Einen Augenblick lang waberten die Konturen, schienen zu zerfließen und durchscheinend zu werden.
    »Ich spüre sie«, sagte Atlan.
    Gucky nickte nur. Er wusste nicht genau, was sein Freund empfand; bei ihm jedoch schlugen alle Psi-Sinne an. Er fühlte die Gegenwart der fremden Bewusstseine so deutlich, als würden sie körperlich direkt vor ihm stehen. Nein, er nahm sie weitaus intensiver wahr, denn ihre Präsenz verstärkte sich ungemein.
    Die sieben Altmutanten verschmolzen miteinander und koppelten sich an den Mausbiber und den Arkoniden an.
    Der Vorgang ähnelte dem, mit dem Ras Tschubai und Fellmer Lloyd seit ihrer Rückkehr aus dem Bewusstseinspool der Superintelligenz von sich reden gemacht hatten - die sieben verschmolzen zu einem Konzept. Bildete es sich im Falle von Tschubai/Lloyd aus zwei Bewusstseinen, so war das aktuelle Konzept noch ungleich mächtiger.
    Gucky musste sich innerlich abschotten, um einen klaren Kopf behalten zu können und nicht von der Geistesmacht überwältigt zu werden. So erkannte er nicht genau, wie und wo sich die Altmutanten vereinten. Eins jedoch stand fest - sie hatten die relative Sicherheit und Stabilität ihrer Projektionskörper aufgegeben und waren nun mit Atlan und Gucky verbunden.
    Genau darin bestand auch das Risiko für die ES-Mutanten. Je weiter sie sich von der Superintelligenz entfernten, umso schwächer wurde die Verbindung, die sie letztlich am Leben hielt. Die Gefahr, einfach zu verlöschen, wie es so vielen Freunden bereits geschehen war, nahm ständig zu.
    »Wanderer, wir kommen«, rief der Mausbiber.
    *
    Guckys Gehirn gefror in Schnee und Eis.
    Es existierte nur Kälte, und das nicht nur auf der körperlichen Ebene, die ohnehin vom SERUN abgefangen wurde. Der Mausbiber spürte, wie sich die Hyperkälte über seine Psi-Sinne in seinen Verstand fraß. Doch es gab keinen anderen Weg, als dies alles zu ertragen.
    Seine Nervenbahnen erstarrten, sein Blut kühlte ab. Das Herz verwandelte sich in einen Klumpen aus Eis.
    »Atlan«, sagte er.
    Der Arkonide ging neben ihm, er bildete einen schreiend bunten Fleck im ewigen, eintönigen Weiß und Grau des tobenden Wintersturms. Es raschelte, als Atlan den Krish'un-Umhang öffnete und sich der Stoff einen Augenblick später um Guckys Leib schloss.
    Der lebende Umhang, einst Zeichen der lemurischen Tamräte, schützte nun auch den Mausbiber auf seine einmalige Art, die weit über die Möglichkeiten des rein technischen SERUN- Schutzanzugs hinausging. Atlan hob den Ilt auf seine Arme und trug ihn weiter.
    Das Herz, eben noch ein Klumpen aus Eis, der bei jedem Schlag zu zerbrechen drohte, pochte wieder regelmäßiger. Guckys Atem ging gleichmäßig. Nur sein Gesicht lugte aus dem Krish'un heraus. Wolken kondensierten an der Innenscheibe des SERUN-Helms, und erstarrten sie nicht schon, ehe sie sich auflösten?
    Der Mausbiber genoss den Schutz des Umhangs. Ohne ihn wäre es ihnen wohl sogar als Zellaktivatorträger nicht

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